Rheindammsanierung Mannheim

Kleingärten und Sportanlagen können bleiben

Beginn des Planfeststellungsverfahrens verzögert sich - Großer Andrang bei Bürgerinformationsveranstaltung

24.09.2019 UPDATE: 25.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Mannheims Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala begrüßte die etwa 800 Bürger in der Rheingoldhalle. Foto: Gerold

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Was die Faktenlage angeht, hat sich in Sachen Rheindammsanierung nicht viel verändert. Das wurde am Montag bei der dritten Informationsveranstaltung des Regierungspräsidiums Karlsruhe (RP) in der proppenvollen Neckarauer Rheingoldhalle deutlich. Genau so deutlich wurde aber auch, dass die Interessengemeinschaft (BIG) Lindenhof und ihre Anhänger in ihrem Widerstand nichts an Vehemenz eingebüßt haben. Sie stellen sich gegen die Sanierungsmethode, da sie zur Folge haben könnte, dass viele Tausend Bäume gefällt werden müssten.

Deshalb war für viele Bürger eine der zentralen Fragen des Abends, wie viele Bäume denn jetzt verschwinden. Doch diese Frage vermochte Armin Stelzer, Leiter des Landesbetriebs Gewässer beim RP, nicht genau zu beantworten. 1000 größere und "wertgebende" Bäume müssen laut Umweltplanung des RP fallen. Hinzu kommen aber auch viele kleine und junge Bäume. Eine Zahl zu nennen, sei schwierig, so Stelzer. "Es kommt weniger auf die Zahl als auf die Fläche an." Die beträgt sieben Hektar und damit vier Prozent des Waldparks. Doch es sind genau vier Prozent, die den beliebten Spazierweg am und auf dem Rheindamm säumen.

Für die gefällten Bäume muss das RP einen Ausgleich schaffen. Das heißt: neue Bäume pflanzen. Die Ausgleichsflächen liegen zwar am Rhein - allerdings weit weg im Nordwesten der Stadt bei Kirschgartshausen. Das schmeckte den Bewohnern von Lindenhof und Neckarau natürlich weniger. Doch man müsse die Bäume dort pflanzen, wo Platz sei, gab Armin Stelzer zu bedenken.

Mehrfach warfen ihm Bürger vor, dass er stur an seinen Sanierungsplänen festhalte und jedwede Alternative ignoriere. Dem widersprach der Planer: Man habe beispielsweise die Anregung des Nabu-Vorsitzenden Paul Henze aufgegriffen und auf der Hälfte eines Bauabschnitts die Spundwand der Erdbauweise vorgezogen. Ebenso habe man mit Anwohnern, Kleingärtnern, Gastronomen und Vereinen gesprochen. Das Ergebnis: Kleingärten, Sportanlagen und die Terrasse des Restaurants Estragon bleiben unangetastet. Allerdings müssen an der Terrasse einige Bäume für die baumfreie Zone weichen.

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"Wir haben immer wieder Anregungen aufgegriffen und geschaut, ob etwas fachlich machbar ist", beteuerte er. Aufgrund dieser Tatsache verzögere sich gar die Einreichung der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren bei der Stadt Mannheim um ein halbes Jahr bis Frühling 2020.

Wenn die Unterlagen eingegangen sind, prüft die Stadtverwaltung als Genehmigungsbehörde diese und fordert gegebenenfalls weiter Informationen. Im Zug des Planfeststellungsverfahrens können sich die betroffenen Träger öffentlicher - beispielsweise Behörden und Umweltverbände - und privater Belange zum Vorhaben äußern. Am Ende erteilt die Stadt Mannheim dann den Planfeststellungsbeschluss, der wie eine Baugenehmigung anzusehen ist. Vor 2022 sei damit laut Armin Stelzer jedoch nicht zu rechnen.

Mannheims Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) betonte, man werde für die Prüfungsphase auf externe Gutachter und Experten zurückgreifen. Einer von ihnen ist der Ingenieur Christian Schmidt vom Ingenieurbüro Krebs & Kiefer, den die BIG mit einem eigenen Gutachten beauftragt hatte. Ein Etappenerfolg für die BIG, deren Vorsitzender Ulrich Holl noch einmal die Forderung nach einer durchgehenden Spundwand für die 3,6 Kilometer lange Strecke bekräftigte. Seiner Auffassung nach sei das nicht nur sicherer, sondern rette einen Großteil der Bäume. Ein separater Dammverteidigungsweg sei nicht notwendig.

Genau auf den besteht jedoch Armin Stelzer, damit die Einsatzkräfte im Notfall mit 30-Tonnern anrücken können, um den Damm bei Hochwasser zu verteidigen. Bäume auf und neben dem Damm stellen für ihn eine Gefahr für die Helfer dar. Die Ertüchtigung soll den Rheindamm für ein 200-jährliches Hochwasser fit machen. Das RP beziffert die Kosten auf 16 Millionen Euro und schätzt, dass die Bauzeit fünf Jahre beträgt.

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