Spendenaktion "RNZ hilft"

So helfen Sie Ukraine-Flüchtlingen beim Ankommen

Die gemeinsame Spendenaktion zusammen mit der Evangelischen und der Katholischen Kirche soll schnelle Unterstützung in Notfällen bieten.

14.04.2022 UPDATE: 10.05.2022 21:00 Uhr 11 Minuten, 41 Sekunden
Die beiden Flüchtlingsseelsorger Sigrid Zweygart-Pérez (Mitte) und Jochen Winter (2. v.r.) hoffen gemeinsam mit den Geflüchteten Luka Kikvadze, Fatemeh Raha Shirazi und Afshin Teimourigohar (v.l.) auf Spenden für ihre Arbeit – unter anderem in Patrick-Henry-Village. Foto: Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Am 24. Februar startete Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Darauf folgte eine Fluchtbewegung, wie sie Europa seit Jahrzehnten nicht erlebt hat. Millionen Menschen haben binnen Wochen das Land verlassen, weit über 300.000 haben bislang in Deutschland Zuflucht gefunden, mehr als 1000 in Heidelberg.

Während die Versorgung der Menschen grundsätzlich funktioniert, bringt eine solche Ausnahmesituation aber auch immer wieder Notlagen mit sich. Junge Familien etwa, denen im Ankunftszentrum Thermoskannen fehlen, um Babynahrung zuzubereiten. Menschen, deren Ersparnisse nicht reichen, um die Zeit zu überbrücken, bis sie Sozialleistungen erhalten. Oder Heidelberger, die eine Familie beherbergen, dafür aber eine Schlafcouch benötigen.

Pfarrerin Christiane Bindseil (3.v.r.) hat den Handarbeitstreff ins Leben gerufen, der auch der Ukrainerin Nelia sehr hilft. Auf das Foto wollte die 39-Jährige jedoch nicht. Foto: Rothe

Beispiele wie diese gibt es viele. Denn auch wenn die Behörden besser auf die vielen Geflüchteten vorbereitet sind als 2015, gibt es immer wieder Lücken in der Versorgung. Weil die Bewilligung von Sozialleistungen eben dauert. Weil Kinder manchmal keine Ausweisdokumente haben und die Prüfung ihrer Anträge deshalb Zeit braucht. Oder weil zum Ankommen eben mehr gehört als ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen – Spielzeug etwa, ein Sprachkurs und Begegnungsmöglichkeiten oder ganz einfach frische Unterwäsche. Denn die meisten Geflüchteten können nur das Nötigste mitbringen. Ihre Ersparnisse sind hier zudem oft wenig wert.

Zum Glück treffen sie in Heidelberg und der Region nicht nur auf viel Verständnis, sondern auch auf enorme Hilfsbereitschaft – seitens der offiziellen Stellen, der Sozialverbände, aber auch vieler Privatpersonen. So melden sich seit Kriegsbeginn regelmäßig Leser bei der RNZ, weil sie wissen wollen, wie sie die Geflüchteten hier vor Ort am besten unterstützen können.

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Deshalb startet die Rhein-Neckar-Zeitung nun gemeinsam mit den beiden großen Heidelberger Kirchen die Spendenaktion "RNZ hilft". Ziel ist es, den Menschen, die in und um Heidelberg Zuflucht finden, den Start zu erleichtern, in Notfällen zu helfen sowie Sozialverbände und Ehrenamtliche in ihrer Arbeit mit und für Geflüchtete zu unterstützen. Wie bei der RNZ-Weihnachtsaktion wollen wir dabei nicht nur um Spenden werben, sondern auch regelmäßig zeigen, wie den Menschen konkret geholfen wird, aber auch, wo weitere Unterstützung nötig ist. Dabei arbeitet die RNZ eng zusammen mit der Katholischen und der Evangelischen Kirche Heidelbergs und unterstützt deren "Ökumenischen Spendenfonds Flucht und Vertreibung". Dessen Zweck ist es, Geflüchteten aus der Ukraine – aber auch aus anderen Ländern – zügig und unbürokratisch helfen zu können.

Sigrid Zweygart-Pérez und Jochen Winter machen das seit Jahren. Beide sind Seelsorger für Geflüchtete im Ankunftszentrum in Patrick-Henry-Village – Zweygart-Pérez für die Evangelische, Winter für die Katholische Kirche. Neben der Betreuung versorgen sie die Menschen mit ganz praktischen Dingen, die Behörden nicht finanzieren. Brillen etwa. Oder Blutdruckmessgeräte. Oder Fahrkarten, um zur Botschaft zu gelangen. "Wir springen ein, wo das staatliche System nicht helfen kann", erklärt Winter. Seit März hilft ihnen dabei der Spendenfonds. Die erste große Ausgabe daraus waren 2000 Euro, um Thermoskannen und Babykleidung für Familien in PHV zu kaufen. Mit Unterstützung der RNZ-Leser sollen unbürokratische Aktionen wie diese auf Dauer ermöglicht werden. "Der Bedarf wird bleiben", weiß Zweygart-Pérez.

Hilfe brauchen Geflüchtete und Ehrenamtliche aber auch außerhalb des Ankunftszentrums. Etwa eine Heidelberger Familie, die neun Ukrainer in ihrer Dreizimmerwohnung beherbergt – und zu Beginn auch mit Lebensmitteln versorgt hat. "Aber irgendwann kommt die auch an ihre Grenzen", berichtet Zweygart-Pérez. Mit dem Fonds könne man die Menschen, die sich so engagieren, finanziell entlasten. Dazu hat die Pfarrerin bereits 50 Einkaufsgutscheine à 20 Euro besorgt, die sie an geflüchtete Familien verteilt. Auch für größere Einzelposten sollen Mittel aus dem Fonds und der RNZ-Aktion genutzt werden können. Derzeit brauche etwa ein Geflüchteter dringend ein Pflegebett in seiner Unterkunft. Eigentlich wäre der Träger zuständig, doch das dauere in der Regel zu lange. "Da wollen wir kurzfristig aushelfen", betont die Pfarrerin.

Akute Fälle wie dieser waren es, die Christof Ellsiepen, den Dekan der Evangelischen Kirche, und Johannes Brandt, den Stadtpfarrer der Katholischen Kirche, dazu gebracht hatten, den Spendenfonds ins Leben zu rufen. "Die staatliche Hilfe kommt häufig nicht schnell genug und reicht manchmal nicht aus", berichtet Ellsiepen. "Wir können dagegen schnell und unbürokratisch helfen", fügt Brandt hinzu. Die Nachfrage nach kurzfristiger Nothilfe sei in den letzten Wochen deutlich gestiegen. "Und sie wird wohl auch weiter hoch bleiben." Umso mehr freuen sich Ellsiepen und Brandt über die Kooperation mit der Rhein-Neckar-Zeitung.

Denn perspektivisch soll der Fonds nicht nur Nothilfe leisten, sondern auch einen Beitrag zur Integration der Geflüchteten und zum Austausch mit den Einheimischen. Schon jetzt unterstützt er ein Projekt der Kirchheimer Pfarrerin Christiane Bindseil. Deren Gemeinde bietet einen Sprachkurs für Ukrainerinnen samt Kinderbetreuung an. In Zukunft sollen solche Angebote ausgebaut werden, soll geschaut werden, was die Menschen sonst noch brauchen, um sich in Heidelberg und der Region wohl und sicher zu fühlen. "Unser Ziel ist ein gutes Willkommen mit allem, was dazu gehört", betont Ellsiepen. Dafür hoffen er und Brandt – aber auch viele Helfer und Flüchtlinge – nun auf Unterstützung der RNZ-Leser.


Spenden für die Aktion "RNZ hilft" sind möglich an das Spendenkonto Evangelische Kirche in Heidelberg:

IBAN: DE77 6725 0020 0009 3129 51
BIC: SOLADES1HDB
Betreff: "RNZ hilft"

Wer im Betreff zudem seine Adresse angibt, bekommt eine Spendenquittung zugeschickt. Wer mit einer Banking-App diesen QR-Code scannt, kann unkompliziert direkt spenden.

Die Verteilung der Mittel läuft über die Evangelische und die Katholische Kirche Heidelberg. Anträge stellen in der Regel deren Sozialverbände Caritas und Diakonie, die mit ihrer Migrationsberatung in direktem Austausch mit den Menschen sind. Aber auch die Flüchtlingsbeauftragten der Kirchen und Mitgliedsgemeinden können Gelder beantragen. Unterstützt werden bedürftige Geflüchtete und Migranten aus der Ukraine, aber auch aus anderen Ländern, die in Heidelberg und dem Umland leben oder einen direkten Bezug zur Stadt haben.


Die Ukrainerin Nelia und ihr Sohn haben im Krieg Grausames erlebt

Von Denis Schnur

Nelia ist eine starke Frau. Nachdem die russische Armee ihr Dorf in der Nähe von Butscha in der Ukraine eingenommen hatte, harrte die Ingenieurin mit ihrem zwölfjährigen Sohn und anderen 15 Tage lang in einem Keller aus – ohne Heizung und ohne Strom. Und als ein Verwundeter um Hilfe bat, operierte sie ein Trümmerstück aus seiner Wunde und nähte sie zu. Ein Arzt leitete sie telefonisch an, die Wunde verheilte gut. Das erzählt Nelia am Mittwoch ganz ruhig der Übersetzerin und der RNZ im Hermann-Maas-Haus in Kirchheim. Demnach musste sie auch beobachten, wie russische Scharfschützen den Bürgermeister ihres Dorfs, dessen Mitarbeiter und ihren Schwager erschossen. "Wir konnten ihn drei Tage nicht beerdigen." Und sie erzählt, wie sie beim Brennholzsuchen eine Bombe fand, die noch nicht explodiert war.

Von Nigeria nach Kiew, jetzt nach Heidelberg: Laveth Nwosu und Joel Ugorji haben einen weiten Weg hinter sich. Foto: Rothe

Doch nachdem Nelia und ihr Sohn – der Vater darf das Land nicht verlassen – einen Fluchtkorridor genutzt und es Mitte März nach Heidelberg geschafft hatten, brauchte auch die 39-Jährige Hilfe. "Ich fühlte mich wie ein Roboter. Mein Körper war hier, mein Kopf nicht", erinnert sie sich. Für ihren Sohn war es noch schlimmer, der Zwölfjährige hatte zu viel Grausames ansehen müssen. "Er weinte viel." Beide fanden Unterstützung bei einer ukrainischen Psychologin in Heidelberg – nicht nur die Gespräche halfen, auch dass sie sie mit anderen Ukrainerinnen in der Stadt zusammenbrachte. "Nach einem Monat fühlte ich mich wieder wie ein Mensch."

Dazu beigetragen haben auch ihre regelmäßigen Treffen mit anderen Frauen, die seit April bei der Kirchheimer Bonhoeffer-Gemeinde stattfinden. Erst in einem Sprachkurs, seit zwei Wochen zudem in einem Handarbeitstreff, zu dem auch Anwohnerinnen und Anwohner eingeladen sind. "Ich musste dringend etwas tun, wieder einen Alltag haben – egal wie", sagt Nelia. "Und hier sind viele Frauen, die Ähnliches erlebt haben. Manchmal hilft es schon, davon zu erzählen."

Die Initiative zu Sprachkurs und Treff ging von Pfarrerin Christiane Bindseil aus. Sie musste gar nicht groß für das Angebot werben. "Binnen eines halben Tages waren alle 20 Plätze belegt." Das dürfte auch daran liegen, dass die Gemeinde parallel zum Kurs eine Kinderbetreuung anbietet. So können sich die vielen jungen Mütter unter den Geflüchteten auf den Unterricht konzentrieren.

Und auch bei dem Handarbeitstreff wuseln nun jeden Mittwoch ab 15 Uhr Dutzende Kinder durch das Hermann-Maas-Haus, während sich die Mütter unterhalten, nähen und stricken, malen, Deutsch lernen – oder wie Nelia diese Woche einen Kuchen backen. "Es geht darum, dass die Frauen sich austauschen können – untereinander, aber auch mit den Menschen aus der Nachbarschaft", so Bindseil. Deshalb würde sie sich freuen, wenn noch mehr Anwohner reinschauen würden.

Ende dieser Woche startet in der Gemeinde der zweite Deutschkurs – wieder mit 20 Frauen aus der Ukraine und paralleler Kinderbetreuung. Geht es nach Bindseil, wird diese bald auf den ganzen Tag ausgeweitet. Dazu sei man schon mit einer Ukrainerin im Gespräch, die selbst Erzieherin ist. Eigentlich ist es Aufgabe der Stadt, die Kinderbetreuung zu organisieren. "Aber wir wollen da nicht warten. Denn die allermeisten Frauen wollen ja arbeiten oder einen Intensivkurs in Deutsch machen." Deshalb soll die Betreuung – wie schon die Sprachkurse und der Handarbeitstreff – zunächst aus Mitteln des Nothilfefonds "Flucht und Migration" finanziert werden, den die RNZ mit "RNZ Hilft" unterstützt (siehe Hintergrund).

Davon würden auch Nelia und ihr Sohn profitieren. Die Ingenieurin lernt schon fleißig Deutsch, streut im Gespräch immer mal wieder ein Wort ein – "Danke!" etwa. Eigentlich hofft sie jedoch auf einen Intensivkurs – doch für einen Platz dort muss man lange warten. Sie müsse aber ja wissen, wie hier alles heißt, müsse alleine einkaufen gehen können. Denn auch wenn sie wieder in die Ukraine zurückgehen möchte, zu ihrer Familie, in ihren Beruf, glaubt sie nicht, dass das in naher Zukunft möglich sein wird – selbst wenn der Krieg bald enden sollte. "Dann hätte ich immer noch große Angst um meinen Sohn. Da liegen überall noch Minen, Bomben und Waffen." Außerdem sei so viel Infrastruktur zerstört, der Junge müsse doch zur Schule gehen. "Ich fürchte, das wird noch dauern, bis das wieder möglich ist."


Ein neues paar Schuhe, das viel Freude bringt - Hilfe für vierjähriges Mädchen mit Gehbehinderung

Heidelberg. (jus) In die Chapel des Ankunftszentrums in Patrick-Henry-Village kommt eine junge Mutter mit ihrer vierjährigen Tochter zu Sigrid Zweygart-Pérez, Pfarrerin für Flucht und Migration. Gemeinsam mit der Oma der Kleinen sind sie aus der Ukraine geflüchtet, der Vater blieb im Land zurück. Zweygart-Pérez weiß, dass das Mädchen eine leichte Behinderung hat, deretwegen sie nicht so gut gehen kann.

Mit Händen und Füßen gibt die Mutter der Pfarrerin zu verstehen, dass der Tochter ihre Schuhe zu klein geworden sind, sodass sie noch schlechter als sonst laufe. Passende Schuhe findet Zweygart-Pérez im Fundus des PHV nicht. "Bei Kindern sind gute Schuhe sowieso wichtig, und gerade aufgrund der Behinderung wären billige Schuhe ungeeignet gewesen", erzählt Zweygart-Pérez.

Durch die Spenden von "RNZ hilft" konnte Zweygart-Pérez mit der Mutter und ihrer Tochter gleich am nächsten Tag losziehen – und passende Schuhe kaufen. 50 Euro kosteten sie und brachten der Familie viel Freude: "Die Mutter war wirklich froh und kam später noch einmal zu mir, um sich zu bedanken und zu zeigen, wie gut die Kleine darin läuft."

Zweygart-Pérez sagt, die Möglichkeit einer solch unkomplizierten Unterstützung sei "echt genial". "Das macht es so viel einfacher, schnell und unbürokratisch zu helfen", so die Seelsorgerin. Für sie seid es ein großes Geschenk, etwa einfach so spontan Schuhe kaufen zu können. Sie betont: Schon mit zehn Euro können die Helfer etwas anfangen, zum Beispiel eine Telefonkarte kaufen. "Und für 15 Euro gibt es schon günstige Brillen, die auch einen Unterschied machen", sagt Zweygart-Pérez.

Für diese Art der schnellen und unbürokratischen Hilfe sind die RNZ und die großen Kirchen in Heidelberg auf Spenden angewiesen.


Laveth Nwosu und Joel Ugorji wollten sich in Kiew ein gemeinsames Leben aufbauen. Doch der Krieg machte sämtliche Pläne zunichte.

Heidelberg. (dns) Ihre Zukunft hatten sich Laveth Nwosu und Joel Ugorji ganz anders vorgestellt. Beide sind in Nigeria geboren. Die 25-Jährige lebte seit 2015 in Kiew, Anfang Februar kam auch ihr 32-jähriger Verlobter in die ukrainische Hauptstadt. Sie studierte bereits Medizin, er schrieb sich für einen Master in Wirtschaft ein. "Ich hatte gerade alle Formalitäten erledigt, als der Krieg begann", berichtet Ugorji der RNZ. Zunächst blieb das Paar in Kiew, hoffte, dass der Krieg schnell vorbei geht und sie in der Wahlheimat bleiben können. "Doch wir konnten nicht schlafen." Jede Nacht habe man die Bomben gehört, hätten die Wände gewackelt, habe das Paar Angst gehabt. Nach zwei Tagen nahmen sie den Zug über Ungarn nach Deutschland – und landeten schließlich im Ankunftszentrum in Heidelberg.

Statt einem neuen Leben in Kiew standen sie plötzlich vor dem Nichts. Sieben Jahre lang hatte Nwosu Ukrainisch gelernt, sich ein Leben aufgebaut, stand kurz vor dem Abschluss. Ugorji war bereit für das Studium und dafür, als Karatelehrer seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Stattdessen waren beide in Heidelberg mit leeren Taschen: "Wir konnten im Zug kaum etwas mitnehmen – und unser Bargeld war schon in Ungarn aufgebraucht."

Doch das Paar hatte Glück im Unglück: Über die Flüchtlingsseelsorger im Ankunftszentrum kamen sie mit Christiane Bindseil in Kontakt, Pfarrerin der Kirchheimer Bonhoeffer-Gemeinde. Sie nahm das junge Paar zunächst in ihrem eigenen Haus auf, vermittelte ihnen später eine Unterkunft. Und nicht nur das: Die Pfarrerin sorgte auch dafür, dass die beiden eine Hilfe aus dem Nothilfefonds "Flucht und Migration" der beiden großen Kirchen in Heidelberg bekommen, den die RNZ mit ihrer Aktion "RNZ hilft" unterstützt. Rund 30.000 Euro haben die Leserinnen und Leser bislang bereits gespendet.

Neben etwas Geld für den Start in der neuen Heimat besorgte Pfarrerin Bindseil mithilfe des Fonds und der RNZ-Aktion auch einen neuen Karateanzug für Ugorji. Denn der 32-Jährige will auch in Deutschland weiter Kampfsport betreiben – und unterrichten. Bindseils Sohn profitiert bereits von Privatstunden, künftig will Ugorji so aber auch Geld verdienen: "Ich will für meine Verlobte und mich sorgen."


Spendenbereitschaft nach wie vor hoch

Heidelberg. (jus) Geflüchteten schnell und unbürokratisch helfen – für diesen Zweck wurde der Nothilfefonds "Flucht und Migration" der beiden großen Kirchen in Heidelberg, den die RNZ mit ihrer Aktion "RNZ hilft" unterstützt, ins Leben gerufen. Und die Spendenbereitschaft der Heidelberger ist ungebrochen: Allein in der vergangenen Woche kamen 5150 Euro an Spenden dazu – insgesamt wurden damit bereits 37.859 Euro von 169 Einzelspendern gespendet.

Aber auch der Bedarf ist weiter groß – und er reißt nicht ab. Das berichtet Michael Deimann, Fachbereichsleiter des Sozialdienstes beim Caritasverband Heidelberg. "Wir haben noch keine Mittel aus dem Nothilfefonds beantragt – werden dies aber wahrscheinlich in der kommenden Zeit tun", erzählt er. Der Grund: Bislang sei es bei den Geflüchteten aus der Ukraine, die in großer Zahl nach Heidelberg kamen, vor allem um die Existenzsicherung gegangen – also darum, eine Wohnung zu finden, sich zu registrieren und Sozialleistungen zu beantragen. "Die Geflüchteten müssen erstmal ankommen", so Deimann. Er geht aber davon aus, dass ihn in den kommenden Wochen speziellere Anfrage erreichen: "Die Menschen brauchen dann etwa Möbel für die Wohnung oder andere Dinge, die in den regulären Sozialleistungen nicht enthalten sind, zum Beispiel eine orthopädische Matratze", so Deimann. Zudem glaubt er, dass viele Geflüchtete Geld brauchen, wenn sie in Deutschland arbeiten wollen – etwa für Fortbildungen oder berufliche Anerkennungsverfahren. "Das ist dann alles kein Problem, denn die Verwendung der Mittel ist ja offen – und das ist sehr sinnvoll", sagt Deimann.

In dem Tafel-Laden, der vom Caritasverband betrieben wird, machen sich die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine schon bemerkbar: 30 Prozent mehr Kunden habe man verzeichnet, berichtet Deimann. Um das zu stemmen, habe man zwar keine Mittel aus dem Nothilfefonds benötigt – "aber wir sind personell und organisatorisch an unseren Grenzen".


Mädchen soll Sehkraft behalten

In der Bonhoeffer-Gemeinde setzt sich Pfarrerin Christiane Bindseil für Geflüchtete ein und hat dort etwa Sprachkurse sowie eine Begegnungsstätte und eine Kinderbetreuung eingerichtet. Kürzlich kam eine Frau aus der Ukraine mit ihrer zwölfjährigen Tochter zu ihr. Das Mädchen leidet unter einer Hornhautverkrümmung, weshalb sie spezielle Kontaktlinsen benötigt. Trägt sie diese nicht, lässt ihre Sehfähigkeit immer weiter nach. In der Ukraine wurde das Mädchen ärztlich betreut, doch dann musste ihre Mutter mit ihr und der 14-jährigen Schwester Hals über Kopf das Land verlassen.

"Die Krankenkasse zahlt diese speziellen Linsen nicht und die Familie hat kein Geld, um sie sich selbst zu kaufen", erzählt Bindseil. Mit Geldern aus dem Nothilfefonds "Flucht und Migration" der beiden großen Kirchen in Heidelberg, den die RNZ mit ihrer Aktion "RNZ Hilft" unterstützt (siehe Artikel links), konnte Bindseil Abhilfe verschaffen. Die Pfarrerin fuhr mit der Familie extra nach Mannheim zu einem Optiker, der in solchen Fällen für seine Arbeitszeit kein Geld verlangt. "Es war wirklich eine große Hilfe, dass wir so unkompliziert auf Geld für die Lisenen zurückgreifen konnten", sagt Bindseil. Für diese Art der schnellen und unbürokratischen Hilfe sind die RNZ und die großen Kirchen in Heidelberg auf Spenden angewiesen.


Medizinische Hilfe für Flüchtlinge

Heidelberg. (jus) Krank sein ist immer schlimm – krank sein auf der Flucht allerdings besonders. Im Ankunftszentrum in Patrick-Henry-Village (PHV) spielt die Medizinische Ambulanz deshalb eine besondere Rolle. An vielen Tagen platzt sie schier aus allen Nähten, wie Sigrid Zweygart-Pérez, Pfarrerin für Flucht und Migration in PHV, berichtet. In der Ambulanz bekommen Kinder und Erwachsene die nötigen Untersuchungen und oft auch die erforderlichen Therapien, jedoch in engen Grenzen. Viele wichtigen Medikamente und Hilfsmittel müssen von den Geflüchteten selbst bezahlt werden, was bei den geringen Beträgen, die den meisten zur Verfügung stehen, oft nicht möglich ist.

Zweygart-Pérez erzählt etwa von Geflüchteten in PHV, die dringend ein Blutdruckmessgerät benötigen. Diese Apparate werden allerdings vom Regierungspräsidium nicht bezahlt. An dieser Stelle kann der Nothilfefonds "Flucht und Migration" der beiden großen Kirchen in Heidelberg greifen, den die RNZ mit ihrer Aktion "RNZ Hilft" unterstützt. Bislang konnten darüber zum Beispiel vier Personen in PHV unkompliziert mit einem solchen Gerät ausgestattet werden.

Für diese Art der schnellen und unbürokratischen Hilfe sind die RNZ und die großen Kirchen in Heidelberg auf Spenden angewiesen. Bislang kamen bereits 47 479 Euro im Rahmen der Aktion "RNZ Hilft" zusammen. 

Info: Am Montag, 18. Juli, findet im Hosanna-Zentrum der Lutherkirche, Vangerowstraße 5, um 19 Uhr ein Danke-Fest statt, mit dem sich die RNZ und die Kirchen für die Spenden bedanken wollen. Anmelden kann man sich per Mail an RNZ-Forum@rnz.de. Auch bei dem Danke-Fest kann noch für den Nothilfefonds gespendet werden.


Spendenkonto:

Evangelische Kirche in Heidelberg
IBAN: DE77 6725 0020 0009 3129 51
BIC: SOLADES1HDB
Betreff: "RNZ hilft"

Wer im Betreff seine Adresse angibt, erhält eine Spendenquittung. Wer mit seiner Banking-App den abgebildeten QR-Code scannt, kann unkompliziert spenden.

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