"Medizin am Abend" in der Kopfklinik

Das müssen Sie beim Schlaganfall tun

Professor Wolfgang Wick zum Schlaganfall - Von Anzeichen, Risikofaktoren und revolutionären Verbesserungen in der Therapie

19.10.2017 UPDATE: 20.10.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Prof. Wolfgang Wick, Geschäftsführender Direktor der Neurologischen Klinik, gab den Zuhörern im Hörsaal der Kopfklinik wichtige Hinweise darauf, was die moderne Medizin im Falle eines Schlaganfalls tun kann. Foto: Philipp Rothe

Von Birgit Sommer

Heidelberg. Wie auch immer sich die Therapien verbessern mögen - bei Schlaganfall zählt nur eines: Sofort den Notruf 112 wählen, wenn ein Mensch mit hängendem Mundwinkel, mit halbseitiger Lähmung oder mit Sprachverständnisstörungen auffällt. Nicht erst den Hausarzt informieren, das wäre ein Umweg.

Professor Wolfgang Wick, Ärztlicher Direktor in der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums, hielt seinen Vortrag über den Schlaganfall bei "Medizin am Abend" weniger wissenschaftlich, aber klar und eindringlich. "Für den wissenschaftlichen Vortrag komme ich noch einmal extra", schmunzelte er. Die Zuhörer, so seine Absicht, sollten genau wissen, was im Ernstfall zu tun ist, und auch nachvollziehen können, in welche Klinik sie der Rettungsdienst bringt. Denn über 80 Prozent der Betroffenen sind in der nächstgelegenen Schlaganfallstation (Stroke Unit) eines Krankenhauses gut aufgehoben, wo ein Blutgerinnsel in den Adern per Lyse aufgelöst werden kann.

Die anderen brauchen eine Spezial-Abteilung - in Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen, Heilbronn -, wo das verstopfende Blutgerinnsel mithilfe eines Katheters entfernt werden kann. Je nachdem, wie groß das Gerinnsel ist und an welchem Ort im Körper das Blutgefäß verschlossen ist, wird diese Thrombektomie eingesetzt.

Damit das schnell passieren kann, werden oft nicht die Patienten von der Akutklinik in ein Spezialzentrum weitergefahren, sondern die Ärzte kommen zu ihnen. "Ludwigshafen und Frankfurt werden so von Heidelberg aus versorgt", erklärte Wolfgang Wick. "Wir sind fast immer vor den Patienten da, es kommt also nicht zu einer unbotmäßigen Verzögerung."

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Das Gute daran laut Prof. Wick: Der Eingriff ist auch noch neun bis zwölf Stunden nach dem Schlaganfall möglich, so dass diejenigen bessere Chancen auf ein Leben ohne Behinderung haben, die der Schlaganfall im Schlaf ereilte und die mit Symptomen aufwachen. 40 Prozent der Schlaganfälle passieren in der Nacht, oft in den frühen Morgenstunden. Wer alleine lebt - das war die Frage einer Zuhörerin -, kann möglicherweise das Telefon für den Notruf nicht erreichen und sollte sich deshalb vielleicht den Notfallknopf am Armgelenk zulegen, der zu Rettungsdiensten führt.

Diese gelten überhaupt als die Hauptstellschrauben für die schnelle Versorgung der Kranken. Die Ärzte haben deshalb ein Netzwerk für die praktische Fortbildung in der Region geknüpft. "Der Rettungsdienst hier ist hervorragend, aber etwas überlastet", bekannte Wick. Ob man wohl als Kranker oder Angehöriger Einfluss darauf nehmen könne, wohin man gebracht werde, lautete eine Frage aus dem Publikum. "Ich würde mich sehr wahrscheinlich auf den Rettungsdienst verlassen", meinte Wick. Keine Angst auch vor Auslandsaufenthalten in Europa: In Polen etwa oder in Katalonien gebe es eine gute Schlaganfallversorgung. Wicks Botschaft jedenfalls war klar: "Sie können ganz beruhigt und froh da wohnen, wo Sie wollen." Es muss nicht direkt neben einer Klinik sein, um gut überleben zu können.

Wick sprach von der Rehabilitation, die möglichst früh einsetzen müsse und mit der sich Defizite auch mehr als zwölf Monate nach dem Schlaganfall noch deutlich verbessern ließen: "Das ist Höchstleistungssport für die Patienten, aber er lohnt sich." Das Leben nach dem Schlaganfall wird anders sein als zuvor, weiß er von seinen Patienten: "Die Sicherheit, das Gefühl der Unversehrtheit, ist nicht mehr da." Die Gefahr, einen erneuten Schlaganfall zu erleiden, herrscht vor allem in den ersten Stunden nach dem Ereignis. Und auch später zählen natürlich die Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder Vorhofflimmern des Herzens.

Die Zuhörer bei "Medizin am Abend", für die die 400 Sitzplätze im Hörsaal der Kopfklinik wieder einmal nicht ausreichten, hatten noch viele Einzelfragen an den Experten. Prof. Wolfgang Wick beantwortete sie alle.

Info: Alles über Schlaganfall erfährt man im Internet unter www.fast-schlaganfall.de.

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