Heidelberg

Pensionierter Lehrer schrieb einen historischen Roman

Als sich zwei Kaiser in Heidelberg trafen: Wolfgang Vater beschreibt die Begegnung der Machthaber 1815.

06.01.2022 UPDATE: 07.01.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Für seinen historischen Roman „Die Kaiser in Heidelberg“ hat Wolfgang Vater viel recherchiert. Regal um Regal suchte er dafür in einem Antiquariat in der Altstadt nach dem Zeitzeugnis eines Pfarrers. Er trieb es auf und orientierte sich daran beim Schreiben. Foto: Philipp Rothe

Von Marion Gottlob

Heidelberg. Fast 300 Euro für ein Buch: So viel ließ sich der Heidelberger Autor Wolfgang Vater ein Werk kosten. In einem Antiquariat in der Altstadt suchte er nach einem Band, den der Antiquar schließlich fand. Für 280 Euro erstand der pensionierte Lehrer das Tagebuch von Theophor Friedrich Dittenberger. Darin beschreibt der Pfarrer Dittenberger als Zeitzeuge die Juni-Tage von 1815, als sich in Heidelberg zwei Kaiser trafen. An diesem authentischen Zeugnis orientierte sich Vater, als er seinen neuen Roman "Die Kaiser in Heidelberg" schrieb. "Beim Schreiben war ich mitten in der Kaiserzeit. Ich sah dann das damalige Heidelberg vor mir", erzählt er.

Tatsächlich trafen sich der russische Zar Alexander I. und Franz Joseph Karl I., Kaiser von Österreich, in Heidelberg. Ohne große protokollarische Zwänge besprachen sie am Neckar, wie sie dem Siegeszug eines Napoleons Einhalt gebieten könnten. Doch nicht die Kaiser sind die Hauptfiguren des Romans, sondern die kleinen Leute, die infolge der jahrelangen Kriege große Not leiden müssen.

Die beiden Frauen Babette und Sophie vom Landgasthof Haarlass werden zu Heldinnen. Babettes Gefährte fällt im Krieg. Auch Sophie ist in tiefster Trauer, weil ihr Alois in den Feldzug nach Russland geschickt wird. Als ihr der Tod des Geliebten gemeldet wird, glaubt sie es nicht. Sie bleibt ihm treu und lässt sich nicht verführen.

Rund um das weibliche Duo entfaltet sich das Leben eines Gasthofs mit all seinen Gästen. Da ist Edwin Rotzbach, auch Louis Le Beau genannt, der sich in Sophie verguckt hat. Da er auf ehrlichem Wege ihr Sympathie nicht erwecken kann, wählt er die Intrige. Zuerst sorgt er dafür, dass Sophies Liebster als Soldat eingezogen wird. Dann setzt er den Namen von Alois auf die Todesliste, obwohl es keine Todesnachricht gibt. Schließlich versucht er sogar, Sophies Eltern für seine bösen Absichten zu gewinnen.

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Mitten in diesen Kriegs- und Liebeswirren gibt es einen riesigen Aufruhr in Heidelberg: Gleich zwei Kaiser nehmen Quartier in der Stadt. Die schöne Sophie gehört plötzlich zum Personal des russischen Zaren. Sie tut ihr Bestes, damit sich die Gäste wohlfühlen. Als sie in Bedrängnis gerät, vertraut sie ihre Not dem fremden Herrscher an. Wie reagiert der mächtige Mann auf solche Sorgen?

Autor Vater wurde 1940 in Saaz in Tschechien geboren. Sein Vater starb, als er zwei Jahre alt war. Seine Mutter wurde mit ihm und der Schwester in einem Lager interniert. Nach einem halben Jahr gelang ihr die Flucht ins Schwäbische. Später machte Wolfgang Vater eine Ausbildung zum Hotelkaufmann und studierte dann an der Pädagogischen Hochschule. Anschließend machte er eine Ausbildung zum Gehörlosen-Lehrer und leitete schließlich als Direktor das Hör-Sprach-Zentrum Heidelberg/Neckargemünd. "Meine Mutter hat noch die habsburgischen Kaiser erlebt. Ihre Liebe zu Wien teile ich." Das ist ein weiterer Schauplatz seines Romans. Vater hat Wien oft besucht. Beim Schreiben in Corona-Zeiten stützte er sich auf Stadtpläne und Ansichten im Internet.

Über das Verfassen von sonderpädagogischen Sachbüchern fand Vater zum Schreiben von historischen Romanen. Für jedes Buch recherchiert er die Fakten. Zu dem neuen Werk regten ihn das Haarlass-Gebäude und der Russen-Stein nahe dem Haarlass an. Der Gedenkstein erinnert an einen russischen Kutscher, der im Neckar ertrank. Die meisten Figuren des Romans sind historisch belegt, nur die Liebespaare sind erfunden. Die Ereignisse aus dem Jahr 1815 dienen dem Autor als Wendepunkt der Geschichte. Mehr und mehr Menschen empören sich über die Willkür der Herrscher, die mit ihrer Gier, ihren Kriegen und Intrigen viel Leid über die Untertanen bringen.

Eines sei noch verraten: Die Liebe siegt über das Böse. Vater schreibt übrigens schon an seinem nächsten Buch. Es wird 1848 spielen, wenn tatsächlich Revolution und Revolte gegen die Herrschenden akut werden.

Info: Wolfgang Vater: Die Kaiser in Heidelberg, Historischer Roman, 215 Seiten, ISBN: 978-3-95428-275-3 , Preis: 12 Euro, Wellhöfer Verlag.

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