Zum ersten Mal seit drei Jahren

Stadt muss im großen Stil Straßenbäume bewässern

Im Zoo gibt es Abkühlung durch den Wasserstrahl – Quellen schütten weniger

19.07.2018 UPDATE: 20.07.2018 06:02 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Wasser - mal zum Gießen, mal zur Abkühlung: Die Stadt lässt gerade im großen Stil die Straßen-Bäume wässern. Foto: privat

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Die große Trockenheit fordert ihren Tribut: Zum ersten Mal seit drei Jahren muss das städtische Landschafts- und Forstamt im großen Stil Straßenbäume bewässern lassen. Momentan sind insgesamt zwölf Mitarbeiter mit vier Tankwagen im Zwei-Schicht-Betrieb im Einsatz - von 5 bis 21 Uhr.

Wie Martin Geißler vom Landschafts- und Forstamt berichtet, bekommt nicht jeder Baum Wasser, sondern vor allem die frisch angepflanzten und die jungen. "Ältere Bäume", so Geißler, "erreichen wir mit unseren Wassergaben kaum, die wurzeln zu tief im Erdreich." Wasser bekommen auch die Gewächse auf einem Untergrund, der kaum Wasser speichert - wie Sand und Kies. Oder auch die Bäume, die in der prallen Sonne mitten auf einer Straße stehen - wie beispielsweise in der Bahnhofstraße. "Wir kennen unsere Pappenheimer", sagt Geißler - und deren Anzahl schätzt er auf gut 600 bis 700 im gesamten Stadtgebiet. Natürlich wird bei der Stadtplanung von vornherein darauf geachtet, dass Bäume gepflanzt werden, die auch mal trockene Phasen wegstecken können. Aber es ist wie beim Menschen, sagt der Experte: "Es gibt Durstige und weniger Durstige" - besonders anspruchslos sind beispielsweise die Platanen am Neuenheimer Neckarufer oder in der Handschuhsheimer Landstraße.

Jeder der Bäume, die bewässert werden, bekommt zwischen 200 und 400 Liter, und auch deswegen glaubt Geißler nicht, dass es viel bringen würde, wenn sich die Bürger ihrer Bäume vorm Haus annehmen würden: "Eine Gießkanne hilft da nichts." Da das Wässern pro Baum auch mit den Schläuchen einige Minuten dauert, braucht der Tankwagen schon eine gewisse Zeit, bis er den Straßenzug gepackt hat: "Darum bitten wir um Verständnis - und auch dafür, dass man unser Fahrzeug hört. Es ist aber auch eine ungewöhnliche Situation." Und wie ungewöhnlich? "Solch eine Trockenheit ist speziell. 2015 war auch sehr trocken, aber um diese Zeit herum begann es zu regnen. Ob es so schlimm wird wie im Rekordsommer 2003, das kann man jetzt noch nicht sagen." Denn Geißlers Problem ist weniger, dass die Bäume verdursten, sondern dass sie in ihren Lebensfunktionen derartig geschwächt werden, dass sie anfälliger für Schädlinge oder Pilze werden,

Das Landschafts- und Forstamt lässt momentan nicht nur die Bäume wässern, sondern auch die Blumenbeete und frisch angelegten Strauchanlagen, aber keinen Rasen, bis auf einen: die Neckarwiese (und gelegentlich den am Zollhofgarten in der Bahnstadt). "Alle anderen Wiesen erholen sich, wenn es mal wieder regnet."

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Von Hitze und Trockenheit weitgehend unbeeindruckt sind hingegen viele Tiere im Zoo - weil sie oft aus noch wärmeren Gegenden stammen. Momentan nehmen gerade die Berberlöwen ausgedehnte Sonnenbäder. Andere suchen derzeit den Schatten - wie die Roten Pandas, die ursprünglich aus dem Himalaja stammen: Sie harren meist bewegungslos in den Baumkronen aus. Die Alpakas hingegen werden per Wasserdusche abgekühlt - am liebsten stehen sie mitten im Wasserstrahl. Kühlung von innen versprechen "Eisbomben", wie sie der Syrische Braunbär bekommt: Eisblöcke mit Obst und Fleisch drin.

Für die Stadtwerke, die für die Wasserversorgung zuständig sind, ist die Dürre bisher noch kein Problem: "Schon gar nicht bei der Versorgung mit Grundwasser - und das gilt für den Großteil des Stadtgebiets", sagt Sprecherin Ellen Frings. Allerdings könnte es bei den Quellen - sie versorgen fünf Prozent aller Haushalte - langsam eng werden: "Noch fließen sie, aber es kann sein, dass die Schüttung bald nicht mehr ausreicht, um alle angeschlossenen Haushalte zu versorgen." Zuletzt war das vom Sommer bis zum Jahresende 2015 so. Zudem sind die Quellen immer weniger ergiebig. Frings weiß: "Das ist ein bundesweites Phänomen und liegt am Klimawandel."

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