Heidelberg

Die Bäume in der Stadt haben es nicht leicht

Krone und Wurzelwerk befinden sich nicht immer im Gleichgewicht - Landschaftsamt hat 50 000 Bäume im Auge

16.08.2017 UPDATE: 17.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Der Silberahorn wurde zurückgeschnitten, um neu auszutreiben. Leider ohne Erfolg. Auch seine beiden Nachbarn links und rechts haben Probleme. Foto: Philipp Rothe

Von Timo Teufert

Wurde in der Franz-Knauff-Straße ein Silberahorn so stark zurückgeschnitten, dass er eingegangen ist? Das vermutet RNZ-Leser Günther Friedrich, der sich deshalb an die Stadtredaktion wandte. "Wie kann man einen solchen großen alten Baum so stark zurückschneiden? Ist das Absicht, damit wieder ein Baum da wegkommt?", fragt der Weststädter. Bei einem Vor-Ort-Termin widersprach das Landschafts- und Forstamt der Stadt diesen Vorwürfen und erklärte, was es bislang getan hat, um den Baum zu erhalten.

"Der Silberahorn hat uns schon lange Kummer gemacht", berichtet Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamtes. Er steht direkt an der Straße, seine Wurzeln wurden schon vor Jahren gekappt, um Platz für einen Parkstreifen zu schaffen. "So hat der Baum 40 Prozent seiner Wurzelmasse verloren", weiß Baader. Auf der anderen Seite, zur Grünfläche gegenüber der Tankstelle hin, fanden Schachtarbeiten statt, auch das hat dem Baum zugesetzt. "Der Baum konnte seine Krone nicht mehr ausreichend versorgen, deshalb haben wir ihn zurückgeschnitten. Wir wollten ihm die Chance geben, neu auszutreiben und dann eine neue Krone aufzusetzen", erklärt Baader. Am Stamm habe es zudem schon trockene Stellen gegeben. Auch wenn Baader verstehen kann, dass dem Anwohner der grüne Baum fehle, weist er dessen Vorwürfe zurück: "Wenn wir den Baum loswerden wollten, wäre er in einem halben Tag weg gewesen." In den letzten Jahren habe man sich intensiv um den Problembaum gekümmert: "Wir haben ihn gewässert und gedüngt, doch es hat leider nichts genutzt", berichtet Wolfgang Morr, Leiter des Regiebetriebs Gartenbau.

Der Silberahorn sei ein hochempfindliches Gehölz und habe mit 80 bis 90 Jahren seine Altersgrenze erreicht. "Auch der linke Nachbarbaum hat Probleme, er ist teilweise hohl. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als irgendwann die komplette Reihe auszutauschen", fürchtet Baader. Um grün zu sein, brauche ein Baum nicht viel: "Feinwurzeln und ein paar Jahresringe reichen völlig aus, um das Wasser nach oben zu bringen. Der Rest des Baumes ist das Gerüst für die Statik", weiß Morr.

Insgesamt 50.000 Bäume gebe es im Stadtgebiet, der Bestand zähle zu einem der ältesten in ganz Baden-Württemberg. Das Landschafts- und Forstamt sei bestrebt, alte und kräftige Bäume zu erhalten, auch wenn der Aufwand mit zunehmenden Alter immer größer werde. "Wirtschaftliche Aspekte spielen dabei keine Rolle, vielmehr überwiegen die ökologischen und ästhetischen Gesichtspunkte", erläutert Baader. Man versuche, die Bäume im Stadtgebiet so lange zu erhalten, wie es gehe. Beleg dafür ist auch die geringe Fällrate in der Stadt: Sie liegt bei nur einem bis eineinhalb Prozent pro Jahr. "Allerdings müssen wir das Ganze auch immer unter dem Sicherheitsaspekt betrachten, schließlich haben wir die Verkehrssicherungspflicht."

Das Landschafts- und Forstamt hat deshalb alle Bäume kartiert und dokumentiert deren Gesundheitszustand und mögliche Schäden. "Alle neun Monate wird ein Baum optisch in Augenschein genommen", erklärt Morr. Dafür seien sechs Mitarbeiter zuständig. Für die Baumpflege stünden im Regiebetrieb acht weitere Mitarbeiter bereit. "Zudem setzen wir auch noch Unternehmer ein", berichtet Baader. Vor allem dann, wenn nach Unwettern die Bäume noch einmal optisch begutachtet werden müssten.

Stadtbäume hätten insgesamt kein leichtes Leben: "Idealerweise korrespondieren die Größe der Krone und die Ausbreitung der Wurzeln", erklärt Morr. Doch gerade im Straßenraum müssten die Bäume - vor allem, wenn sie älter seien - mit weniger Platz für das Wurzelwerk auskommen, teilweise müssten die Kronen sehr weit oben beginnen, damit Lastwagen und Busse unter den Bäumen hindurch fahren könnten. Das führt aber wieder zu Problemen mit der Statik.

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