Als Alain Delon in Heidelberg zum Soziologie-Professor wurde
1967 drehte der Franzose unter anderem am Philosophenweg den Film "Nackt unter Leder".

Heidelberg. (RNZ) Die Füße lässig auf dem Tisch, das Drehbuch auf dem Schoß, schaut Alain Delon neugierig auf, um zu sehen, wer ihn bei der Arbeit stört. Es ist der 2. Oktober 1967. RNZ-Fotograf Gerhard Ballarin ist zu Besuch beim Dreh des Films "Nackt unter Leder", den Delon gemeinsam mit der englischen Sängerin Marianne Faithfull unter anderem in Heidelberg drehte.
RNZ-Leser Frédéric Finocchi erinnerte sich bei der Nachricht vom Tod des ehemaligen Verlobten von Romy Schneider am Sonntag an den Aufenthalt des französischen "Homme fatale" am Neckar, Grund genug für die RNZ, einen Blick in das Archiv zu werfen: Alain Delon spielt in "Nackt unter Leder" den Soziologie-Professor Daniel, für den die frisch verheiratete Französin Rebecca (Marianne Faithfull) ihren Ehemann Raymond verlässt. Immer wieder fährt sie auf ihrer Harley-Davidson aus dem Elsass zu Daniel, der in Heidelberg in einer Villa am Philosophenweg mit malerischem Ausblick arbeitet.
Ebendort besuchte die RNZ damals das Filmteam und berichtete: "Der französische Schauspieler wirkte allerdings gestern Vormittag zwischen gepflegtem Rasen und Blumenrabatten, in einem schaf-fellgefütterten Mantel über einem rot-schwarzen Seiden-Kimono, eher aufgeschlossen-freundlich als brutal-männlich. Noch bevor die Dreharbeiten begannen, machte er zusammen mit Marian Faithfull einen netten Krankenbesuch bei der Tochter Michaela des Hauses Dobringer, in dessen unmittelbarer Nähe die Aufnahmen gemacht werden."
Einen heimlichen Star am Filmset machte man damals auch aus: "Nur der Hausdackel ,Jackl’ – ein deutscher schwarzer Kurzhaarteckel – sprang mit völliger Unbekümmertheit durch ,sein Revier’, dessen Fremdkörper ihn verständlicherweise am meisten faszinierten. Er bändelte mit dem Produktionsleiter Paul Laffargue, Paris, an, er beschnüffelte Alain Delon, der sich für seinen Auftritt zurechtschminkte und er kokettierte mit einer charmanten französischen Presse-Referentin, die ihn sofort als ,Bebe’ in ihr Herz schloß."
Delon, Faithfull und "Jackl" hin oder her, die zeitgenössische Kritik lehnte "Nackt unter Leder" größtenteils ab. Der britische "Guardian" nannte den Film damals sogar eine "erbärmliche Katastrophe". Für die RNZ kam Kritiker Willi Fischer 1969 in der Rubrik "Filme in Heidelberg" zu einer versöhnlicheren Rezension: Er nannte das Werk einen "ebenso interessanten wie freizügigen Abenteuerfilm" und bescheinigte dem "gekonnten Streifen", eine "abenteuerliche Geschichte voll Spannung und ohne Zimperlichkeit".



