Stiftungsaufsicht setzt den Vorsitzenden ab
Paukenschlag im Kuratoriumsstreit der Portheim-Stiftung - "Sind jetzt einen kleinen Schritt weiter"

Seit 2013 war Peter Koepff Vorsitzender des Kuratoriums der Portheim-Stiftung. Im Oktober wurde er abgesetzt. Foto: Welker
Von Anica Edinger
Heidelberg. Jetzt hat die Stiftungsaufsicht gesprochen: Peter Koepff wurde gestern als Vorsitzender des Kuratoriums der Portheim-Stiftung, Träger des Völkerkundemuseums, mit sofortiger Wirkung abgesetzt. Das bestätigte auf RNZ-Anfrage Irene Feilhauer, Sprecherin des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe, das als Aufsichtsbehörde für Stiftungen zuständig ist.
Nachdem Koepff gegen eine Verfügung der Stiftungsaufsicht zur Einberufung einer Kuratoriumssitzung geklagt hatte, kündigte das RP bereits vergangene Woche an, die ihm "zur Verfügung stehenden Mittel zu prüfen", wie Feilhauer erklärte. Zu diesen Mitteln gehört eben auch das Recht auf Abberufung des Vorsitzenden.
Die Verfügung zur Abberufung ging gestern Mittag nicht nur an den Vorsitzenden, sondern auch an seine beiden Mit-Kuratoren, Kulturbürgermeister Joachim Gerner und Sparkassen-Vorstand Siegbert Moraw. Nach RNZ-Informationen handelt es sich um ein gut 20-seitiges Schreiben.
Feilhauer bringt die Gründe für die Abberufung Koepffs gegenüber der RNZ auf den Punkt: "Unsere Überprüfung hat ergeben, dass der Vorsitzende wiederholt gegen seine Verpflichtung, Sitzungen bei Bedarf und auf Wunsch eines Mitglieds einzuberufen, verstoßen hat." Damit habe er die Regelung, die so in der Stiftungssatzung festgelegt ist, nicht eingehalten. Man werde jetzt die weiteren Schritte mit dem Kuratorium der Portheim-Stiftung besprechen. Denn aktuell ist das Gremium, das sich eigentlich um die inhaltlichen Belange des Völkerkundemuseums kümmern sollte, ohne Vorsitzenden. Auch einen Stellvertreter, der das Amt kommisarisch übernehmen könnte, gibt es nicht mehr, nachdem Günter Reimann-Dubbers vergangenes Jahr aus dem Kuratorium ausschied.
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Siegbert Moraw sagte gestern gegenüber der RNZ: "Die oberste Priorität ist jetzt, die Beschlussfähigkeit herzustellen - und das so schnell wie möglich." Seit mittlerweile fast einem Jahr konnte das Gremium nicht mehr inhaltlich arbeiten. Denn laut Stiftungssatzung muss es aus mindestens fünf Mitgliedern bestehen, um Entscheidungen zu treffen. Doch Sitzungen zur Zuwahl neuer Kuratoren scheiterten in den vergangenen Monaten immer wieder. Zuletzt lehnte Koepff es ab, über die Liste mit potenziellen neuen Kuratoren, die Gerner und Moraw vorgelegt hatten, abstimmen zu lassen. "Wir sind jetzt einen kleinen Schritt weiter", so Moraw. Dennoch müsse er die Entscheidung der Stiftungsaufsicht auch erst einmal sacken lassen.
Zudem kann Koepff gegen seine Absetzung Rechtsmittel einlegen: Innerhalb eines Monats kann er beim Verwaltungsgericht dagegen Klage erheben. Peter Koepff, Sohn des Unternehmensgründers der Gelita AG - Weltmarktführer in der Gelatineproduktion -, wurde am 1. Januar 2013 zum ersten Vorsitzenden des Kuratoriums der Portheim-Stiftung gewählt. Er folgte damit auf Jobst Wellensiek. Die Probleme im Kuratorium verschärften sich, nachdem Museumsleiterin Margareta Pavaloi öffentlich um mehr städtische Gelder geworben hatte. Nur Koepff stellte sich hinter Pavaloi, während die übrigen Kuratoren das harsche Auftreten der Museumsleitung öffentlich kritisierten.
Koepff befindet sich aktuell im Ausland, daher wollte er gestern zu seiner Abberufung nicht spontan Stellung nehmen.