Bezirksbeirat Altstadt will die Poller
Große Mehrheit für das Verkehrsberuhigungskonzept – Dauer der Umsetzung sorgt für Kritik

Rathaus Heidelberg. Foto: Reinhard Lask
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Versenkbare Poller sollen künftig den Verkehr in der Altstadt beruhigen. Mit großer Mehrheit bei nur drei Enthaltungen stimmte der Bezirksbeirat in seiner Sitzung am Donnerstag für das von einem Arbeitskreis erarbeitete Konzept. Da die Stadtverwaltung für die Umsetzung des Projektes für den nächsten Doppelhaushalt aber nur Planungsmittel in Höhe von 200.000 Euro anmeldet, könnten frühestens 2021 die ersten Poller installiert werden. Diese zeitliche Verzögerung sorgte bei den Altstädtern für Kritik.
Franz Bartholomé (Grüne) war selbst einer der Bürgervertreter in dem Arbeitskreis "Verkehrsberuhigung Altstadt". Dementsprechend froh war er, dass fast alle Punkte, die das Gremium in sieben Sitzungen ausgearbeitet hatte, in die Vorlage für den Bezirksbeirat aufgenommen wurden. Er bemängelte aber, dass zunächst nur die Zufahrtsstraßen zur Fußgängerzone abgepollert werden sollen, damit der unberechtigte Lieferverkehr ab 11 Uhr vormittags aus der Altstadt ausgesperrt wird. Bartholomé sprach sich dafür aus, auch die Ausfahrtstraßen abzusperren - nur so könnten die Autofahrer ohne Berechtigung gezwungen werden, die Altstadt bis um 11 Uhr wieder zu verlassen, ohne Strafe zu zahlen. Zudem könne man so verhindern, dass jemand entgegen der Einbahnstraße in den Fußgängerbereich einfährt.
Nicht nachvollziehen kann Bartholomé, dass die Umsetzung des Konzepts so lange dauert: "Es wäre schon aus symbolischen Gründen wichtig, dass an ein bis drei unstrittigen Stellen schon jetzt begonnen wird." Auch Gerd Guntermann (GAL) hofft, dass die Poller schneller kommen: "Es gibt 100 Städte in Europa, in denen das seit Jahren funktioniert. Die Stadtverwaltung sollte sich dort einmal kundig machen."
Gli Beyene vom Amt für Verkehrsmanagement verteidigte die lange Dauer: "Gerade, weil noch viele Fragen offen sind, muss noch detaillierter geplant werden." Die Stadt will unter anderem prüfen, inwieweit die Anzahl der Durchfahrtsberechtigungen durch die Altstadt reduziert werden kann. Somit könne man unter Umständen auf den einen oder anderen versenkbaren Poller verzichten und ihn durch feste Sperren ersetzen. Weiter will das Amt für Verkehrsmanagement Empfehlungen zur Benutzung der Hauptstraße durch Radler erarbeiten - und natürlich die technische Planung vertiefen. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie eine Kennzeichenerkennung installiert werden kann, sodass die Poller automatisch versenkt werden können.
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Michael Hug ("Heidelberg pflegen und erhalten) pochte darauf, dass auch das Thema Datenschutz mitgedacht werden müsse. Und Hannes Wendling (FDP) erinnerte daran, dass das ganze Pollerkonzept beim Branchentreffen der Handwerker überwiegend auf Ablehnung stieß. Er selbst finde die Überlegungen zur Verkehrsberuhigung sympathisch, so Wendling. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass die Handwerker auch nach wie vor unkompliziert in die Altstadt kämen. Wendling konnte sich auch am Ende mit sechs zu eins Stimmen und vier Enthaltungen mit einem Antrag durchsetzen, dass jeder Anwohner der Fußgängerzone künftig sein Auto vor der eigenen Haustüre be- und entladen darf.