Keine Ruhe in der Heidelberger Altstadt
Im "Klub K" gab es kaum neue und konstruktive Vorschläge – Einige Wirte setzen auf Konfrontation

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Am Ende gab es kein konkretes Ergebnis, doch knapp 50 Personen hatten sich von der Absage durch Bürgermeister Wolfgang Erichson nicht beirren lassen und trafen sich am Dienstagabend, um über eine Achtsamkeitskampagne für die Heidelberger Altstadt und das Anforderungsprofil für einen Nachtbürgermeister zu diskutieren. Mit der Entscheidung, gegen das Sperrzeiten-Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe in Berufung zu gehen, hatte der Gemeinderat im Oktober die Verwaltung damit beauftragt, eine Projektgruppe zur Ausarbeitung solch einer Kampagne einzusetzen.
Die Vorstellungen darüber, was man damit erreichen möchte, gingen auch ohne die Beteiligung des Stadtteilvereins und der Anwohnerinitiative "Leben in der Altstadt" im Klub K weit auseinander. Während sich Tobias Breier vom Karlstorbahnhof und zweiter Vorsitzender des Vereins Eventkultur Rhein-Neckar erhoffte, das Thema "Lärm in der Altstadt" zu entspannen und die Kampagne auch gesamtstädtisch zu diskutieren, gossen einige Altstadt-Wirte lieber noch mehr Öl ins Feuer. Menschen, die in der Kneipenszene arbeiten und Mitglieder der Jungen Union und der Jungen Liberalen waren in der Überzahl. Mit Matthias Kutsch (CDU), Karl Breer (FDP) und Bernd Zieger (Linke) waren aber immerhin drei Stadträte gekommen, dazu Joris Frenz vom Studierendenrat und ein frisch gewählter Jugendgemeinderat.
Kutsch ärgerte sich vor allem über Erichsons Behauptung, dass es zu wenige Anmeldungen für das später abgesagte Treffen gegeben habe. Die politischen Jugendorganisationen etwa seien von Erichson erst gar nicht eingeladen worden, obwohl dies der Auftrag des Gemeinderats gewesen sei. Altstadt-Wirt Daniel Wilson schlug vor, sich in anderen Städten umzusehen, welche Erfahrungen diese mit Achtsamkeitskampagnen gemacht haben und nannte als Beispiel Regensburg mit der Initiative "Fair Feiern", die von Stadt, Kneipen und Anwohnern getragen wird.
Lärmschlichter, eventuell auch als gemischte Streife mit dem Kommunalen Ordnungsdienst, konnten sich die Anwesenden ebenso vorstellen wie die Idee, Erstsemester in den Einführungswochen an der Universität auf die Problematik in der Altstadt aufmerksam zu machen. Die Strafen für Wildpinkler und Gröler sollten wie in Amsterdam drastisch erhöht werden. Überhaupt solle die Polizei Präsenz zeigen und die Stadt für mehr öffentliche Toiletten sorgen, forderten einige.
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Darüber hinaus gab es wenig konstruktive Vorschläge. Für die Wirte Hans-Dieter Stendel (Destille) und Michael Markert (Sonderbar) ist die Achtsamkeitskampagne nur ein Mittel zum Zweck, um bessere Karten in der gerichtlichen Auseinandersetzung mit den klagenden Anwohnern zu haben. In dasselbe Horn stieß Stadtrat Breer. Und Joachim Cloé, ehemaliger Betreiber der Disco Nachtschicht und des Schwimmbad Musik Clubs nutzte die Gelegenheit, um seine Bewerbung als Nachtbürgermeister öffentlich zu machen.
Zum Anforderungsprofil für solch einen Posten hatten die Diskutanten zu sagen, dass er aus Heidelberg kommen solle, häufig nachts in der Altstadt präsent und eine hohe Autorität genießen muss. Bürgermeister Erichson hatte hingegen schon am Rande des Neujahrsempfangs der Grünen gesagt, dass er bereits ganz eigene Vorstellungen habe und sein Nachtbürgermeister-Konzept in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses vorstellen werde.
Kutsch möchte noch ein Treffen zur Awareness-Kampagne einberufen, doch Tobias Breier zog ein negatives Fazit der Veranstaltung. "Wir hatten die Hoffnung, dass wir als Regionalverband der Clubs unsere Erfahrungen aus Mannheim einbringen können. Doch die Anwohner sind nicht gekommen und die Wirte haben ganz offen gesagt, dass sie nicht an einer konstruktiven Lösung interessiert sind."



