Das müssen Sie zum Chirurgie-Umzug wissen (Update)
Genaue Pläne festgelegt - Aufwand für Umzug von Intensivpatienten - "Es gilt die höchste Sicherheitsstufe"

Heidelberg. (RNZ) Mit einem letzten Kraftakt geht die "Neue Chirurgie" des Universitätsklinikums Heidelberg in Betrieb: Am Samstag, 10. Oktober, werden in einem Großeinsatz mit Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes die Patienten der Chirurgischen Universitätsklinik in den Neubau neben der Medizinischen Klinik verlegt.
> Die Sperrungen: Ab 7 Uhr wird der Streckenabschnitt zwischen Altbau Chirurgie (LIZ 2, Einfahrt Kirschnerstraße und weiter Hofmeisterstraße) und Neubau Chirurgie (LIZ 1, Einfahrt Hofmeisterstraße) für den Umzug gesperrt. Es muss den ganzen Tag über mit Verkehrsbehinderungen gerechnet werden. Die RNV setzt Kleinbusse ein. Diese fahren nach Plan alle Haltestellen an.
> Der Umzug: Ab 7.30 Uhr werden Notfall-Patienten über die gemeinsame interdisziplinäre Notaufnahme (INA) der Medizinischen Klinik (Krehl-Klinik) und Chirurgischen Klinik aufgenommen. Während des Umzugs werden rund 250 Patienten transportiert. Dabei kommen spezielle Krankenwagen für Intensivpatienten zum Einsatz.
> Die Parksituation: Die Parkplätze P160 (Medizinische Klinik, Neue Chirurgie, Nierenzentrum) und P Zoo können genutzt werden. Der Parkplatz P 22 gegenüber des Pathologischen Instituts, Nähe Berliner Straße, ist ab Freitagabend gesperrt. Der Taxistand ist auf die Seite des Nierenzentrums verlegt und dort in Betrieb.
> Für Angehörige: Angehörige der chirurgischen Patienten werden gebeten, am Samstag von Besuchen abzusehen oder sich unter 06221 / 5636264 zu erkundigen, ab wann ein Besuch wieder möglich ist. Die neue Adresse der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg lautet ab Samstag: Im Neuenheimer Feld 420, 69120 Heidelberg, Telefon Pforte: 06221 / 56 6110.
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Update: Donnerstag, 8. Oktober 2020, 19.39 Uhr
Von Julia Lauer
Heidelberg. Seit einem Jahr laufen die Planungen für den Umzug der Chirurgie, am Samstag geht er über die Bühne. Prof. Markus Büchler, der künftige Hausherr, sprach mit der RNZ am Telefon über den aufwendigen Patiententransport, über Etiketten in seinem Büro – und darüber, wie er den Überblick behält.

Herr Prof. Büchler, die Chirurgische Klinik zieht innerhalb des Neuenheimer Feldes um – ein Mammut-Projekt. Ab Montag soll im Neubau normaler Klinikbetrieb herrschen. Wenn Sie dann schon wieder im OP stehen: Wie finden Sie zwischen all den Umzugskartons Ihr Skalpell?
Für den Umzug haben wir uns ein System ausgedacht, alles folgt einem ausgeklügelten Plan. Die Pflegeteams bereiten seit acht Wochen vor, wo was in welcher Menge liegt. Das gilt auch für die Skalpelle. Am Freitag operieren wir noch hier im Altbau, am Samstag schon die Notfälle im Neubau. Weil wir nicht alles doppelt haben, behalten wir zehn Prozent der Instrumente vorerst zurück. Erst dann bringen wir sie hinüber. Alles ist akribisch geregelt.
Wie lange laufen die Vorbereitungen schon?
Seit rund einem Jahr. Wir haben Teams gebildet, die wöchentlich über alle Neuerungen im Neubau berichten, damit alles gut organisiert ist. Als Krankenhaus gilt bei dem Umzug die höchste Sicherheitsstufe – so ähnlich wie am Flughafen. In einem regelrechten Marsch haben wir schon einiges hinübergebracht, zum Beispiel Großgeräte. Praktisch üben wir seit acht Wochen, mit dem Hubschrauber-Landeplatz genauso wie mit dem Röntgengerät. Alles muss funktionieren.
Wenn man von einer Wohnung in die andere zieht, gibt es Leitfäden – beim Mieterverein oder im Internet. Gibt es so etwas auch für Kliniken?
Als Anstalt des öffentlichen Rechts ist ein Klinikumzug auch eine Aufgabe des Landes, deshalb gibt es dazu eine Standardvorgehensweise heraus. In Heidelberg ist zum Glück aber auch viel Erfahrung zu Klinikumzügen vorhanden, vor sechs Jahren wechselte etwa die Gynäkologie das Gebäude, vor zehn die Pädiatrie und so weiter, da waren wir in engem Austausch.
Hintergrund
> Am Samstag zieht die Chirurgische Universitätsklinik mit 250 Patienten um: vom Neuenheimer Feld 110 ins Neuenheimer Feld 420. Am Montag startet der reguläre Betrieb mit ambulanter und stationärer Versorgung. Rund 1500 Menschen arbeiten dort.
> Der Neubau ist
> Am Samstag zieht die Chirurgische Universitätsklinik mit 250 Patienten um: vom Neuenheimer Feld 110 ins Neuenheimer Feld 420. Am Montag startet der reguläre Betrieb mit ambulanter und stationärer Versorgung. Rund 1500 Menschen arbeiten dort.
> Der Neubau ist ausgestattet mit 16 Operationssälen, einer Hubschrauberlandeplattform und modernster Medizintechnik. Er befindet sich zwischen Medizinischer Klinik (Krehl-Klinik) und Frauen- und Hautklinik.
> Die Kostenfür den Neubau belaufen sich auf 210 Millionen Euro. In den vergangenen sechs Jahren war es das größte Bauprojekt sowohl des Landes als auch des Universitätsklinikums, das mehr als Hälfte der Baukosten trägt. Auch die Dietmar-Hopp-Stiftung beteiligte sich an der Finanzierung.
> Am Bau, der seit 2010 geplant und 2014 begonnen wurde, waren mehr als 200 Unternehmen beteiligt. Aufgrund von Bauboom und Fachkräftemangel verzögerte sich die Fertigstellung. Nun ist er bezugsfertig. jul.
Am Samstag müssen 250 Patienten ihr Quartier wechseln, auch Intensivpatienten sind darunter. Warum ist das so schwierig?
Die 25 Intensiv-Patienten umzuziehen, bedeutet einen enormen Aufwand. Da ist immer ein Arzt nebendran, der sofort da ist und gegebenenfalls beatmen kann. Die Beatmungsmaschine muss immer laufen, Akkus und Batterien funktionieren ausnahmslos, das haben wir geprüft. Wir haben aber auch den Stromausfall geübt, falls zum Beispiel das elektrische Netz im Neubau überlastet ist. Auch das kann passieren. Wir haben sämtliche Störungen durchgespielt: verstopfte Einfahrten, Verkehrschaos, Regen. Im schlimmsten Fall dauert es eben alles etwas länger.
Wie ziehen die anderen Patienten um?
Auch für sie gibt es einen genauen Plan, der festlegt, wann Frau Müller von Station 3a und Herr Meier von Station 8b an der Reihe sind. Sie einfach an die Hand nehmen und über die Straße gehen, geht nicht – das ist nicht erlaubt. Wir haben sie in Kategorien eingeteilt: Wer kann laufen, wer braucht dabei Unterstützung, wer kann sitzen, wer nur liegen? Wir haben sie auf Teams mit medizinischem Personal und auf Krankenwagen des Roten Kreuzes mit unterschiedlicher Ausstattung verteilt, damit ja nichts schiefgeht.
Wie sehen die Patienten dem Umzug entgegen?
Es gibt solche und solche. Aber am Ende werden sie sicherlich zufrieden sein. Im Neubau wird es keine Vier-Bett-Zimmer mehr geben wie jetzt im Altbau, sondern nur noch Ein- und Zwei-Bett-Zimmer. Sie ziehen in das modernste Krankenhaus Europas um – wer will da nicht gerne hin?
6000 Geräte sollen nächste Woche in der chirurgischen Klinik im Einsatz sein. Müssen die alle abgebaut und wieder montiert werden?
Bei einem Umzug in einen Neubau sind neue Geräte eigentlich Standard. Wir hatten ein Budget von 35 Millionen Euro für Neuanschaffungen. Aber ein einziger Computertomograf kostet drei Millionen Euro. Das Budget reicht also bei Weitem nicht, um die Ausstattung zu ersetzen. Die Hälfte der Geräte nehmen wir also mit. Manches muss auseinandergebaut werden, OP-Roboter zum Beispiel. Auch dafür haben wir Teams, die sich darum kümmern, dass all diese Geräte hinterher auch wieder einwandfrei funktionieren.
Haben Sie auch Umzugshelfer engagiert?
In der Chirurgie arbeiten mehr als 1000 Menschen, etwa 150 von ihnen sind am Samstag im Einsatz. Außerdem packt schon seit zwei Wochen eine Spezialfirma mit an, die sich auch auf Kliniken versteht, zum Teil sind da auch spezialisierte Techniker dabei. Wir machen schließlich keinen Umzug mit Ikea-Möbeln. Sekunde mal bitte, bleiben Sie in der Leitung. Da kommt jemand, jetzt wird mein Zimmer umgezogen ...
Sind Sie wieder da? Was nehmen Sie mit?
Am Computer klebt ein weißer Zettel, er kommt mit, obwohl er Jahre alt ist. Der rote Aufkleber auf dem Drucker bedeutet hingegen, dass er bleibt. Alles ist mit Etiketten versehen. Darauf steht auch, wo all das im neuen Gebäude hinkommt. Wie gesagt, alles ist bis ins Detail geregelt.