Stift Neuburg in Heidelberg

Jetzt kündigen die Mönche auch noch den Imkern (Update)

Verein "Wabenschatz" musste Bienenvölker am Ostermontag umziehen - Stift Neuburg widerspricht der Darstellung des Vereins

03.04.2018 UPDATE: 04.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden

Am Ostermontag mussten Janina Bemm, Thomas Thies und Moritz Laub (v.l.) vom Verein "Wabenschatz" ihre Bienenvölker umsiedeln. Sie dürfen nicht mehr auf dem Gelände der Abtei Neuburg stehen. Foto: Alex

Von Timo Teufert

Heidelberg. Während viele Ausflügler am Ostermontag im Biergarten am Stift Neuburg die Sonnenstrahlen genossen, mussten Thomas Thies und seine Mitstreiter vom Verein "Wabenschatz" schwitzen. 22 Bienenstöcke - einer wiegt rund 30 Kilo - hatte der Verein aktuell am Kloster aufgestellt, um dort Honig zu produzieren. Doch weil die Anfang März neu gegründete "Ökonomie Stift Neuburg GmbH", die sich im Auftrag der Benediktiner um die Herstellung und den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, den Betrieb der Gaststätte und den Handel mit Druckerzeugnissen und Devotionalien kümmern soll, wahrscheinlich auch die Honigherstellung in eigener Regie übernehmen will, wurde "Wabenschatz" kurzfristig gekündigt.

Für die Imker, deren Bienenvölker bislang auf der Klostermauer an den Teichen, an der Gruft und auf dem Turm standen, kam die Kündigung und die damit gesetzte Frist für den Abzug der Völker zur Unzeit - nicht nur, weil Thies seinen Urlaub abbrechen musste. "Die Tiere sind nach dem Winter geschwächt, deshalb ist ein Umzug zu diesem Zeitpunkt höchst problematisch für die Bienengesundheit", berichtet Thies. Außerdem dürfe man Bienen nicht ohne Weiteres umsetzen, erklärt der Berufsimker Moritz Laub. Dafür sei ein Gesundheitszeugnis eines Bienensachverständigen nötig. Doch die sind in dieser Jahreszeit derart eingespannt, dass auf die schnelle kein Sachverständiger verfügbar gewesen sei. "Wir haben dann vom Veterinäramt die Erlaubnis bekommen, die Bienen nach Mauer umzuziehen", berichtet Laub. Auf die Schnelle sei in Heidelberg kein anderer Standplatz zu finden gewesen.

"22 Völker kann man auch nicht irgendwo hinstellen, da muss es schon ausreichend Nahrung geben", erklärt Thies. Deshalb sei man froh gewesen, dass Christian Müller von der gleichnamigen Baumschule in Mauer bereit war, ein Notquartier auf seinem Gelände zur Verfügung zu stellen. "Das war eine absolute Notaktion und hat mit kontrolliertem Wandern nichts zu tun", klagt Thies.

Doch man habe die Tiere schützen müssen, schließlich habe Mathias Braun, einer der beiden Geschäftsführer der "Ökonomie Stift Neuburg GmbH", in einer E-Mail vom 28. März, die der RNZ vorliegt, gedroht: "Von unserer Seite besteht kein Redebedarf. Wir werden die Bienen zum 4. April abräumen und mit verschlossenem Flugloch auf dem Parkplatz deponieren." Und das, obwohl zwischen Stift und "Wabenschatz" eigentlich eine langfristige Zusammenarbeit geplant war: "Wir haben ein Konzept ausgearbeitet, das auch im Konvent besprochen wurde und auf Zustimmung der Mönche stieß", berichtet Thies. Neben der Honigproduktion macht der Verein viel Bildungsarbeit zum Schutz von Wildbienen, hat seit zwei Jahren am Ferienpass teilgenommen und für dieses Jahr bereits 35 Anmeldungen für Schulklassen, die sich am Kloster über den Bienenschutz informieren wollten.

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"Ich habe das ausdrückliche Wort von Abt Winfried, dass die Bienenhaltung auf dem Klostergelände mit meiner Person fest verbunden sein wird", ärgert sich Thies über Brauns Vorgehen. Nach ersten Andeutungen des Geschäftsführers im Winter habe er mehrmals das Gespräch mit Abt Winfried gesucht. "Bei der Weihnachtsfeier der Abtei hat Winfried sein Wort noch einmal erneuert. Ich sollte mir keine Sorgen machen", erinnert sich Thies. Doch es kam anders, Geschäftsführer Braun setzte sich offenbar durch. So musste Thies am Ostersonntag nicht nur die Bienenbeuten verschließen, damit auch alle Tiere mit umziehen konnten, sondern auch den neuen Standort vorbereiten.

Warum es zur kurzfristigen Kündigung kam, ist unklar. Denn weder Abt Winfried noch Mathias Braun waren am Dienstag für eine Stellungnahme zu erreichen.

Update: Am Mittwoch veröffentlichte das Stift Neuburg auf seiner Website eine Stellungnahme, derzufolge der Verlauf ein anderer gewesen sein soll: "Wir führten bereits am 6. Dezember 2017 das Gespräch mit Herrn Thies über den Abzug der Bienen", heißt es da. "Dort wurde vereinbart, dass dies mit dem Ende des Bienenjahres passieren sollte. Der Grund für die Trennung waren die nicht erfüllten Anforderungen an eine Imkerei nach Bioland Kriterien. Trotz dieser Vereinbarung versuchte Herr Thies mehrfach über verschiedenste Interventionen seine Bienen auf dem Gelände zu belassen. Das Bienenjahr beginnt jedoch im April und das ist der richtige Zeitpunkt, Bienen umzuziehen. Nach dem letzten Versuch von Herrn Thies, den Umzug bis mindestens Ende April hinauszuzögern, wurde ihm seitens der Ökonomie Stift Neuburg GmbH eine Frist gesetzt. Dass der Abzug der Bienen am Ostermontag von Fotografen der RNZ begleitet wurde, spricht für sich. Auch die Aussage, dass dies der falsche Zeitpunkt wäre, wird schon im Artikel ad absurdum geführt, da dort auf die hohe Auslastung der Bienensachverständigen gerade zu diesem Zeitpunkt hingewiesen wird. Genau jetzt, ist nämlich der Zeitpunkt für das Wandern der Völker."

Info: Wer Stellmöglichkeiten für die Bienenvölker hat, kann sich bei "Wabenschatz" unter der Telefonnummer 0173 / 3447737 oder per E-Mail an info@wabenschatz.de melden.

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