Plus RNZ-Sommertour in Heidelberg

So viel Gelächter gab’s noch nie

Bei der letzten Sommertour des Jahres ging es mit Gästeführerin Susanne Kahlig auf Krimitour durch die Gassen der Altstadt.

10.09.2024 UPDATE: 10.09.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
Immer an der Wand entlang durch Heidelbergs engstes Gässchen: Die RNZ-Sommertouristen zeigten vollen Körpereinsatz bei der letzten Sommertour des Jahres – und hatten dabei richtig viel Spaß. Foto: Philipp Rothe

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Eins ist sicher: So viel gelacht wurde bei einer Sommertour noch nie! 20 RNZ-Leser begaben sich am Freitagnachmittag bei der letzten Tour des Jahres auf Zeitreise ins Jahr 1914, um gemeinsam mit Baronin Helena von Schönschauenstein – alias Gästeführerin Susanne Kahlig – und ihrer reizenden Mitarbeiterin Marina Kling in den Gassen der Altstadt einen Kriminalfall zu lösen. Ein Student ist tot, der schöne Giorgio – und nur eins ist gewiss: Sein Mörder ist unter uns.

Es dauert keine zwei Minuten, da hat Kahlig, die seit über 20 Jahren Gästeführungen anbietet, die Sommertouristen um den mit schwarzer Spitze behandschuhten Finger gewickelt. Von den Herren gibt es – wie es sich für eine Baronin gehört – einen Handkuss zur Begrüßung, von den Damen einen Knicks und für die RNZ-Redakteurin erst mal Tadel ob ihres dürftigen Beinkleids. Kurze Röcke sind Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht verbreitet.

Auf dem Uniplatz gab es von der „Baronin“ Susanne Kahlig eine Einweisung in den Kriminalfall. Foto: Philipp Rothe

Auf dem Uniplatz bekommen die Sommertouristen dann neue Identitäten, verwandelten sich etwa in einen Bierbrauer mit "göttlichem Körper", in einen Wirt des Gasthauses "Zur öligen Kastanie", in die schöne Blumenfrau Suleika, das "Miststück" Artemisia oder einen Studenten der schlagenden Verbindung Hauruckia. Die Charaktere hat sich Kahlig ausgedacht – und das mit so herrlichem Sprachwitz, dass schon bei der Rollenverteilung permanent gekichert wird und erst mal ein Pfälzer Feigenlikör zur Erfrischung gereicht werden muss.

Mit den Worten "und jetzt sind Sie dran!", macht sich die Baronin sodann mit ihrem Gefolge auf den Weg in die Altstadtgassen. Ein kurzer Stopp noch an der Plakette, die an Luthers Aufenthalt in Heidelberg erinnert. "Der liegt hier nicht begraben und der Fluss da vorne ist auch nicht der Rhein", informiert Kahlig sicherheitshalber. Überdies bittet sie – gerade zum siebten Mal verwitwet – doch auch Ausschau nach einem potenziellen Gatten Nummer acht zu halten. "Aber bitte alt, gebrechlich und gut gewandet."

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Nächste Station ist der Studentenkarzer, wo die ersten Sommertouristen ihr schauspielerisches Talent zeigen dürfen und teilweise mit großartigem Pfälzer Dialekt so über sich hinauswachsen, dass sogar Einheimische stehen bleiben, um lachend zuzuhören. Man muss aber auch einfach mitmachen, weil Susanne Kahlig herrlich mitreißend ist und vor Humor nur so sprüht. "Die Eigentumsübertragung erfolgt hier nicht immer im gegenseitigen Einverständnis" – selbst eine Warnung vor Taschendieben beim Erreichen der Hauptstraße verpackt sie so charmant, dass auch diese noch für Gelächter sorgt.

Die zweieinhalbstündige Tour, die unter anderem in Heidelbergs kleinstes Gässchen – das Küchengässchen –, in die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte und an den Neckar führt, vergeht wie im Flug. Und während die Sommertouristen an der Lösung des Kriminalfalls rätseln, streut Kahlig immer wieder spannende Informationen ein: vom Hambacher Fest und dessen Auswirkungen auf Heidelberg.

Von der Geschichte des Absinth, der einst verboten war und heute in der "Sonderbar" in der Unteren Straße so ausgeschenkt wird, wie ihn Hemingway gern trank – "nur mit Sekt statt Champagner". Von der Bedeutung der Kutschstation in der Dreikönigstraße oder von Gottfried Keller, der sich in Heidelberg unglücklich verliebte und daraufhin das Gedicht "Schöne Brücke, hast mich oft getragen" schrieb.

In der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte kommen die Sommertouristen dem Mörder langsam auf die Spur und lernen ganz nebenbei noch einiges über den ersten Reichspräsidenten. Wer den schönen Studenten Giorgio tatsächlich um die Ecke gebracht hat, dieses Rätsel lösen die RNZ-Leser dann im Restaurant Hans Hirsch’s Kurpfalzbräu, wo sie von Lara Kroesen nicht nur herzlich empfangen, sondern auch mit Kurpfälzer Bier, hausgemachter Limonade und liebevoll gedeckten Platten voller Köstlichkeiten verwöhnt werden. Wer der Mörder ist, wird an dieser Stelle nicht verraten, denn die Krimi-Tour können auch Privatpersonen über die Firma kmte Heidelberg GmbH buchen – dann allerdings ohne Einkehr.

Die RNZ-Sommertouristen bedankten sich am Ende überschwänglich bei Susanne Kahlig für den unvergesslichen Nachmittag. Sie gibt den Dank ebenso begeistert zurück: "Ihr wart ein Traumpublikum."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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