Besonderer Besuch in der Heidelberger Brauerei
Die RNZ-Sommertour führte in die Heidelberger Brauerei. Dort wurde der Lockdown zur Markenneuaufstellung genutzt.

Von Anica Edinger
Heidelberg. Frisch gebrautes Pils direkt aus dem Tank trinken – das gibt es nur auf der RNZ-Sommertour. 23 Leserinnen und Leser waren in diesem Jahr beim Blick hinter die Kulissen der Heidelberger Brauerei im Pfaffengrund dabei. Dort führte der erste Braumeister Sebastian Kleint die Sommertouristen ins "Herzstück der Brauerei", wie der Brauer sagt, das Sudhaus, vorbei an Sudpfanne, wo die fertige Bierwürze zusammen mit Hopfen bei 100 Grad gekocht wird, oder auch am Läuterbottich, wo die Treber, die Rückstände das Braumalzes, herausgefiltert werden.
Zurück im Gastraum der Brauerei stand schließlich der fraglose Höhepunkt des Abends an: die Bierverkostung. Dabei gab es nicht nur verschiedene Biere zum Vergleich, Kleint und Brauerei-Geschäftsführer Michael Mack beantworteten auch geduldig die Fragen der Leser – und verrieten noch den einen oder anderen Fakt, der so manchen auch überrascht haben dürfte.
Hintergrund
Die Heidelberger Brauerei gilt als das älteste produzierende Gewerbe der Stadt. 1753 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt – und zwar im Zusammenhang mit dem "Stammhaus" der Brauerei, dem Restaurant "Güldenes Schaf" in der Altstadt. Bis zum Jahr 1999 war die Brauerei – damals
Die Heidelberger Brauerei gilt als das älteste produzierende Gewerbe der Stadt. 1753 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt – und zwar im Zusammenhang mit dem "Stammhaus" der Brauerei, dem Restaurant "Güldenes Schaf" in der Altstadt. Bis zum Jahr 1999 war die Brauerei – damals noch unter dem Namen "Schlossquell" – in Bergheim angesiedelt, dann kam der Umzug an den Kurpfalzring im Pfaffengrund. Im Jahr 2005 übernahm Michael Mack, geboren in Sinsheim-Dühren, ausgebildet in der Schlossquell-Brauerei, die Geschäfte. Zwischenzeitlich sind auch sein Sohn Christian und seine Tochter Katharina Mack ins Brauerei-Geschäft eingestiegen. Am neuen Standort zählt die Brauerei zu den modernsten Anlagen in Europa. Produziert werden laut Mack zwischen zwölf und 13 Sorten Bier – von Pils über Hefe bis zum Weihnachtsbier. Neu im Sortiment sind das Helle und das naturtrübe Radler. Insgesamt hat die Heidelberger Brauerei einen Ausstoß von 50.000 Hektoliter pro Jahr. 75 Prozent des heute hergestellten Bieres wird in Fässer abgefüllt – hauptsächlich für die Gastronomie –, der Rest in Flaschen. ani
Stillstand im Lockdown: Als die Corona-Krise einschlug, war Michael Mack gerade auf großer Reise mit vier Freunden. "Wir wollten uns einen Traum erfüllen", berichtet Mack. Durch Kanada, die USA und dann auf die Insel Hawaii: Das war der Plan. Doch nach nur zehn Tagen kam das jähe Ende. Flüge wurden eingestellt. Nur schwerlich schafften es die Freunde gerade noch rechtzeitig zurück nach Deutschland. Zwischenzeitlich hatte Macks Sohn Christian ihn bereits kontaktiert: "Papa, komm zurück, wir wissen nicht, was wir tun sollen", habe der Sohn gesagt, erinnert sich Mack. Geschlossene Gastronomie, geschlossene Hotels: Das bedeutete für die Brauerei, deren Hauptgeschäft in Hotellerie und Gastronomie liegt: Stillstand. Doch das gibt es für Mack nicht. Also entschloss er sich, einen Relaunch anzugehen.
Relaunch in Pandemie-Zeiten: "Neue Kästen, neue Flaschen, neue Webseite, neues Design: Wir haben brutal viel Geld in die Hand genommen", berichtet Mack. Doch nicht nur äußerlich, auch innerlich habe man sich neu aufgestellt: So befindet sich mittlerweile auf dem Dach der Brauerei, so Mack, "eine der größten privaten Anlagen zur Stromherstellung". Und auch zwei neue Produkte gibt es: Ein "Helles" – insbesondere in Bayern verbreitet – und ein naturtrübes Radler. Die Trübe kommt dabei übrigens nicht etwa von naturtrübem Pils, sondern von der Limo, wie Kleint verriet. Es sei zwar aktuell ein Trend, auch naturtrübe Biere zu brauen. Doch unfiltriertes Bier und Limo mischen: "Kein vernünftiger Mensch macht das", sagt Kleint. Denn dann bestünde die Gefahr, dass die Flasche explodiere. Außerdem, das sagt auch Mack, sei es nicht das Ansinnen der Brauerei, "auf jeden Trend aufzuspringen".
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Brauwasser für die Kaffeemaschine: Je weicher das Wasser, desto besser fürs Bier – und für den Kaffee. Kleint plauderte aus, dass die Kaffeemaschine der Brauerei mit Brauwasser betrieben wird. Das kommt aus der Leitung und wird fürs Bier in der Brauerei aufbereitet. Das heißt, es wird enthärtet – von etwa 19 Grad Deutscher Härte auf acht bis neun. Ein berenteter Mitarbeiter kommt jeden Monat, um seinen Haustrunk abzuholen. Er greift dabei aber nicht zum Bier – sondern nimmt sich Brauwasser mit.
Der Geschäftsführer und die Brauerei: Michael Mack ist seit 2005 Inhaber der Brauerei – für den 66-Jährigen ist das mehr als ein Beruf, es ist seine Leidenschaft. "Wenn ich ein Bier habe, geht es mir gut", sagt er. Wie er trotzdem so rank und schlank bleibe, wollte ein Leser wissen: "Ernährung und Sport", sagt Mack, das sei das Geheimnis.



