Hopp motivierte Michael Mack, das Geschäft zu übernehmen
Vor 45 Jahren begann Michael Mack bei der Heidelberger Brauerei als Auszubildender - Heute ist er Chef von 35 Mitarbeitern

Michael Mack ist nicht nur leidenschaftlicher Biertrinker, seit 2005 führt er auch die Heidelberger Brauerei. Angefangen hat er dort vor 45 Jahren als Auszubildender. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Sinsheim-Dühren/Heidelberg. Seine Eltern sollten am Ende Recht behalten: Als Michael Mack nach der Schule vor der Frage stand, ob er lieber eine Ausbildung bei einer Bank oder in der Heidelberger Brauerei machen sollte, rieten ihm seine Eltern zur Brauerei. Das sei ein sicherer Arbeitsplatz fürs Leben. Und so begann der Sinsheimer und heutige Geschäftsführer vor 45 Jahren seine Lehre zum Industriekaufmann bei der "Schlossquell" im damaligen Firmensitz in der Bergheimer Straße in Heidelberg. Heute wird im Pfaffengrund gebraut, und dort hat Mack zum Jubiläum am Montag mit seinen Mitarbeitern angestoßen - natürlich mit einem Bier.
"Unter meinen Freunden war ich ein Exot und ein wichtiger Mann", berichtet Mack. Das lag vor allem am sogenannten Haustrunk, der jedem Mitarbeiter zustand. Und dieser Haustrunk führte dazu, dass Mack an einem eher unüblichen Datum mit der Lehre begann: "Ich bin am 4. September 18 Jahre alt geworden, und der Verwaltungsleiter hat darauf bestanden, dass ich erst am darauffolgenden Montag anfange." Der Grund: Minderjährige bekamen "nur" 40 Flaschen Haustrunk im Monat, volljährige Mitarbeiter aber 170 Flaschen. "In jungen Jahren war das eine gute Währung", sagt Mack. Auf Geburtstagsfeiern sei er immer ein gern gesehener Gast gewesen.
Doch seine Ausbildung wurde für den begabten Fußballer - mit 15 Jahren spielte er in der Auswahl des FC Everton im englischen Liverpool - schon im ersten Lehrjahr zur Herausforderung: "Ich wechselte durch alle Abteilungen, und während der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 habe ich im Keller die Flaschen überprüft", erinnert sich Mack. Die Arbeit, bei der er die Flaschen, die vor einer Lampe durchliefen, auf Schäden kontrollieren musste, habe ihn sehr gefordert. "Ich war abends so müde, dass ich kein einziges Spiel ansehen konnte. Das war die Höchststrafe für mich."
Denn damals waren "Fußball und Mädels meine Leidenschaft", sagt Mack. Der Fußball begleitete ihn noch eine ganze Zeit, bei den Frauen legte er sich schnell fest. Am 30. April 1971 lernte er seine Frau Monika kennen - auf dem Fußballplatz. Es spielt der SV Reihen gegen den TSV Dühren, die Partie endete damals 12:1. "Eine Freundin eines Mitspielers kam aus Reihen und durfte nur mit meiner Frau nach Dühren auf den Sportplatz", berichtet Mack. Die beiden waren sich auf Anhieb sympathisch, und Monika schaffte es, ihn nach dieser Niederlage wieder aufzubauen. Einen Tag später waren die beiden ein Paar und heirateten schließlich im Jahr 1977.
Die Hochzeitsreise in die Vereinigten Staaten fiel allerdings dem Fußball zum Opfer: "Die Vorbereitung für die neue Saison war genau zu dieser Zeit. Aber wir haben uns fest vorgenommen, die Reise nachzuholen. Und das machen wir auch noch", lacht Mack.
Auf dem Platz spielte Mack im zentralen, defensiven Mittelfeld. Sein Motto: "Um eine Mannschaft zu führen, braucht man keine Binde." So führte ihn sein Weg in die höchste Amateurliga, die damalige Badenliga, wo er für die Spielvereinigung Neckarelz auflief. "Das war eine tolle Zeit, mit einigen Mitspielern habe ich heute noch Kontakt", berichtet er.
Seine Fußballfreunde waren es auch, die ihn fragten, ob er nach seiner Lehre immer noch Leergut erfassen wolle. "Die haben mich animiert, nicht stehen zu bleiben", so Mack. Auch wenn er in der Schule nicht durch die besten Leistungen glänzte, drückte Mack noch einmal die Schulbank und bildete sich in der Abendschule zum Finanzbuchhalter und Steuerfachwirt weiter. In dieser Zeit kamen sein Sohn Christian und seine Tochter Katharina auf die Welt. "Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch. Ich hatte nie richtig Zeit, weil es im Job immer weiter ging", sagt er heute. Später besuchte er noch die Controller-Akademie.
Doch alle Vorteile, die Mack im Konzern hatte, konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schlossquell bei Brau und Brunnen - wie das Unternehmen ab 1988 hieß - eher das Stiefkind war. "Wir waren die kleinste und südlichste Brauerei im Konzern und bekamen immer die Vorstände, die bis zur Rente noch eine Position brauchten", blickt Mack zurück. 14 Vorstände sah er so bis 1996 kommen und gehen. Ambitionen, einmal selbst Geschäftsführer zu werden, hatte er damals aber nicht.
Doch dann wurde die Brauerei an einen Privatmann verkauft, und dessen neuer Geschäftsführer arbeitete schwer daran, dass er Mack nicht mehr brauchte. "Ich bin dann irgendwann zu ihm hin und habe ihm gesagt: Ich habe 14 Vorstände überlebt, und Sie überlebe ich auch", erzählt Mack. Daraufhin wurde er zwei Tage freigestellt. Doch er beschwerte sich beim Eigentümer und konnte bleiben. 1999 wurde die Brauerei an SAP-Gründer Dietmar Hopp veräußert, und Mack wurde Geschäftsführer: "Ganz am Ende habe ich das Spiel gewonnen."
Weil die Brauerei aber nicht in Hopps Portfolio passte, wollte er sie abgeben. "Ich sollte zu Hopp wechseln, aber das wollte ich nicht. Ich bin in der Brauerei am besten aufgehoben." Schließlich schlug ihm der SAP-Mitbegründer 2004 vor, er solle einen Businessplan aufstellen, um die Firma zu kaufen. "Die Gespräche mit Dietmar Hopp sind sehr motivierend gewesen", erinnert sich der 63-Jährige. Nach etlichen Runden sagte er zu.
Ein Wagnis für den damals 49-Jährigen. "Das ist auf einmal eine ganz andere Verantwortung. Und ich bin ja nicht als Unternehmer auf die Welt gekommen." Die ersten zwei Jahre seien besonders hart gewesen: "Doch meine Frau war immer ein Rückhalt", sagt Mack. Heute arbeiten 35 Mitarbeiter in der Brauerei, auch seine Kinder sind mittlerweile in den Betrieb eingestiegen.
Ruhe findet Mack zu Hause in Dühren: "Dort bin ich aufgewachsen, und dort lebe ich auch noch heute. Ich bin Sinsheimer durch und durch." In seiner Freizeit ist der begeisterte Bergwanderer oft mit der gleichen Gruppe unterwegs. "Körperliche und geistige Fitness gehören für mich zusammen", sagt Mack. Fußball spielt er heute nicht mehr. Stattdessen geht er lieber in den Wald zum Joggen oder an einem freien Abend mit seiner Frau spazieren. Sie ist der Ruhepol der Familie, mit ihr ist er 41 Jahre verheiratet. Auch Freundschaften sind dem 63-Jährigen wichtig: "Ich bin gerne für Viele da", sagt Mack. Diese soziale Ader habe er von seiner Mutter geerbt.



