Das war es wohl mit dem neuen Park für die Altstadt
Kaum Widerstand aus der Kommunalpolitik gegen Bebauung - Kaum noch Chancen für "Bürgerspenden" oder Alternativen

Die Kirche hält an ihren Plänen fest, die Hälfte des Providenzgartens zu bebauen - die Bäume zur Landfriedstraße hin blieben erhalten. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Zum ersten Mal sprach am Freitagabend die Evangelische Kirche mit den Kommunalpolitikern zum Thema "Providenzpark" - ein wichtiger "Stimmungstest", was Erhalt oder Bebauung der Freifläche in der Altstadt angeht. Das Gespräch verlief freundlich, seitens der Stadträte wurden kaum prinzipielle Bedenken gegen den Neubau im Garten geäußert. Zugleich ließ die Kirche auch keine Anzeichen erkennen, von ihren Neubauplänen abzurücken.
> Der Plan der Kirche: Das Gemeindehaus an der Providenzkirche ist marode, ebenso die Hochschule für Kirchenmusik in der Weststadt. Geht es nach dem Willen der Landeskirche und der Synode der Stadtkirche, dann zieht die Hochschule in einen Neubau, der im Providenzgarten errichtet werden soll. In ihm soll auch das Gemeindehaus von Providenz untergebracht werden. Der Vorteil: Die finanziell klamme Altstadtgemeinde bekommt Räumlichkeiten, die sie sich niemals leisten könnte, und auch die Providenzkirche, die oft im Schatten von Heiliggeist steht, wird als "Hausorgel" für die angehenden Kirchenmusiker aufgewertet. Zugleich soll das Areal in der Weststadt an die Pflege Schönau, die Immobiliengesellschaft der Kirche, verkauft werden. Hier sollen Wohngebäude errichtet werden. Der Erlös aus diesem Verkauf finanziert den Neubau im Providenzgarten.
Hintergrund
CDU fordert Plan B
Die CDU Altstadt/Schlierbach hält weiter an ihrer Forderung fest, den Providenzgarten zu erhalten und für die Allgemeinheit zu öffnen. Der Vorsitzende des Stadtverbandes, Erik Bertram, sagte: "In der Altstadt gibt es ein
CDU fordert Plan B
Die CDU Altstadt/Schlierbach hält weiter an ihrer Forderung fest, den Providenzgarten zu erhalten und für die Allgemeinheit zu öffnen. Der Vorsitzende des Stadtverbandes, Erik Bertram, sagte: "In der Altstadt gibt es ein großes Bedürfnis nach Grünflächen. Natürlich wissen wir, dass die Verantwortlichkeit des Parks in den Händen der Evangelischen Kirche liegt. Der Providenzgarten würde der gesamten Bevölkerung dennoch einen großen Mehrwert bieten. Es wäre schön, wenn der Stadtkirchenrat sich noch einmal die Vorteile einer Öffnung des Gartens für die Allgemeinheit vor Augen führen würde. Wir fordern die Kirche daher dazu auf, an einem Plan B zu arbeiten, wie ihre Pläne auch ohne eine Bebauung des Providenzgartens realisiert werden können." Dabei solle die Stadt mit ihr "nach Lösungen suchen, wie die Parkanlage erhalten werden kann".
Für den CDU-Gemeinderatskandidaten Klaus Hekking, selbst Altstädter, hat der Providenzgarten "ein großes Potenzial für ein ökologisches, soziales und pädagogisches Projekt". Er wisse aus vielen Gesprächen, dass das Anliegen, den Garten zu erhalten, viel Unterstützung aus der Bürgerschaft habe. Man wolle die Kirche dabei unterstützen, nach einem alternativen Standort für ihre Musikhochschule zu suchen. Hekking: "Wir rufen alle Heidelberger Bürger dazu auf, sich uns anzuschließen und sich für solch einen attraktiven Naherholungsort einzusetzen." (hö)
> Was vom Garten übrig bleibt: Prinzipiell sollen alle wertvollen Bäume, besonders der Ginkgo, erhalten werden. Der Providenzgarten, insgesamt 2200 Quadratmeter groß, soll ungefähr zur Hälfte bebaut werden. Aller Voraussicht nach bleibt von der bisherigen Freifläche wenig übrig, denn die Bäume stehen weitgehend in einer Reihe zur Landfriedstraße hin. Immerhin soll dieser Grünstreifen öffentlich zugänglich sein - vielleicht sogar von der Hauptstraße aus. Der bis zu vier Stockwerke hohe Neubau würde als Riegel mitten in den Garten gesetzt. Dekanstellvertreter Gunnar Garleff wies darauf hin, dass der Garten vorher nie öffentlich war, sein Erhalt hätte auch bei früheren Planungen, etwa für ein Haus der Kirche, nie eine Rolle gespielt.
> Wie die Stadträte reagierten: Im Grunde freundlich und verständnisvoll, was das Anliegen der Kirche angeht. Manche, wie Hans-Martin Mumm von der Grün-Alternativen Liste, erklärten, von vornherein gegen einen Park zu sein - und Mumm als Weststädter interessierte sich deutlich mehr dafür, was aus dem alten Hochschulareal in seinem Stadtteil werden soll. Frank Wetzel von den Grünen war es vor allem "wichtig, dass die Bäume erhalten bleiben", lediglich von Matthias Kutsch (CDU) und Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) kamen kritische Nachfragen: "Wenn die Bäume erhalten werden sollen und es einen Abstand zur Gartenterrasse des Café Schafheutle geben soll, da bleibt nicht so viel Platz zum Bauen", meinte Kutsch, "und man kann sich die Frage stellen: Ist es das wert? Wäre nicht eine Alternative besser?"
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Die Antwort von Oberkirchenrat Matthias Kreplin: Alternativstandorte für die Hochschule für Kirchenmusik gebe es nicht: Man brauche die direkte Anbindung an eine Gemeinde, eine zentrale Lage und die Nähe zu den beiden Altstadtkirchen mit ihren großen Orgeln. Sandra Grande, die Vorsitzende der Stadtsynode, berichtete, man habe auch den Umzug dieser Institution in das Gemeindehaus der Johannesgemeinde (Neuenheim) erwogen - aber das sei zu teuer. Der geplante Verkauf dieses Gebäudes stößt in der Johannesgemeinde auf großen Widerstand. Und Kutsch fragte, ob es eine Chance dafür gebe, dass mit "Bürgerspenden" der Providenzgarten gekauft und als Freifläche erhalten werden könne. Grande antwortete: "Wir hätten ein belastbares Angebot gebraucht. Aber das hatte es nicht gegeben." Auf die Nachfrage, wieso man privaten Spendern nicht mehr Zeit gegeben habe, um sich zu organisieren, sagte sie, dass das Angebot der Landeskirche, mit der neuen Hochschule auch ein Providenz-Gemeindehaus zu bauen, zeitlich begrenzt sei.
> Wie es nun weitergeht: Am 10. November soll der Stadtkirchenrat einen Grundsatzbeschluss fassen, was aus dem Providenzgarten werden soll. Dann entscheidet die Landeskirche. "Noch ist nichts beschlossen", sagte Kreplin - allerdings gilt ein ablehnendes Votum als extrem unwahrscheinlich. Erst dann wird es einen Architektenwettbewerb geben, in dem auch die Interessen der Nachbarn einfließen werden. Gleichzeitig liegt dem Gemeinderat ein Antrag der Bunten Linken vor, wonach Oberbürgermeister Eckart Würzner prüfen soll, "welche Möglichkeiten bestehen, den Providenzgarten durch Kauf, Grundstückstausch oder langfristigen Pachtvertrag zu einem öffentlich nutzbaren Park zu machen".
Die Stadtverwaltung will nun ergebnisoffen an die Prüfung herangehen und schnell das Gespräch mit der Kirche suchen. Ein Stadtsprecher sagte auf RNZ-Anfrage: "Eine belastbare Einschätzung einzelner Entwicklungsoptionen ist derzeit noch nicht möglich."