Plus Patrick-Henry-Village

Lage im Heidelberger Ankunftszentrum noch entspannt

"Dieser Herbst wird ein Kraftakt auf allen Ebenen": Noch ist es ruhig, die Zahlen steigen aber.

20.06.2023 UPDATE: 20.06.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden
2600 Menschen sind derzeit in Patrick-Henry-Village untergebracht. Foto: dpa

Heidelberg. (dns) Während die europäische Asylpolitik derzeit für viel Streit sorgt, ist die Lage im Ankunftszentrum für Geflüchtete in Heidelberg relativ ruhig. Rund 2600 Menschen sind in der ehemaligen US-Siedlung Patrick-Henry-Village (PHV) aktuell untergebracht, 3500 dürften es maximal sein. "Im Moment läuft alles ruhig", sagt die neue Leiterin der Landeseinrichtung Katja Hepp der RNZ. Doch sie geht davon aus, dass die Zahlen im Laufe des Jahres deutlich steigen und fürchtet: "Dieser Herbst wird ein Kraftakt auf allen Ebenen."

Denn von dramatischen Ereignissen – wie dem Kriegsbeginn in der Ukraine – abgesehen, entwickelten sich die Zahlen der Asylsuchenden in der Regel jedes Jahr ähnlich. Hepp spricht von einer "jahreszeit-typischen Kurve". Im Januar kommen vergleichsweise wenig Menschen. Sobald das Wetter milder wird, machten sich mehr auf den Weg, sodass die Zahlen im Sommer stiegen und im Herbst ihren Höhepunkt erreichten. "Das trifft bislang auch auf dieses Jahr zu – nur dass wir im Januar bereits auf einem höheren Niveau gestartet sind als in den Vorjahren", so Hepp. "Und das zieht sich durch bis Juni." Schon jetzt kämen landesweit mehr als 100 Menschen täglich an. Im Herbst dürfte die Zahl deutlich höher liegen. "Ich fürchte, da wird es wieder Notunterkünfte geben auf kommunaler und auf Kreisebene." Auch das Land bereite sich darauf vor, seine Kapazitäten bei Bedarf hochzufahren. PHV sei davon aber ausgenommen. "Hier haben wir 2022 bereits aufgestockt. 3500 Plätze sind das Maximum."

Hauptherkunftsland der Asylsuchenden ist derzeit die Türkei, gefolgt von Syrien, Afghanistan, Georgien und Nordmazedonien. Aus der Ukraine kämen kaum noch Menschen. Zwei Drittel aller Neuankömmlinge in PHV sind männlich. Ebenfalls zwei Drittel reisen alleine, das verbliebene Drittel sind Familien. Etwa jeder sechste Geflüchtete ist unter 18 Jahren, erläutert die Leiterin des Zentrums. Unbegleitete Minderjährige kommen jedoch nicht im Ankunftszentrum an. "Für die ist das Jugendamt zuständig."

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Ob der EU-Asylkompromiss dazu führt, dass die Zahlen irgendwann sinken, könne sie noch nicht abschätzen, so Hepp. "Ich weiß nur, dass er sich in diesem Jahr noch nicht auswirken wird." Und für die kommenden Jahre sei vieles noch gar nicht absehbar. "Aber uns wird die Arbeit im Ankunftszentrum sicher nicht ausgehen."

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