Hauptstraße versus Planken
Es kommt darauf an, welches Unternehmen die Passanten zählt - Hauptstraße "sehr gute Einkaufsstraße"

Wo ist mehr los - auf den Planken oder der Hauptstraße (Bild)? Manche Experten sehen Mannheim klar vorn. Foto: Rothe
Mannheim/Heidelberg. (hö) Hier zählt wirklich noch jede Person - denn eines der wichtigsten Kriterien für den Einzelhandel ist: Wie viele Leute kommen denn eigentlich so in einer Stunde durch die Flaniermeile? Und da sah es in den vergangenen Jahren zunehmend besser für die Heidelberger Hauptstraße aus, die sogar zeitweise die Mannheimer Planken übertraf. Nur: Es kommt eben darauf an, wer die Passanten zählt - und wann.
Bisher lieferte solche Zahlen der Frankfurter Immobilienmakler JLL, mittlerweile erhielt die RNZ Daten vom direkten Konkurrenten, der französischen BNP Paribas Real Estate. Die zählt ähnlich wie JLL eine Stunde lang in den Top-Lagen jeden, der vorbeikommt - in Heidelberg in der vorderen Hauptstraße, in Mannheim auf den mittleren Planken, BNP Paribas zusätzlich auch in der Breiten Straße am Marktplatz.
Hintergrund
Passantenfrequenz Heidelberg
2013: Paribas: 4942; JLL: 5100
2014: Paribas: 4666; JLL: 6065
2015: Paribas: 4786; JLL: 6040
2016: Paribas: 4878; JLL:
Passantenfrequenz Heidelberg
2013: Paribas: 4942; JLL: 5100
2014: Paribas: 4666; JLL: 6065
2015: Paribas: 4786; JLL: 6040
2016: Paribas: 4878; JLL: 5680
2017: Paribas: 4502; JLL: 5465
Passantenfrequenz Mannheim
2013: Paribas: 5940 (5508*); JLL: 6300
2014: Paribas: 5721 (5187*); JLL: 6415
2015: Paribas: 5730 (6414*); JLL: 5340
2016: Paribas: 5234 (5914*); JLL: 4156
2017: Paribas: 5222 (5422*); JLL: 6875
Zählorte: Heidelberg Hauptstraße (BNP Paribas gegenüber Kaufhaus Kraus, JLL an der Ecke Neugasse), Mannheim Planken (BNP Paribas und JLL jeweils vor Engelhorn).
* zusätzlicher Zählort von BNP Paribas in Mannheim: Kurpfalzstraße (Breite Straße), am Marktplatz. hö
Der Zähltag ist immer ein Samstag um die Mittagszeit, die Monate variieren: Bei JLL ist es mal März, mal Mai, bei BNP Paribas ist es immer ein Junisamstag. Und weil das Datenmaterial zwar vergleichbar, aber doch unterschiedlich ist, kommen beide Unternehmen auch zu etwas anderen Aussagen: Geht man nach JLL, war die Hauptstraße in den Jahren von 2015 und 2016 deutlich stärker besucht als die Mannheimer Planken. Nach BNP Paribas gab es diesen Trend nicht: In jedem Jahr seit 2013 waren die Quadrate stärker als die Hauptstraße, auch wenn die Lücke kleiner wurde. Und, besonders kurios: Die Breite Straße, die doch eher das Sorgenkind des Mannheimer Einzelhandels ist, glänzte seit 2014 mit höheren Zahlen als die Planken.
Gerade für Heidelberg liegen die Zahlen von JLL deutlich höher als die von BNP Paribas - was aber an der Einschätzung des BNP-Paribas-Analysten Christoph Scharf nichts ändert: "Die Hauptstraße ist schon eine sehr gute und stabile Einkaufstraße - gerade mit ihrem gut durchmischten Publikum." Aber er sagt auch, wenig verwunderlich: "Im Vergleich zu den Planken ist sie wohl etwas schwächer." Aber beunruhigen ihn nicht die tendenziell sinkenden Zahlen - in beiden Städten? Nein, denn daran könne man nicht zwingend ablesen, ob sich der Kauf per Internet auf die Passantenfrequenz niederschlägt: "Es kommt vielmehr auf die Attraktivität der gesamten Einkaufstraße an - und das heißt auch, wie es mit der Gastronomie aussieht." Einkaufen ist also kein reines "Shoppen" mehr, sondern eine Art, in der Stadt den Tag zu verbringen.
Und doch bleibt das Internet nicht ohne Folgen: "Die Digitalisierung ist die größte Herausforderung für den Einzelhandel, seit in den 20er Jahren die Selbstbedienung eingeführt wurde", so Scharf. Im Moment zeichne sich ab, dass jene Firmen am besten abschneiden, die beides können - Internet und Laden, das sogenannte Multichanneling. Dabei wird oft etwas im Laden ausprobiert, was die Kunden dann im Internet bestellen. Oder man reserviert etwas online, um es nachher in der Stadt abzuholen.



