Sören Michelsburg lässt weiteres Vorgehen offen
Der SPD-Kandidat hätte sich "natürlich mehr erhofft". Die Sozialdemokraten beraten am Dienstag über zweiten Wahlgang.

Von Denis Schnur
Heidelberg. Am Ende war es für Sören Michelsburg der erwartete dritte Platz – mit 13,5 Prozent der Stimmen lag er klar vor den "kleinen Kandidierenden", aber auch deutlich hinter Würzner und Bauer. "Natürlich hätte ich mir mehr erhofft", sagt er der RNZ, als das Ergebnis feststeht. Dafür, dass der 34-Jährige als Herausforderer gegen den Amtsinhaber und eine ehemalige Ministerin angetreten sei, könne er jedoch stolz auf das Erreichte sein: "Dafür sind 13,5 Prozent beachtlich."
Was daraus folgt – ob Michelsburg etwa auch im zweiten Wahlgang antritt, eine beziehungsweise einen der anderen Kandidierenden unterstützt oder sich aus dem restlichen Wahlkampf heraushält –, will der Sozialdemokrat am Sonntag noch nicht mitteilen. "Da muss auch die Partei mitreden", betont er. Die entsprechende Sitzung fände am Dienstagabend statt. Da einige man sich auf das weitere Vorgehen – rechtzeitig vor Ende der Bewerbungsfrist für den zweiten Wahlgang am Mittwochabend.
Dass sich die SPD zurückziehe und eine Empfehlung für jemand anderen ausspreche, sei alles andere als ausgemacht, betont auch Fraktionsvorsitzende Anke Schuster. Schließlich habe man bewusst zunächst geschaut, wen die Grünen aufstellen – und dann einen Gegenkandidaten zu Würzner und auch zu Bauer aufgestellt. "Deswegen müssen wir jetzt einfach noch einmal beraten, wie es weitergeht", so Schuster.
Dass Sören Michelsburg am Ende deutlich über zehn Prozent kam, zeichnete sich zu Beginn der Stimmenauszählung nicht ab. In den ersten Wahlbezirken in den Bergstadtteilen – bei der Bundestagswahl 2021 noch SPD-Hochburgen – holte er zunächst nur einstellige Prozentwerte. Auch im Pfaffengrund, dem Stadtteil, in dem seine Partei seit vielen Jahren stets klar am besten abschneidet, kam der Gemeinschaftsschullehrer nur auf 13,2 Prozent – über 45 Prozentpunkte weniger als Würzner.
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Hintergrund
Das sagen die 6 weiteren Kandidierenden
Sofia Leser (parteilos) bekam 3,83 Prozent der Stimmen. "Ich bin sehr glücklich mit diesem Ergebnis. Das ist ungefähr das, womit ich gerechnet habe", sagte sie. Ob sie im zweiten Wahlgang noch einmal antritt, wisse sie
Das sagen die 6 weiteren Kandidierenden
Sofia Leser (parteilos) bekam 3,83 Prozent der Stimmen. "Ich bin sehr glücklich mit diesem Ergebnis. Das ist ungefähr das, womit ich gerechnet habe", sagte sie. Ob sie im zweiten Wahlgang noch einmal antritt, wisse sie noch nicht – das wolle sie bis Mittwoch entscheiden. Zunächst wolle sie überlegen, ob sie am selben Abend noch bei den Grünen auflege.
Bernd Zieger (Die Linke) holte 3,64 Prozent der Stimmen. "Dass fast 2000 Wähler für mich gestimmt haben, ist ein solides Ergebnis. Es ging mir darum, Themen zu setzen. Das ist mir unter anderem mit dem bezahlbaren Wohnraum gelungen, darüber wurde in Heidelberg noch nie so viel gesprochen", erklärte Zieger. Im zweiten Wahlgang trete er nicht noch einmal an und wolle auch keinen anderen Kandidaten unterstützen.
Björn Leuzinger (Die Partei) sprachen 1,79 Prozent der Wähler das Vertrauen aus. "Ich habe einen klaren Regierungsauftrag erhalten", bewertete er das Ergebnis. Insgesamt zeige die Wahl, dass rund 46 Prozent der Wählerschaft unter dem Stockholm-Syndrom litten, erklärte Leuzinger. Im zweiten Wahlgang wolle er sich dann noch eindeutiger durchsetzen.
Angeliki Papagiannaki-Sönmez (HiB) überzeugte 1,46 Prozent der Wähler. "Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden", sagte sie am Wahlabend. "Es zeigt den Willen der Heidelbergerinnen und Heidelberger zur Veränderung." Wie sie weiter verfahre, wolle sie noch entscheiden.
Mathias Schmitz (parteilos) war der Favorit von 0,63 Prozent der Wähler. "Für mein Programm mit dem zugefrorenen Neckar und die getrennten Wahlkabinen nach Geschlecht hätte ich schon mehr Stimmen erwartet", gab er zu. Nun wolle er das Ergebnis genauer analysieren. "Im zweiten Wahlgang noch einmal anzutreten, macht für mich keinen Sinn."
Sassan Khajehali (parteilos) erhielt 0,50 Prozent der Stimmen. "Ich hätte mit dem Doppelten gerechnet", sagte er. Aber er habe erreicht, was er erreichen wollte: "Ich habe viele Menschen für die Wahl begeistert, insbesondere Migranten." Die Unterstützung eines anderen Kandidaten für den nächsten Wahlgang halte er sich offen. jul
Als dieser Zwischenstand gegen 18.45 Uhr im Rathaus verkündet wurde, brach im Würzner-Lager Jubel aus. Bei Michelsburg und seiner kleinen Entourage aus Parteifreunden und Familie wurden dagegen die Gesichter immer länger. Lauter Jubel brannte in der "roten" Ecke erst auf, als rund zehn Minuten später das Ergebnis aus Michelsburgs Heimatstadtteil Handschuhsheim eingeblendet wurde: Dort war er am meisten unterwegs und konnte am Ende stolze 18,8 Prozent der Stimmen holen.
"Da sieht man, dass meine Inhalte schon ankommen", sagt er später der RNZ. Ob er das als Rückenwind für eine neue Kandidatur 2030 mitnehme, wenn Bauer und Würzner aus Altersgründen nicht mehr antreten werden? Auf diese Frage lacht der SPD-Kandidat nur: "Dazu sage ich nichts."



