Paul Kirchhof wirbt für Eckart Würzner
Der ehemalige Verfassungsrichter sprach auf einer Wahlkampfveranstaltung des Oberbürgermeisters.

Heidelberg. (jola) Paul Kirchhof, der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht, hat am Dienstagabend im Deutsch-Amerikanischen Institut für Freiheit und Demokratie geworben. Eingeladen zu dieser Wahlkampfveranstaltung hatte Oberbürgermeister Eckart Würzner. Der Abend begann mit einem Vortrag des Juristen, der vor der Bundestagswahl 2005 als Parteiloser zum Kompetenzteam der CDU um die damalige Kanzlerkandidatin Angela Merkel gehört hatte.
Seinen Vortrag begann Kirchhof mit den Errungenschaften der letzten Jahrzehnte – Frieden, die Wiedervereinigung, eine prosperierende Wirtschaft: "All das war uns fast selbstverständlich geworden." Jetzt gebe es Krieg in Europa, Populisten, die soziale Marktwirtschaft stehe unter Rechtfertigungsdruck und es gebe Leute, die nach einem Diktator riefen. "Das beunruhigt", stellte Kirchhof fest, betonte aber seinen Optimismus. Freiheit und Beteiligung – Demokratie – seien die Garantie, dass es keine Kriege gebe, und böten auch die Möglichkeit, einen Krieg zu beenden.
Freiheit sei faszinierend, so Kirchhof, aber auch gefährlich. Auf der einen Seite seien alle frei, sich einen Beruf zu suchen, auf der anderen Seite seien die Menschen auch frei, nicht zu arbeiten. Jeder könne so viele Kinder haben, wie er wolle – oder keine. Beides würde unseren Staat in seiner jetzigen Form gefährden. Und: "Stellen Sie sich vor, am Sonntag in zwei Wochen ist Wahl und kaum jemand geht hin", spielte Kirchhof auf die Oberbürgermeisterwahl am 6. November an. Schließlich ist jeder frei, an diesem Tag nicht wählen zu gehen.
Für Kirchhof gibt es aber auch im Kleinen gute Gründe, zur Wahl zu gehen, etwa den Neckarufertunnel, den Eckart Würzner bauern will: "Das ist keine Utopie, das ist eine Hoffnung", sagte der Staatsrechtler. Das Amt des Oberbürgermeisters sei enorm wichtig, dieser brauche als Chef der Verwaltung und Vorsitzender des Gemeinderats einen guten Überblick über die Probleme und Nöte seiner Bürger und viel Menschenkenntnis. Visionen wie "Stadt an den Fluss" seien ein zusätzliches Plus für ein Stadtoberhaupt.
Heidelberg steht laut Kirchhof gut da. Hier gebe es so viele Bäume wie in kaum einer anderen Stadt, in den letzten zehn, fünfzehn Jahren sei das Thema Umweltschutz international gedacht und lokal umgesetzt worden. Auch die Corona-Pandemie sei hier gut gemanagt worden. Jetzt gehe es darum, die Rückkehr zur Normalität zu organisieren. "Dafür brauchen wir leitende Köpfe, die aufgrund von Erfahrung gelassen bleiben", so Kirchhof. "Gehen Sie zur Wahl", rief Kirchhof die knapp 50 anwesenden Zuhörer auf. "Erwägen Sie jeder für sich: Was hat sich bewährt, was ist wertvoll und was will ich in die nächste Wahlperiode hinüberbringen?"
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Bei der anschließenden Fragerunde wandten sich die Zuhörer auch an Würzner, der über das Problem der steigenden Preise sprach. Das gelte für die Stadt genauso wie für jeden Einzelnen. "Das ist eine Dimension, die mich schier nicht mehr schlafen lässt", erklärte der Oberbürgermeister. "Wir fahren alle in einen gewaltigen Sturm."