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Der viel diskutierte Kandidat-O-Mat ist online - so funktioniert er

Es ist eine Hilfe bei der Wahlentscheidung. Alle neun OB-Kandidierenden haben zu 30 Thesen Stellung bezogen.

15.10.2022 UPDATE: 15.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Der Einstieg in den Kandidat-O-Mat für die Heidelberger OB-Wahl. Screenshot: RNZonline

Von Denis Schnur

Heidelberg. Das Feuerwerk bei der Schlossbeleuchtung soll durch eine Laser- oder Drohnenshow ersetzt werden. Der ÖPNV in Heidelberg soll für alle kostenlos sein. Die Stadt soll die Grundsteuer senken – anhand von 30 Thesen wie diesen zeigt der Kandidat-O-Mat, den Landeszentrale für politische Bildung (LpB), RNZ und SWR entwickelt haben, wie die neun Menschen, die am 6. November zum Heidelberger Stadtoberhaupt gewählt werden wollen, ticken, wofür sie stehen und was sie erreichen wollen. Im Vorfeld hatte es wie in Tübingen Diskussionen um das Projekt gegeben. 

Seit Samstag (10 Uhr) ist die Entscheidungshilfe online (Link zum Kandidat-O-Mat). Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen:

Wie funktioniert der Kandidat-O-Mat? Das Prinzip ist dasselbe wie bei den Wahl-O-Maten, die man von der Bundestagswahl kennt: Nutzer entscheiden bei 30 Thesen, ob sie zustimmen, ablehnen oder neutral zur Aussage stehen. Themen, die ihnen besonders wichtig sind, können sie doppelt gewichten. Im Anschluss wählt man einen, mehrere oder alle Kandidierenden aus und kann vergleichen, wie groß jeweils die inhaltliche Übereinstimmung ist. Außerdem kann man nachlesen, wie die Bewerber ihre Ansichten in kurzen Texten begründen.

Gab es das in Heidelberg schon mal? Nein. In der Kommunalpolitik sind solche Internetanwendungen neu. Die LpB hat das Tool erstmals 2018 für eine OB-Wahl entwickelt. Seitdem wurde es in mehreren baden-württembergischen Städten eingesetzt. Zuletzt ging am 8. Oktober der Kandidat-O-Mat für Tübingen online. In der ersten Woche wurde er bereits rund 37.000 Mal angeklickt.

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Sind alle Bewerberinnen und Bewerber dabei? Ja, alle neun Heidelbergerinnen und Heidelberger, die ihren Hut in den Ring geworfen haben, haben sich zu den Thesen positioniert. Selbst Sassan Khajehali, dessen Kandidatur erst am Dienstag bekannt wurde, wurde berücksichtigt.

Wie sind die Thesen entstanden? Dazu hat die LpB ein mehrstufiges Verfahren organisiert. Bei einem ersten Workshop im Juli wurden gemeinsam mit jungen Menschen aus Heidelberg sowie je einem Redakteur von RNZ und SWR gut 80 Thesen erarbeitet, die alle relevanten Bereiche der Kommunalpolitik zumindest exemplarisch abdecken, aber auch so kontrovers sein sollten, dass die Kandidierenden sich in ihren Antworten unterscheiden. Diese Thesen wurden dann an die Bewerber geschickt, die bis dahin bekannt waren. Neben ihren Positionen und deren Begründungen konnten sie auch Rückmeldungen zu den Thesen abgeben. Von dieser Möglichkeit machten auch mehrere Kandidierende Gebrauch und äußerten zum Teil berechtigte inhaltliche Kritik. Daraufhin wurden mehrere Thesen noch einmal umformuliert, einige aussortiert und der gesamte Katalog erneut an alle Kandidaten verschickt.

Wie wurden aus 80 Thesen dann 30? Dafür gab es am 11. Oktober einen zweiten Workshop mit den Experten von RNZ, SWR und der LpB. Diese schauten zunächst, bei welchen Thesen sich die Antworten der Kandidierenden unterscheiden und wo sie einer Meinung sind. Da sich zum Beispiel ausnahmslos alle für eine stärkere Förderung gemeinschaftlicher Wohnprojekte aussprechen, ist diese These für das Tool nicht geeignet. Gleichzeitig achteten die Workshop-Teilnehmer darauf, dass alle wichtigen Themenbereiche weiter in irgendeiner Form abgedeckt sind. So blieb am Ende eine Auswahl von 30 Thesen übrig.

Gibt der Kandidat-O-Mat am Ende eine Wahlempfehlung? Nein! Das Online-Tool trifft lediglich eine Aussage darüber, wie groß die inhaltliche Überschneidung bei ausgewählten Themen mit den Kandidierenden ist. Dieses Ergebnis sollte eher zum Anlass genommen werden, sich mit den Bewerberinnen oder Bewerbern näher zu befassen, mit denen man viele Einstellungen teilt. Zugleich sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass man die meisten kommunalpolitischen Fragen nicht einfach mit "Ja" oder "Nein" beantworten kann. Der Kandidat-O-Mat spitzt Themen bewusst zu – und deswegen lohnt sich für alle Nutzer auf jeden Fall der Blick auf die Begründungen der Kandidierenden.

 
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