Bauer kann kein Bündnis gegen Würzner schmieden
Nachdem Sören Michelsburg angekündigt hatte, nicht mehr anzutreten, zogen auch andere Bewerber zurück. Jetzt kommt es zum Duell zwischen Würzner und Bauer.

Heidelberg. (dns/hob/jola/jul/jus/pne/rie) Die Reihen lichten sich. Traten beim ersten Wahlgang im Rennen um das Amt des Heidelberger Stadtoberhauptes noch neun Bewerber an, werden es beim zweiten am 27. November wohl nur noch drei sein: Amtsinhaber Eckart Würzner (parteilos) und seine Herausforderin Theresia Bauer (Grüne) – sowie Satire-Kandidat Björn Leuzinger (Die Partei).
Bis Mittwochabend haben die sechs anderen Kandidierenden ihren Rückzug verkündet. Ob neue Bewerber in das Rennen einsteigen, verkündet der Wahlausschuss der Stadt an diesem Donnerstag. Dies gilt jedoch als unwahrscheinlich.
In den Zweikampf um das höchste Amt der Stadt gehen sowohl Würzner als auch Bauer ohne größere Unterstützung durch andere Kandidierende. Eine Wahlempfehlung für Würzner, der mit 45,9 Prozent im ersten Wahlgang deutlich vor Bauer (28,6 Prozent) lag, hat lediglich der parteilose Sassan Khajehali ausgesprochen – er bekam im ersten Wahlgang 0,5 Prozent. Hinter Bauer hat sich nur Angeliki Papagiannaki-Sönmez – mit ihrer Wählervereinigung "Heidelberg in Bewegung" (HiB) – gestellt. Sie holte am vergangenen Sonntag 1,5 Prozent.
Deutlich wichtiger wäre für die beiden Favoriten – und vor allem für die im ersten Wahlgang so klar unterlegene Bauer – die Unterstützung von Sören Michelsburg gewesen. Der Sozialdemokrat, dem 13,5 Prozent der Wähler ihre Stimme gaben, tritt zwar nicht erneut an, verzichtet jedoch auch auf eine Wahlempfehlung für die Grüne. Ein breites Anti-Würzner-Bündnis, wie Bauer es sich erhofft hatte, kommt damit nicht zustande.
Das lag nach RNZ-Informationen auch daran, dass manche Mitbewerber sich zwar inhaltlich eine Einigung mit den Grünen vorstellen konnten, jedoch Probleme mit der Person Theresia Bauer haben. Deshalb schlugen wohl mehrere Kandidierende vor, dass Bauer verzichten und stattdessen Michelsburg unterstützen soll.
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Obwohl ihr Plan – die politischen Kräfte, die sich einen Wechsel an der Stadtspitze wünschen, hinter sich zu versammeln – also nicht aufging, rechnet Theresia Bauer sich Chancen aus. "In meinen Augen ist eine klare Stichwahl-Situation die beste Ausgangslage, um den Wählern in den nächsten zweieinhalb Wochen zu zeigen, welche Alternativen es gibt", sagte sie der RNZ.
Auf dieser Grundlage könne eine klare Entscheidung getroffen werden. Bauer: "Damit sind wir in Heidelberg viel besser aufgestellt als in Stuttgart." Dort habe es 2020 beim zweiten Wahlgang eine viel komplexere Ausgangslage gegeben. "Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Sören Michelsburg", sagte Bauer.
Sie bestätigt, dass der Vorschlag, dass sich alle Würzner-Herausforderer hinter Michelsburg vereinigen, unter den Kandidierenden diskutiert worden sei. "Es gab dazu aber keine Einigkeit, nicht nur ich war dagegen", so Bauer. Als Kandidatin, die alleine mehr Stimmen als alle anderen Herausforderer zusammen holte, wolle sie dieses Votum respektieren.
Dass weder Michelsburg noch die Viertplatzierte Sofia Leser (parteilos) sich für sie aussprechen, sieht Bauer nicht als Problem. "Wahlempfehlungen sind sowieso immer eine heikle Angelegenheit. Die Wähler sind souverän in ihrem Urteil, man kann sich ihre Stimmen nicht unter den Arm klemmen und irgendwo hintragen." Sie versuche nun, mit einer klaren Haltung zu überzeugen.
Sofia Leser, die im ersten Wahlgang auf 3,8 Prozent kam, tritt wie Michelsburg nicht mehr an. Der RNZ sagte die 27-Jährige am Mittwoch: Würde sie im zweiten Wahlgang erneut kandidieren, würden die Grünen ihr später sicher vorwerfen, dass Theresia Bauer die Wahl deshalb nicht hätte gewinnen können.
Zur Wahl Bauers aufrufen will die 27-Jährige nicht: Hinter der Grünen-Kandidatin und deren Politik, so Leser, könne sie weder von Herzen noch aus Überzeugung stehen. "Sie steht einfach nicht für ein ehrliches Miteinander." Anders hätte es für Leser ausgesehen, wenn SPD-Kandidat Michelsburg, getragen von einem breiten Links-Bündnis inklusive der Grünen, erneut angetreten wäre. "Sören", sagt Leser, "wäre die beste Option gewesen." Doch diese "Chance auf einen echten Wechsel" hätten die Grünen verhindert, indem Bauer sich entschieden habe, nochmals zu kandidieren.
Angeliki Papagiannaki-Sönmez hingegen, die im Wahlkampf öfter gemeinsam mit Leser aufgetreten war, empfiehlt nun die Wahl Theresia Bauers. Der erste Wahlgang habe gezeigt, dass die Heidelberger einen Wechsel an der Stadtspitze wollen, sagt sie, sonst hätte Eckart Würzner die absolute Mehrheit geholt. "Weil ich mich für genau diesen Wechsel, der nach 16 Jahren unabdingbar ist, eingesetzt habe, werde ich Theresia unterstützen."
Bauer habe eine Chance, denn im zweiten Wahlgang könnten vielleicht noch mehr Menschen mobilisiert werden. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Wahlbeteiligung am 27. November noch höher liegt." Auch Waseem Butt, Gründer und Stadtrat von "Heidelberg in Bewegung" wirbt für die Grüne: "Wer Theresia Bauer jetzt nicht unterstützt, ist gegen einen Wechsel", sagt er.
Der fünftplatzierte Kandidat Bernd Zieger (Die Linke), der im ersten Wahlgang auf 3,6 Prozent kam, tritt ebenfalls nicht mehr an – gibt aber auch keine Wahlempfehlung: "Für mich war die Bedingung, dass es ein übergreifendes Mitte-Links-Projekt mit konkreten Aussagen gibt."
Darauf habe man sich aber nicht verständigen können. Auch der parteilose Mathias Schmitz (erster Wahlgang: 0,6 Prozent) zieht zurück und empfiehlt niemanden. Stadtrat Björn Leuzinger von "Die Partei" (erster Wahlgang: 1,8 Prozent), ist also der einzige der "kleinen" Bewerber, der seinen Hut erneut in den Ring wirft.
Und wie kommentiert Amtsinhaber Eckart Würzner die Neusortierung des Kandidatenfeldes? "Ich hätte mich gefreut, wenn es im zweiten Wahlgang noch etwas größer wäre", so Würzner. Es sei immer besser, wenn die Wähler eine größere Auswahl hätten. "Aber klar ist auch: Das Modell, dass Parteien entscheiden, wer OB wird, ist gescheitert", so der parteilose Amtsinhaber.