Ein Nachtbürgermeister auch für Heidelberg?
Mannheim als Vorbild - FDP will Antrag stellen - Stadtverwaltung: Erst einmal neue Sperrzeiten

Die "Kneipenmeile" Untere Straße in Heidelberg. Foto: Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Es gibt ihn in Paris und Amsterdam, in London und New York - und ab September auch in Mannheim. Derzeit läuft in Heidelbergs Nachbarstadt die Bewerbungsphase für den ersten Nachtbürgermeister Deutschlands. Er soll dort Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung, Kneipiers, Gästen und Anwohnern sein. In Heidelberg dagegen wird weiter munter ums Nachtleben gestritten - im Mittelpunkt stehen die Kneipenöffnungszeiten in der Altstadt. Schon zwei Mal vertagte der Gemeinderat die Entscheidung. Die Anwohner haben genug - und wollen nun vor Gericht endgültig strengere Sperrzeiten durchzusetzen.
Hat Heidelberg also einen Nachtbürgermeister nicht viel nötiger als Mannheim? "Ich glaube, es wäre sinnvoll, so etwas in jeder Stadt zu machen", erklärt Felix Grädler, Vorsitzender des Vereins "Eventkultur Rhein-Neckar", der gemeinsam mit der Stadt Mannheim nach dem Nachtbürgermeister sucht. Man müsse aber auch aufpassen, welche Erwartungen an einen solchen Bürgermeister gestellt würden. "Er soll dauerhaft einen positiven Grundboden für das Nachtleben und die Clubkultur schaffen - und nicht nur auf die Lärmproblematik reduziert werden." Schließlich gebe es in Heidelberg viele Baustellen - eine davon sei das Clubsterben.
Überhaupt: "In Mannheim ist die Situation anders als in Heidelberg", macht Grädler deutlich. Warum? "Dort ist es noch nicht eskaliert." So hätten in Mannheim in den letzten Jahren noch nicht reihenweise Clubs geschlossen. Und beim Thema Lärm gebe es zwar im Jungbusch im Zuge der Gentrifizierung durchaus Konflikte. Doch all das nehme noch lange nicht Heidelberger Ausmaße an. Und damit es gar nicht erst so weit kommt, wird jetzt nach dem Nachtbürgermeister gesucht. Ist es in Heidelberg also schon zu spät? "Vielleicht", sagt Grädler. Es sei jetzt an Verwaltung und Politik, eine Entscheidung zu treffen: "Ist uns das Thema Nachtleben wichtig?"
Die Heidelberger FDP hat das für sich bereits beantwortet. Stadtrat Karl Breer erklärte am gestrigen Mittwoch gegenüber der RNZ: "Ein Nachtbürgermeister wäre auch für Heidelberg der richtige Problemlösungsansatz." Deshalb werde die FDP auch im Zuge der Entscheidung um eine neue Sperrzeitverordnung am 24. Juli im Gemeinderat beantragen, einen solchen einzusetzen. Egal ob Lärm in der Altstadt oder Clubsterben: "Er hätte in Heidelberg einen Vollzeitjob", ist sich Breer sicher. Er könne sich vorstellen, dass sich der neue Nachtbürgermeister auch darum kümmere, wo alternative Ausgehmeilen entstehen könnten - auch, um die Altstädter zu entlasten.
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Anders sieht das die Stadtverwaltung: "Die Funktionen, die ein Nachtbürgermeister übernehmen könnte, sind in den vergangenen Jahren von verschiedenen Stellen im Rahmen des ,58-Punkte-Katalogs‘ übernommen worden", so ein Pressesprecher. Dazu gehöre etwa die Schaltung eines Beschwerdetelefons, Gespräche mit Gastwirten, die Einrichtung eines Runden Tisches oder die Verstärkung des Kommunalen Ordnungsdienstes. "Sämtliche Aktionen haben aber nicht dazu geführt, die Situation in der Altstadt für alle Beteiligten zufriedenstellend zu lösen." Daher müsse der Gemeinderat nun erst einmal neue Sperrzeiten beschließen - ob die Stadträte sich dann auch für einen Nachtbürgermeister aussprächen, "bleibt abzuwarten".