Mannheim

Wie ein Nachtbürgermeister die Clubkultur stärken soll

Matthias Rauch, Leiter der Kulturellen Stadtentwicklung, über Deutschlands ersten Nachtbürgermeister in Mannheim

24.06.2018 UPDATE: 25.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Der Mannheimer Nachtbürgermeister soll zwischen Partygängern, Clubs, Anwohnern, der Stadt und der Politik vermitteln. Foto: Gerold

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Als erste Stadt in Deutschland bekommt Mannheim ab 1. August einen "Night Mayor" (Nachtbürgermeister). Matthias Rauch, der Leiter der Kulturellen Stadtentwicklung, nimmt noch bis Ende des Monats Bewerbungen entgegen. Im Interview erklärt Rauch, was von dem Nachtbürgermeister erwartet wird.

Herr Rauch, sieht man mal vom Jungbusch am Wochenende ab, hat Mannheim nicht gerade ein pulsierendes Nachtleben. Warum braucht die Stadt trotzdem einen "Night Mayor"?

Matthias Rauch, Foto: Wiesinger

Wir setzen den "Night Mayor" nicht ein, weil wir eine Schwäche im Nachtleben ausgemacht haben. Wir wollen eher die bestehende Kneipen- und Clubkultur stärken. Es geht erst mal darum, Netzwerke zu etablieren und gemeinsam mit den Akteuren nach Lösungen für Probleme zu suchen.

Welche Probleme meinen Sie?

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Zum Beispiel die Fragen, wie wir Lärm und Müll bei kleineren und größeren Veranstaltungen vermeiden, oder wie der öffentliche Nahverkehr besser angebunden werden kann. Auch Sicherheit und öffentliches Urinieren sind Themen und die Zusammenarbeit mit den Anwohnern. Letzter Punkt wird gerade im Jungbusch immer wichtiger. Ein dynamisches Nachtleben, das wir ja wollen, kann nur funktionieren, wenn es ein harmonisches Verhältnis zwischen Clubbetreibern, Gastronomen und Nachtschwärmern auf der einen und den Anwohnern auf der anderen Seite gibt. Dazu bedarf es einer entsprechenden Schnittstelle zur Stadtverwaltung und Politik. Der Nachtbürgermeister muss ein guter Moderator sein und viel Überzeugungsarbeit leisten. Das wird nicht immer konfliktfrei sein.

Warum übernimmt kein städtischer Mitarbeiter diese Aufgaben?

Das wäre natürlich auch denkbar. Aber das ganze Konzept des Nachtbürgermeisters fußt darauf, dass es jemand aus der Szene selbst sein soll. Diese Person genießt ein deutlich höheres Vertrauen bei den Akteuren, kennt die Probleme besser als jemand von der Stadt und hat im besten Fall auch schon im Nachtleben gearbeitet. Die Leute gehen heute später aus, haben vorher schon konsumiert und geben tendenziell weniger aus. Außerdem gibt es einen Konkurrenzkampf um gute Künstler und steigende Fixkosten. Das hat den Druck auf die Veranstalter verstärkt. Dem soll der Nachtbürgermeister entgegenwirken - nicht mit Geld, sondern indem er den gegenseitigen Austausch anregt.

Könnte auch eine Frau den Job machen?

Ja, selbstverständlich.

Wie sollte denn der "Night Mayor" auftreten?

Vieles wird zunächst über Gespräche mit einzelnen oder kleineren Gruppen laufen. Der Nachtbürgermeister muss sich vorstellen und bekannt machen. Der Grundgedanke ist, dass alle Probleme und Herausforderungen nicht allein, sondern gemeinsam angegangen werden.

Ist der Nachtbürgermeister ausschließlich nachts im Einsatz?

Natürlich muss er hin und wieder nachts unterwegs sein, um sich in der Gastronomie und in Clubs einen Eindruck über die aktuelle Situation und die Atmosphäre zu verschaffen. Aber ganz viel kann auch zu den üblichen Arbeitszeiten geleistet werden, etwa Gespräche mit Anwohnern oder Betreibern.

Reden wir hier von einem Fulltime-Job?

Nein. Die Tätigkeit umfasst auf selbstständiger Honorarbasis 50 Stunden im Monat.

Und was verdient der Nachtbürgermeister?

Das sind monatlich 1190 Euro brutto.

Haben Sie schon Bewerbungen, und was sind das für Menschen, die "Night Mayor" werden wollen?

Wir haben aktuell sieben oder acht Bewerbungen, hoffen aber, dass es bis Ende des Monats noch einige mehr werden. Bisher sind es ausschließlich Leute, die Erfahrungen aus der Nachtökonomie mitbringen und bereits ein starkes Netzwerk in Mannheim haben - also genau das, was wir suchen. Es sind jüngere und ältere Menschen darunter, weibliche wie männliche. Ich bin sehr positiv überrascht ob der Qualität der eingegangenen Bewerbungen.

Wie ist das weitere Verfahren? Wann tritt der Nachtbürgermeister seine Stelle an?

Bewerbungen können noch bis 30. Juni als PDF an uns geschickt werden. Anschließend suchen wir die bestgeeigneten Kandidaten heraus und starten einen Abstimmungsprozess im Internet. Jeder Mannheimer kann dann circa zwei Wochen lang für seinen Favoriten stimmen. Am 19. Juli gibt es einen öffentlichen Wahlabend, das anwesende Publikum hat auch dort wieder eine Stimme. Und auch eine Fachjury entscheidet mit. Arbeitsbeginn wäre der 1. August.

Info: Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.startup-mannheim.de/night-mayor. Die Bewerbungen können als PDF noch bis 30. Juni an Matthias Rauchs Kollegin Sarah Pint unter pint@startup-mannheim.de geschickt werden.

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