Neckarwiesen-Krawalle

Was sind die richtigen Maßnahmen gegen die Randale?

Entscheidend sei die zeitnahe Öffnung der Clubs, sagt Bürgermeister Erichson. Ein Alkoholverbot habe vorerst keine Priorität. Die Grünen-Fraktion fordert derweil die Öffnung der Außengastronomie bis Mitternacht.

01.06.2021 UPDATE: 02.06.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Jede Nacht ein Großaufgebot: Seit dem Pfingstwochenende schlägt die Polizei ihr Nachtlager mit vielen Beamten an der Neckarwiese, unter der Theodor-Heuss-Brücke, auf. Foto: Rothe

Von Philipp Neumayr

Heidelberg. Nach den Ausschreitungen auf der Neckarwiese am Pfingstwochenende, bei denen junge Randalierer drei Polizisten verletzten und unter anderem ein Corona-Testzelt beschädigten, gibt es jetzt erste Ermittlungserfolge. Seit den Krawallen bestand für die Wiese in den meisten Nächten ein Aufenthaltsverbot, auch diese Woche gilt es noch einmal von Mittwochabend bis Montagmorgen, jeweils von 22 bis 6 Uhr. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar.

Das Aufenthaltsverbot in Kombination mit einem großen Polizeiaufgebot hatte Erfolg: Letztes Wochenende blieb es an der Neckarwiese nachts relativ ruhig, mit Ausnahme von Auto-Posern. Stattdessen zog jedoch eine Gruppe von rund 100 Jugendlichen lärmend durch die Innenstadt: Es gab Schlägereien und Sachbeschädigungen.

Aggressive junge Menschen, die Streit suchen – dieses Problem hat Heidelberg nicht allein in Baden-Württemberg. Auch in Stuttgart gab es am Wochenende handgreifliche Auseinandersetzungen meist junger Menschen mit der Polizei. Als Reaktion darauf forderten vier Oberbürgermeister im Südwesten, darunter Frank Nopper (Stuttgart) und Boris Palmer (Tübingen), am Montag Konsequenzen. Sie schlugen etwa vor, die Corona-Sperrstunde – in Heidelberg liegt diese aktuell bei 22 Uhr – aufzuheben. "Die Schließung der Gastronomie reduziert die soziale Kontrolle und fördert aggressive Zusammenballungen", argumentierten die Stadtoberhäupter.

Für Heidelbergs Ordnungsbürgermeister Wolfgang Erichson (Grüne) ist dieses Argument "nicht sehr zielführend". Denn diejenigen, die für die Krawalle verantwortlich seien, gingen nicht plötzlich in die Kneipe, nur weil dies länger möglich ist. Längeren Restaurant- und Kneipenöffnungszeiten ist Erichson generell aber nicht abgeneigt. Die Heidelberger Grünen-Gemeinderatsfraktion forderte am Dienstag per Pressemitteilung, die Außengastronomie von Donnerstag bis Samstag bis 24 Uhr zu ermöglichen, sobald es die Corona-Verordnung erlaubt – als Maßnahme zur Stärkung der gebeutelten Gastronomie. Dagegen sei im Prinzip nichts einzuwenden, sagt Erichson.

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Für eine Befriedung der Situation auf dem Neckarvorland und in der Altstadt sei aber entscheidend, dass auch die Clubs zeitnah wieder öffneten. Es brauche eine Alternative, dass sich die jungen Leute nicht mehr zwangsläufig im öffentlichen Raum aufhalten müssten, so der Bürgermeister. Ein Alkoholverbot, wie es am Dienstag für die Tübinger Altstadt verhängt wurde, hat für Erichson vorerst keine Priorität. "Diese Diskussion werden wir führen, wenn wir sehen, wie sich die Situation an der Neckarwiese und in der Altstadt weiterentwickelt." Man werde das kommende Wochenende genau beobachten. "Und am Montag analysieren wir mit der Polizei, ob und gegebenenfalls welche ordnungsrechtlichen Maßnahmen nach den Pfingstferien weiterhin erforderlich sein werden." Dann könnte also auch über eine etwaige Verlängerung des Aufenthaltsverbots entschieden werden.

Wie feierfreundlich der Heidelberger Sommer wird, hängt für Erichson in erster Linie von den Feiernden selbst ab. "Die Menschen entscheiden mit ihrem Verhalten darüber, ob die Ordnungsbehörden eingreifen müssen. Wenn sich alle an die Regeln halten, besteht dazu keine Notwendigkeit." Dass die Menschen sich draußen mit Freunden treffen und feiern, das gehöre zu einer lebensfrohen Stadt wie Heidelberg dazu. "Was Stadt und Polizei aber nicht dulden können, sind die Entgleisungen einer kleinen Gruppe von Randalierern und Störern. Hier bleiben wir bei unserer klaren Linie der Null-Toleranz."

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