Einfach mal selbst operieren üben
Wissenschaft präsentiert sich - Praxis statt Theorie - Freier Eintritt

Hat gerade bei Nacht einen besonderen Charme: Das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL). Foto: privat
Von Arndt Krödel
Heidelberg. Was macht eigentlich das EMBL, das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg, so im Detail? Das wissen selbst Bewohner der angrenzenden Bergstadtteile Boxberg und Emmertsgrund häufig nicht. Am Freitag haben sie - und natürlich auch alle anderen - die Chance, ihre Wissenslücke zu schließen.
Denn alles ist angerichtet für die "Nacht der Forschung", die schon um 15 Uhr beginnt und bis Mitternacht dauert. Mit dabei ist nicht nur das EMBL - sondern auch acht weitere hochkarätige wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen in Heidelberg - und sogar eine in Mannheim.
Vorträge, Workshops und Experimente erwarten die Besucher bei insgesamt 136 Veranstaltungen an 17 Orten - und das alles bei freiem Eintritt. "Ein tolles Programm", ist sich Agnes Szmolenszky vom EMBL, Koordinatorin des Projekts, sicher: "Wir möchten zeigen, was Wissenschaft alles kann und dass sie für alle da ist." Das Motto des von der EU geförderten Projekts - die "European Researchers’ Night" findet gleichzeitig an etwa 300 Orten in Europa statt - lautet "Expedition Neugier".
Auch EMBL-Generaldirektor Iain Mattaj appellierte an die Bürger, sich auf Wissenschaft und Forschung einzulassen: "Entdecken Sie den neugierigen Wissenschaftler in sich!" Nur wenn die Forschung offen und verständlich sei, könnten auch Laien sich ihr eigenes Bild machen und sich vor Fehlinformationen und Fake News schützen. Es gehe darum, eine "Kultur der Begegnung auf Augenhöhe" aufzubauen: "Wir alle forschen nicht für uns, sondern für die Gesellschaft."
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Nach über zehn Jahren Laufzeit des EU-Projekts nehmen Heidelberg und Mannheim zum ersten Mal daran teil. Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner zeigte sich darüber hocherfreut und lenkte den Blick auch auf das Dezernat 16, "unseren Kreativen-Austausch-Platz", an dem Künstler sich am Freitag mit dem Thema Wissenschaft auseinandersetzen werden. Zudem gibt es im Rahmen der "Unesco City of Literature" im EMBL Lesungen von zwölf wissenschaftlichen Autoren.
Neben dem EMBL sind etwa die Universität und das Uniklinikum, das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Pädagogische Hochschule und das Haus der Astronomie dabei. Ein Shuttle-Bus verbindet die Veranstaltungsorte im Neuenheimer Feld, in der Altstadt und auf dem Königstuhl.
Dabei geht es keineswegs theoretisch zu: Im Experimental-OP der Medizinischen Klinik können Besucher sich als Chirurgen versuchen und im Botanischen Garten kann jeder die Natur auf seinem eigenen Smartphone "sichtbar machen". Für Kinder ist das Angebot besonders groß: So können die Kleinen etwa im DAI-Kindergarten selbst experimentieren oder im Explo-Lernlabor per DNA-Analyse einen Kriminalfall aufklären.
In Mannheim ist das Technoseum, der größte außerschulische Lernort in Baden-Württemberg, bei der "Langen Nacht" dabei. Dort gibt es etwa Science-Shows und "iPad-Magie" zu erleben.



