Endlich wieder große Kunst vor großem Publikum (plus Fotogalerie)
Am ersten Abend ausverkauft - Viele sind froh, dass es stattfinden kann - Stehen und gehen nur mit Mundschutz

Von Hans Böhringer
Heidelberg. Der erste Abend war ausverkauft: 500 Gäste besuchten am Donnerstagabend das Metropolink-Festival für urbane Kunst auf dem Gelände in der South-Gettysburg-Avenue in Patrick-Henry-Village (PHV). Neben den großen Graffiti auf den Häuserwänden sorgten das belgische Musikerinnen-Duo "Juicy" und der Künstler Demsky, der sein Wandgemälde mit einer Lichtinstallation überlagert hatte, für Stimmung.
Beim Metropolink-Festival ist dank der Lockerungen der Corona-Verordnung vieles möglich. Allerdings: Stehen oder gehen ist hier nur mit Maske erlaubt. Deshalb sitzen die meisten Besucher, wo es geht – sogar einige in der Schlange beim Burgerverkauf. Ansonsten nehmen sie weit verteilt auf beiden Seiten der Straße Platz, lauschen der Musik und bestaunen das Spektakel. Ein paar wenige tanzen vor dem "No Joke Radio Truck", natürlich auf Abstand.
Um die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren, sind Sicherheitsleute auf Patrouille, "Sheriffs" nennt sie Festivalleiter Pascal Baumgärtner. Der Name passt zum amerikanischen Geist von PHV – und ist Programm: Die "Sheriffs" zögern nicht lange, wenn sie jemanden ohne Maske sehen, um ihm noch einmal die Hygieneregeln zu erklären. "Ich hoffe, dass sich die Leute verantwortungsvoll verhalten, wir wollen schließlich, dass Veranstaltungen stattfinden können", sagt Baumgärtner. Er ist zuversichtlich: "Wir schaffen das."
Auch für die Besucher ist es ungewohnt, das Festival unter Corona-Bedingungen zu besuchen: "Es ist schon komisch mit der Maske", meint Franziska. Doch: "Man ist froh, dass man wieder hier sein kann." Sie sieht "Nachholbedarf", findet das Festival aber auch einfach schön und sei deshalb hier. Ähnlich sieht das Inga, die schon mehrere Male bei Metropolink war: "Es ist schön, mal wieder so viele Leute zu sehen, auch wenn das schräg ist mit dem Mundschutz." Für sie und für Tanja, die neben ihr sitzt, war die Band "Juicy" das Highlight des Abends.
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Die Sängerinnen erklären am Ende, wie toll es gewesen sei, wieder vor einem großen Publikum spielen zu können. Doch ob es angesichts steigender Fallzahlen so bleiben wird, ist nicht sicher. Für viele Künstler sind die Einschränkungen nicht nur unbequem, sondern können existenzgefährdend werden.
Dieses Jahr sei er das erste Mal für den ganzen Sommer ausgebucht gewesen, erzählt der Multimediakünstler Jaime Ramírez – doch dann kam der Lockdown. Inzwischen habe sich die Lage für Künstler etwas beruhigt, sagt er: "Wenn sie nicht wieder schließen, sind meine nächsten Monate gerettet." Beim Gedanken, dass die Unsicherheit, die finanzielle Dürre zurückkommen könnte, schüttelt er sich: "Das ist gruselig." Ramírez hat sein "Coronaprojekt" zum Festival mitgebracht. Er steht in der Mitte der Straße neben seinem modifiziertes Lastenrad: oben ein Projektor, in der Mitte eine Lkw-Batterie, am Lenker ein iPad. Dort kann er mit dem Finger Formen oder Schriftzüge malen, die an eine Wand projiziert werden.
Tickets und Infos unter https://metropolink.loveyourartist.store. Die Ausstellung läuft noch bis zum Sonntag, 16. August.




























