Körperspenderin Jutta Scheffzek im Interview

"Mit unserem Tod lassen wir unsere Hülle zurück"

Die 70-Jährige hat keine ethischen Bedenken - und ihr gefallen die Räume im Alten Hallenbad

27.09.2017 UPDATE: 28.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden

Körperspenderin Jutta Scheffzek im Alten Hallenbad vor plastinierten Krampfadern. Foto: Rothe

Heidelberg. (hob) Jutta Scheffzek (70) ist eine von mittlerweile 17.000 registrierten Körperspendern weltweit. Diese haben keinen Einfluss darauf, was genau nach ihrem Tod mit ihnen geschieht. Beim Presserundgang im Alten Hallenbad erklärte Scheffzek, warum sie sich den Körperwelten zur Verfügung stellt.

Frau Scheffzek, warum wollen Sie nach Ihrem Tod plastiniert werden?

Ich habe vor 20 Jahren die Ausstellung in Mannheim gesehen und war fasziniert. Ich bin gelernte Intensivkrankenschwester, gehöre keiner Kirche an, habe daher keine ethischen Bedenken. Als klar war, dass meine an Demenz erkrankte Mutter bald sterben könnte, habe ich uns als Körperspender angemeldet. 2008 ist sie gestorben.

Wissen Sie, was aus Ihrer Mutter geworden ist?

Nein. Die Körperspenden werden anonym behandelt. Für mich ist das aber nicht schlimm. In meinen Augen lassen wir mit unserem Tod unsere Hülle zurück. Unsere Seele ist unsterblich. Ich gebe aber zu, ich wollte meine Mutter nicht unbedingt als Ganzkörperplastinat sehen.

Auch interessant
Körperwelten eröffnen in Heidelberg: Immer ein paar Leichen im Keller
Professor Kriz beurteilt seinen Schüler zu "Körperwelten": "Gunther von Hagens hatte immer nur die Plastination im Kopf"
Letzte Ruhe in Heidelberg: Umstrittenes "Körperwelten"-Museum öffnet
"Körperwelten-Museum" in Heidelberg: Die Plastinate werden in Szene gesetzt (plus Fotogalerie)
Kritik an Körperwelten in Heidelberg: "Auch Körperspender haben eine Würde"
RNZ-Forum zu "Körperwelten" in Heidelberg: Vor allem die Fachleute argumentierten mit Schärfe (plus Fotogalerie)

Manche Plastinate werden sehr sensationell in Szene gesetzt. Darf man das?

Ach wissen Sie, manche Leute haben immer etwas zu kritisieren. Man kann es als darstellende Kunst sehen. Ich denke, mit den Plastinaten ist das Körperliche in eine andere Dimension übergegangen.

Hier hängt aber auch ein Schwein mit Flügeln!

Wenn alle Schweine, die in einem Jahr gegessen werden, hier ausgestellt würden, wäre das geschmackloser.

Ekelt es Sie nicht, wenn Sie daran denken, selbst präpariert zu werden?

Ich habe in der Chirurgie auf der Intensivstation gearbeitet und war häufig mit großem Interesse bei Obduktionen dabei, weil ich wissen wollte, woran unsere Patienten gestorben sind. Ich sehe das alles sehr entspannt.

Was halten Ihre Angehörigen von Ihrer Entscheidung?

Mein Sohn war zunächst nicht begeistert. Ich habe ihn dann nur gefragt, was er denn an meinem Grab will. Ich finde, wir brauchen keine Beerdigungsstätte, um an einen Verstorbenen zu denken.

Wie gefallen ihnen die Ausstellungsräume im Alten Hallenbad?

Ich bin begeistert. Ich wohne seit mehr als 50 Jahren in Heidelberg und war hier auch schon schwimmen. Jetzt finde ich, dass die Räume in schöner Weise in Szene gesetzt werden. Das ist doch besser als früher mit den Imbissbuden in der Markthalle.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.