Heidelberg hat jetzt einen "Kur- und Heilwald"
Die Stadt ist die erste Kommune in Deutschland mit dieser Auszeichnung. Ein Kooperationspartner ist die Rehaklinik Königstuhl.

Von Steffen Blatt
Heidelberg. Die Heidelberger lieben ihren Wald – und dass der Aufenthalt dort guttut, ist ihnen bestens bekannt. Dass die grüne Lunge der Stadt auch heilend wirken kann, diese Erfahrung hat vielleicht noch nicht jeder Waldbesucher gemacht. Genau das hat die Stadt aber jetzt schwarz auf weiß, denn sie hat nun offiziell einen "Kur- und Heilwald" – mit Gütesiegel des internationalen Zertifizierungssystems PEFC. Am Mittwoch wurde die Urkunde bei einem Ortstermin an der Rehaklinik Königstuhl übergeben.
Schon vor 20 Jahren erhielt Heidelberg das weltweit anerkannte PEFC-Gütesiegel für seine nachhaltige Forstwirtschaft, 2015 kam die Zertifizierung als "Erholungswald" hinzu – und jetzt ist es die erste Kommune in Deutschland, die den erweiterten Standard "Kur- und Heilwald" erreicht. Der Begriff "Kurwald" gilt für das gesamte Heidelberger Waldgebiet, der "Heilwald" entsteht zunächst im Bereich um die Rehaklinik. Dort sollen gezielt Angebote zur Gesundheitsförderung ausgebaut werden.
Hintergrund
> PEFC ist die größte Institution zur Sicherstellung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft. PEFC
> PEFC ist die größte Institution zur Sicherstellung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft. PEFC Deutschland wurde 1999 gegründet, der Verein entwickelt die Standards und Verfahren der Zertifizierung, stellt der Öffentlichkeit Informationen bereit und vergibt die Rechte am PEFC-Logo in Deutschland. PEFC ist in Deutschland das bedeutendste Waldzertifizierungssystem: Mit 8,6 Millionen Hektar Waldfläche haben bereits drei Viertel der deutschen Wälder das PEFC-Gütesiegel.
> Die Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl ist eine Fachklinik für Innere Medizin mit den Behandlungsschwerpunkten Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen sowie Krankheiten der Atmungsorgane. Sie verfügt über 160 Betten und 60 ambulante Plätze. Über 2000 Patienten besuchen jährlich die Klinik. Seit Beginn der Corona-Pandemie sind durchgängig 60 bis 70 Betten mit Patienten belegt, die unter den Nachwirkungen der Krankheit, unter "Long Covid", leiden. ste
So wurden etwa auf einer kleinen Lichtung, einige Meter vom Klinikpark entfernt, drei Holzliegen aufgestellt, die Mitarbeitende des Heidelberger Forstamts gebaut haben. Hier können Besucher zur Ruhe kommen, die Stille und die Energie des Waldes genießen. Im Umfeld der Klinik soll außerdem ein Rundweg entstehen, geplant sind zudem ein Ort zum Meditieren, weitere Liegen, eine Blumenwiese zur Naturbeobachtung und Stationen, an denen Vogelstimmen oder die Gerüche des Waldes erfahren werden können. "Das Zertifikat unterstreicht die gesundheitsfördernde Wirkung des Heidelberger Waldes und knüpft an die Bestrebungen im ausgehenden 19. Jahrhundert an, Kurort zu werden", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner bei der Übergabe des Zertifikats durch PEFC-Geschäftsführer Dirk Teegelbekkers. "Heidelberg ist ein bisschen der Streber unter den deutschen Kommunen", lobte er. Denn wann immer seine Organisation ein neues Gütesiegel anbiete, stehe die Stadt schon zur Zertifizierung parat. 2018 verlieh PEFC Heidelberg den Titel "Waldhauptstadt" für das vorbildliche Engagement bei der Bewirtschaftung des Stadtwaldes.
"Für uns ist die Kooperation absolut sinnvoll", sagte Stephan Hörl, der Geschäftsführer der Rehaklinik mit den Fachbereichen "Herz-Kreislauf" und "Lunge". Denn die Patienten nutzen den Wald heute schon, etwa zum Nordic Walking. Der Park der Klinik mit der Minigolfanlage, dem neuen Barfußpfad und weiteren Angeboten ist Teil des Konzeptes und öffentlich zugänglich. Und im kommenden Jahr können Ausflügler und Wanderer in der neuen Cafeteria der Klinik einkehren. "Dann können wir auch im Park mehr präsentieren als heute", so Hörl weiter. "Wir wollen unsere Patienten in Bewegung bringen, auch über ihre Reha hinaus", ergänzte Klinik-Chefarzt Dr. Robert Nechwatal. Den Wald könne man auch für Entspannungsübungen oder Wald-Yoga nutzen. Heilung wird dort auf dem Königstuhl also schon lange praktiziert – in Zukunft nun auch mit Gütesiegel.