Wie eine Schule in Heidelberg umzieht
Am Montag beginnt der Unterricht am neuen Standort der Julius-Springer-Schule in Mark Twain Village - Arbeiten unter Hochdruck

Diese Umzugskartons sind schon ausgepackt und wieder gefaltet (links): Leiter Uli Richard Liebler in einem Flur der neuen Schule. In der Lernmittelbücherei packen Thomas Wissmann und Gerlinde Franz Kisten aus. Fotos: Philipp Rothe
Von Steffen Blatt
Es gibt diese TV-Dokus, in denen der Umbau eines Restaurants, die Neueröffnung eines Hotels oder der Bau eines Kreuzfahrtschiffes begleitet werden. Zu dramatischer Musik heißt es dann gegen Ende irgendwann "Es ist ein Kampf gegen die Zeit" oder "Am Samstag stehen die ersten Gäste vor der Tür", und keiner weiß, wie das alles noch pünktlich fertig werden soll - was zum Schluss aber natürlich immer klappt. Ein bisschen so ist die Situation gerade in der neuen Julius-Springer-Schule (JSS), nur ohne Kamerateam und dramatische Musik.
Denn wer das Gebäude auf der ehemaligen US-Fläche Mark Twain Village betritt, kann sich zumindest an manchen Stellen schwer vorstellen, dass dort ab Montag rund 1600 Schüler unterrichtet werden sollen. Doch der Umzug der beruflichen Schule vom alten Standort an der Rohrbacher Straße läuft auf vollen Touren: In der Lernmittelbibliothek im ersten Stock etwa packen Gerlinde Franz und Thomas Wissmann Bücher aus und verstauen sie in Regalen. "Früher lagerten die Bücher im Keller, das ist jetzt natürlich viel besser", sagt Schulleiter Uli Richard Liebler. Er pendelt derzeit zwischen der alten und der neuen Julius-Springer-Schule. Denn einerseits muss auch er sein Büro einrichten - zu dem die Tür noch fehlt -, andererseits muss das kommende Schuljahr noch vorbereitet werden, etwa die Stunden- und Raumpläne.
Das Mobiliar für die Klassenzimmer ist auch schon da - und während in manchen Sälen schon der Boden gewischt wird, streichen Handwerker an anderen Räumen noch die Türrahmen. Der Haupteingang kann derzeit nicht benutzt werden, weil der Bodenbelag noch erneuert wird, in der Cafeteria wird gerade die Küche eingebaut. Der Schulhof ist noch eine triste Asphaltfläche, er wird erst einmal provisorisch hergerichtet.
"Ich bin Optimist und habe nie ernsthaft daran gezweifelt, dass es klappt", sagt Liebler. Trotzdem stand der Umzugstermin offenbar auf der Kippe. Denn nach unvorhergesehenen Verzögerungen - unter anderem musste der komplette Estrich-Boden wegen Schadstoffbelastung herausgerissen werden, außerdem fiel eine Firma mitten in den Arbeiten aus - fragte man den Schulleiter, ob der Umzug auch erst in den Herbstferien stattfinden könne. "Das wäre aber ein unmöglicher Aufwand gewesen. Wir hätten Stunden- und Raumpläne doppelt machen müssen, außerdem haben wir im November schon die ersten Prüfungen."
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Liebler bot an: Wenn die neue Schule zu 80 Prozent fertig ist, können wir umziehen. So ist es gekommen, und darum wird die JSS ein Gebäudeteil auch noch nicht nutzen können. Dort wird wohl noch bis November gearbeitet. Bis dahin werden Klassen in Räumen untergebracht, die eigentlich für andere Dinge eingeplant sind. Außerdem wird mehr Unterricht in den Nachmittag verlegt.
Zur Ausstattung gehören nicht nur Tafeln, Tische und Stühle, sondern auch 350 Computer. Drei Lehrer kümmern sich um das Schul-Netzwerk und sorgen dafür, dass am Montag alles läuft - und das auch während der Sommerferien. Tobias Pfennig etwa verbrachte vier Ferienwochen in der Schule, bei seinen beiden Kollegen war es ähnlich. Bis alles funktioniert, müssen sie sich zwei- bis drei Mal an jeden Rechner setzen. Zusätzlichen Urlaub bekommen sie dafür nicht, aber immerhin hat das Kultusministerium ein paar Personalstunden spendiert, die sie dann weniger unterrichten müssen.
Sie werden wie auch die Handwerker die letzten Tage weiter mit Hochdruck arbeiten, damit die Schule am Montag am neuen Standort ohne allzu viele Einschränkungen starten kann - ganz ohne Kamerateam und dramatische Musik.



