Keine Rampe - Rollstuhl-Fahrerin ärgert sich über Straßenbahn-Fahrer
Mannheimerin hat oft Probleme mit Fahrern - "Die meisten meckern, und ich werde blöd angemacht" - RNV-Sprecher: Rampe zu steil

Heidelberg. (bik) Solche Probleme, sagt die 35-jährige Mannheimerin, habe sie nur in Heidelberg: Wenn sie am Hauptbahnhof mit ihrem Rollstuhl in die Straßenbahnen 21 oder 24 gelangen oder dort aussteigen will, wird ihr die Rampe nicht ausgefahren. "Die Fahrer sagen, sie dürften das nicht", wundert sich die Mannheimerin, die regelmäßig vom Bahnhof zum Hans-Thoma-Platz in Handschuhsheim fährt. Sie müsse dann andere Fahrgäste bitten, sie samt ihrem Rollstuhl hinein- und herauszuheben: "Das ist nicht selbstverständlich, dass sie das tun."
Natürlich gibt es auch Straßenbahnfahrer, die die Rampe herauslassen und ihr helfen. Doch "die meisten meckern, und ich werde blöd angemacht", sagt sie. Wenn sie sich das ersparen will, fährt sie mit ihrem Rollstuhl weiter zur Haltestelle Betriebshof. Da gebe es zwar auch keine Rampe, aber sie könne sich da selbst hochziehen. "Manchmal helfen auch Fahrgäste, aber die Fahrer selbst rühren sich nicht."
Die junge Deutsche, die dunkle Haut hat, sitzt im Rollstuhl, seitdem sie als Kind in Afrika einen Impfschaden erlitt. Die 35-Jährige kämpft seit Jahren dafür, selbstständig unterwegs sein zu können, und ist eigentlich stolz auf ihre Mobilität. Doch dafür bekommt sie auch keine Begleitperson zugesprochen, die ihr beim Ein- und Ausstieg in die Straßenbahn helfen könnte.
Natürlich hat sie sich schon öfter bei der Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH (RNV) beschwert. Doch da verweise man sie höchstens auf die OEG-Bahn. "Da bin ich ab Mannheim zweimal eineinhalb Stunden unterwegs", sagt die 35-Jährige, "diese Zeit habe ich nicht." Und natürlich sagte man ihr auch, dass am Hauptbahnhof Nord bald umgebaut werde. "Vielleicht hätte man vorübergehend eine Erhöhung bauen können?", entgegnet sie. "Dass man mich hilflos dastehen lässt, finde ich nicht schön."
RNV-Sprecher Moritz Feier erklärt: "Am Hauptbahnhof bringt die Rampe nichts, sie ist zu steil. Aber ab Ende Juli wird der Bahnhofsvorplatz barrierefrei ausgebaut." Dann werde es eine Ersatzhaltestelle in westlicher Richtung auf den Gleisen der Linie 5 geben. Ab Mitte September soll dann die Linie 5 barrierefrei direkt zum Hans-Thoma-Platz fahren. Und voraussichtlich im März 2019 soll der Umbau direkt am Hauptbahnhof gestemmt, der Vorplatz wieder freigegeben sein.
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Feier sagt aber auch klar: "Das Fahrpersonal ist angehalten, mobilitätseingeschränkten Personen beim Einstieg zu helfen." Es sei denn, die betriebliche Situation lasse es nicht zu, etwa eine extreme Verkehrslage mit Verspätungen oder gesundheitliche Einschränkungen des Fahrers. "Dann soll der Fahrer die anderen Fahrgäste um Hilfe bitten." Und bei künftigen Beschwerden mit Nennung von Uhrzeit und Linie verspricht Feier, dass der Fahrer angesprochen und bei Bedarf auch entsprechend noch einmal geschult werden solle.