Heidelberg

Zu enge Bebauung auf dem Schlosskino-Gelände?

Die Planer müssen nochmal ran - Gestaltungsbeirat bemängelt Zuschnitt beim geplanten Seniorenwohnen

05.10.2020 UPDATE: 06.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden
Dort, wo früher das Schlosskino stand, ist nun Platz für Neues – für altersgerechte Wohnungen zum Beispiel. Erste Pläne für das Gelände der Hauptstraße 42 gibt es schon, aber noch werden sie diskutiert. Foto: mün

Von Birgit Sommer

Heidelberg. Wo einst das Schlosskino und verschiedene Nebengebäude standen, sollen hauptsächlich altersgerechte kleine Wohnungen entstehen. Bauen will sie die Volksbank Kurpfalz, langfristig mieten und weitervermieten die evangelische Stadtmission. Für sie wäre das eine Erweiterung ihres Angebotes in der Plöck, wo Pflegeheim, Kinderkrippe und Kapelle stehen. Auch die Kita könnte in diesen Räumen zwei dringend benötigte neue Gruppen aufmachen. Der Zugang zum großen Gebäude mit 36 Wohnungen – meist mit zwei Zimmern – und für die Kita ist sogar von der Plöck aus gedacht.

Ein weiteres neues Haus mit sieben Mietwohnungen schließt sich innen an die Gebäudereihe der Akademiestraße an und soll in Verwaltung der Volksbank Kurpfalz bleiben. Dazwischen liegt ein begrünter Hof. In einer zweigeschossigen Tiefgarage könnten 59 Parkplätze entstehen.

So zumindest sehen es die ersten Planungen von Architekt Jürgen Mayer für das Gelände Hauptstraße 42 vor. Bei der Volksbank Kurpfalz, die das Ensemble im Jahr 2008 von privat erwarb – das Kino war da schon aufgegeben, das Theater nutzte die Räume übergangsweise als Schauspielhaus –, hatte man lange überlegt, wie das Gelände sinnvoll überbaut werden könnte.

Drei Architekten aus dem fünfköpfigen Gestaltungsbeirat der Stadt sahen sich die Pläne jetzt an und fanden sie verbesserungswürdig. Dieser unabhängige Beirat wurde vor zwei Jahren eingerichtet und soll Bauvorhaben, die das Stadt- und Landschaftsbild prägen und Auswirkungen auf öffentliche Räume haben, begutachten, ehe sie entstehen.

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Die Stadtplanerin Sophie Wolfrum aus München wünschte sich einen großzügigen Eingangsbereich für die Seniorenwohnungen statt einer versteckten Haustür links hinter der Kapelle. Wohnungen für alte Leute müssten leicht zugänglich sein, fand sie. Ebenso kritisierte die Architektin den geplanten 1,5 Meter schmalen Gang im Wohngebäude, von dem aus die Wohnungen links und rechts zu erreichen sind. Ihr Kollege Gerd Gassmann aus Karlsruhe nannte ihn gar einen "Horror-Mittelflur": "Das ist unerotisch hoch acht." Eine Treppe müsse so geplant werden, dass man sie gerne gehe, fand Sophie Wolfrum zudem: "Die Leute sollen ja fit bleiben."

Dass die nach Westen schauenden Bewohner nur die Wand des Kaufhofes vor sich sehen würden und nie einen Menschen, der dort flaniere, gefiel Wolfrum nicht. Die Heidelberger Baufachleute stimmten zu. "Ich glaube, dass das Grundstück nach heutigen Qualitätsanforderungen übernutzt ist", erklärte Annette Friedrich, die Chefin des Stadtplanungsamts. Das Ziel sei aber, in allen Lebenslagen eine hohe Wohnqualität zu erreichen.

Michael Hoffmann, Vorstandsmitglied der Volksbank Kurpfalz, sprach die Wirtschaftlichkeit an, als es um ein Abspecken bei der Zahl der Wohnungen ging. Architekt Mayer betonte, dass die Stadtmission keine Einwendungen gegen die Planung vorgebracht habe. Für Sophie Wolfrum war das kein Argument: "Wir haben schon an einem anderen Projekt der Stadtmission ordentlich rumgemeckert."

Harald Danisch vom Baurechtsamt der Stadt schlug vor, im Westteil des großen Gebäudes Wohnungen wegzulassen, um das Gebäude aufzulockern und eine Art kleiner, eingezogener Höfe zu schaffen. Die Landschaftsarchitektin Christiane Sörensen aus Hamburg regte noch Dachbegrünungen und Gartennutzung an.

"Wir werden neu planen und rechnen lassen", sagte Michael Hoffmann auf RNZ-Anfrage. Eventuell könne man im Westflügel auf jeder der vier Etagen eine Wohnung weglassen und damit neue Sichtbeziehungen zumindest für acht Bewohner schaffen. Zum "Kaufhof" hin, da war er sich mit Architekt Mayer einig, existiere mit fast 17 Metern heute schon ein für ein Stadtzentrum ordentlicher Abstand, da eine schmale private Grünfläche noch dazwischenliege.

Auch das Gebäude nebenan, Hauptstraße 40 (ehemals Nordsee-Filiale), plant Architekt Jürgen Mayer neu. Die wenig erhaltenswerte Bausubstanz darf laut Mayer abgerissen werden. Der Besitzer, der das Gebäude vor einem Jahr erworben hat, will im Erdgeschoss weiterhin Gewerbe haben, in den oberen Geschossen Wohnungen. Geplant ist eine klassische, aus dem Umfeld abgeleitete Lösung für die Fassade. Dem Gestaltungsbeirat ging es hier eher um Anregungen für die Planung wie geteilte Fenster, eine Sockelverkleidung mit Natursteinen, eine nutzbare Dachterrasse oder eine Gebäudeerhöhung, damit die Proportionen der Geschosse eher denen der Nachbargebäude entsprechen können. Darüber werden Architekt und Bauherr sprechen.

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