Abbruch fast beendet

Vom Heidelberger Schlosskino ist kaum mehr etwas übrig

Abbruch soll in einem Monat beendet sein - In den nächsten Jahren werden hier Wohnungen und ein Kindergarten entstehen

06.11.2018 UPDATE: 07.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden

Vom ehemaligen Schlosskino in der Hauptstraße - hier aufgenommen vom Parkdeck des benachbarten Kaufhofs (Blickrichtung Akademiestraße, am oberen rechten Bildrand der Turm der Providenzkirche) - stehen nur noch wenige Außenmauern. Foto: Rothe

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Vom Schlosskino in der Hauptstraße steht fast nichts mehr. Vor gut einem Monat begannen die Abbrucharbeiten, die Anfang Dezember abgeschlossen sein sollen. "Das war ein Abriss ohne Überraschungen", berichtet Michael Hoffmann, der Vorstand der Volksbank Kurpfalz, der das Areal gehört. Von der Hauptstraße bekommt man wenig mit von dieser Riesenbaustelle - schließlich läuft der gesamte Schutttransport über die Akademiestraße, eine Seitengasse. Dazu wurde extra eine Wand eingerissen, um eine Zufahrt zu dem Grundstück zu haben.

Im März hatte die RNZ darüber berichtet, dass die Behörden den Denkmalschutz für den Gebäudekomplex aufgehoben und eine Abrissgenehmigung erteilt hatten. Zuvor war das 1937 errichtete Gebäude wegen seiner Architektur - als eines der wenigen freistehenden Lichtspielhäuser der 30er Jahre mit markanten Säulen - als Kulturdenkmal eingestuft. Das Schlosskino, gegründet 1910, war nach dem "Gloria" (seit 1905) das zweitälteste Filmtheater der Stadt; der letzte Film lief hier am 31. Januar 2009. Im Jahr zuvor hatte den Komplex die Volksbank Kurpfalz, damals noch H+G-Bank, zu ihrem 150. Firmenjubiläum von einem Privatmann gekauft. Kurz danach begann eine dreijährige Zwischennutzung als zweite Spielstätte des geschlossenen Stadttheaters, das Ende November 2012 wiedereröffnete.

Es folgten sechs Jahre Leerstand - auch weil die Bank kein schlüssiges Konzept fand, was aus dem maroden Gebäude werden sollte. Das war auch am Ende der Grund, wieso der Denkmalschutz aufgehoben wurde: Eine Sanierung war komplett unwirtschaftlich und eine sinnvolle Nachnutzung auch nicht in Sicht. In der Zwischenzeit war auch der größte Teil der Inneneinrichtung - sofern überhaupt vorhanden - völlig vermodert.

Mittlerweile konkretisieren sich die Neubaupläne der Volksbank. In Zusammenarbeit mit der angrenzenden Stadtmission sollen betreute Wohnungen errichtet werden - schließlich betreibt hier die Einrichtung der evangelischen Kirche ein Altenheim, das Wilhelm-Frommel-Haus. Auch sonst soll hier Wohnraum geschaffen werden, Hoffmann geht davon aus, dass hier Zwei- bis Vier-Zimmer-Appartements entstehen werden, "aber keine Luxuswohnungen". Und eine Betreuungseinrichtung - sei es ein Kindergarten oder eine Kita - soll es auch geben. Im Moment arbeiten die Architekten an den ersten Planungen.

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Ganz in trockenen Tüchern sind die "Gedankenspiele", wie Hoffmann sie vorsichtig nennt, noch nicht. Zumal auch die Zeit nicht drängt: "Wir haben keine Eile, es gibt auch noch keinen Zeitplan - vielleicht beginnen wir Ende 2019, vielleicht auch erst 2020", so der Bankvorstand. Zumal er ja auch seinen Aufsichtsrat und nicht zuletzt die Volksbankmitglieder vom wirtschaftlichen Nutzen des Neubaus überzeugen muss: "Wir dürfen ja schließlich kein Geld verschleudern."

Ein Souvenir aus dem alten Kino, das Ende April als Kulisse für Fotografen mit einer Freude am Morbiden diente, hat sich Michael Hoffmann nicht gesichert: "Erstens war nur wenig Originales nach der Nutzung durch das Theater übrig. Und zweitens hätten wir auch keine Verwendung dafür gehabt."

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