Gähnende Leere und Modergeruch
Nur wenige Nostalgiker kamen noch einmal zum Fotografieren in die Räume an der Hauptstraße.

Kurz vor dem Abriss machten Hobbyfotografen letzte Bilder vom alten Schlosskino. Foto: Philipp Rothe
Von Karla Sommer
Heidelberg. Die Nachricht in der RNZ, dass das ehemalige Schlosskino in der Hauptstraße nun endgültig abgerissen wird, hat einige Leser und Leserinnen derart elektrisiert, dass sie bei der Volksbank Kurpfalz anriefen und baten, vorher noch einmal in "ihr altes Kino" gelassen zu werden. Nicht nur, um in Nostalgie zu schwelgen, sondern auch, um dort das zu fotografieren, was noch übrig geblieben ist. Das ist nicht mehr viel. Davon konnte man sich jetzt zusammen mit Peter Koch von der Volksbank Kurpfalz überzeugen.
Gähnende Leere im ehemaligen Foyer. Nur ein paar Requisiten sind übrig, die eher vom Theater, das dort während seines Umbaus eine Zwischenstation eingelegt hatte, stammen könnten, einige Stuhlreihen im kleinen Vorführsaal, ansonsten Schutt und Müll auf dem Boden und modriger Geruch. Nur die alten Türen im großen Saal und die 50er-Jahre-Lampen im Foyer zeugen noch von der großen Vergangenheit, die mit Gründung des Kinos im Jahr 1910 begonnen hatte.
Die drei Besucher, ausgerüstet mit ihren Kameras, hatten sich mehr Nostalgie in dem fast leeren und sichtbar verfallenden Kino vorgestellt, wussten aber doch gleich, wo und was sie in den düsteren Räumen fotografieren wollten. Sie hatten wohl noch das Kino in seiner ganzen Pracht vor Augen. Wie Linda Stumpf, die sich noch lebhaft an die Sonntagsmatinées erinnern konnte und von "ihrem Kino" sprach.
Auch die beiden Hobbyfotografen Stephan Kayser von der "Lebenshilfe" und Ulli Hillenbrand, der "am liebsten verlassene Ecken in Heidelberg fotografiert" (Fotostrecke bei Facebook), zeigten sich etwas enttäuscht vom Zustand des Gebäudes, das im September - das bestätigte Peter Koch - abgerissen werden soll. Die Genehmigung dafür liegt vor. Nun ist man mit dem Erstellen eines Bebauungsplanes für das 800 Quadratmeter große Gelände beschäftigt. "Das Ganze soll zwar wirtschaftlich sein, aber wir wollen uns damit keine goldene Nase verdienen." So ist daran gedacht, in der 1A-Lage einen Bau für betreutes Wohnen zu errichten. Doch das sei noch nicht spruchreif, so Koch. Die umliegenden Gebäude im Hinterhof des Volksbankgeländes Hauptstraße 42-46 wurden inzwischen saniert.
Auch interessant
Die Nußlocher Künstlerin Gerlinde Britsch möchte noch Fundstücke aus dem Schlosskino zu einer größeren Collage verarbeiten. Sie beschäftigt sich mit dem Thema Vergänglichkeit in ihren bildnerischen Arbeiten. Demnächst wird sie sich in den alten Vorführsälen auf die Suche nach Verwertbarem begeben.



