Wird aus Heidelbergs Stadthalle ein Konzerthaus der Extraklasse?

Wunsch des "Heidelberger Frühlings": Ein Konzerthaus der Extraklasse - Oberbürgermeister Würzner sagt "optimale Prüfung" zu

06.07.2015 UPDATE: 07.07.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Die Heidelberger Stadthalle nur noch für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen - das ist ein Wunsch, der Sponsoren braucht. Foto: Joe

Von Ingrid Thoms-Hoffmann

Es war ein kleiner Kreis, der sich da vor Kurzem in der Stadthalle traf. Das Thema war aber alles andere als klein, es ging um die künftige Nutzung der Stadthalle. Wie es mit Heidelbergs "guter Stube" weitergehen soll, wenn das geplante Kongresszentrum tatsächlich einmal verwirklicht werden sollte, das beherrscht die Gemüter. Vor allem die des Freundeskreises des "Heidelberger Frühling". Dessen Intendant Thorsten Schmidt hatte Oberbürgermeister Eckart Würzner eingeladen. Nicht ohne Erfolg. Denn der Verwaltungschef versprach, eine "optimale Prüfung" der Stadthalle mit dem Ziel, hier ein Konzerthaus der Extraklasse entstehen zu lassen.

Hintergrund

Die Stadthalle wurde zwischen 1901 und 1903 gebaut und am 5. August 1903 aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Reorganisation der Universität Heidelberg durch Großherzog Karl Friedrich von Baden eingeweiht. Die Architekten Jakob Henkenhaf und Friedrich Ebert wählen als

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Die Stadthalle wurde zwischen 1901 und 1903 gebaut und am 5. August 1903 aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Reorganisation der Universität Heidelberg durch Großherzog Karl Friedrich von Baden eingeweiht. Die Architekten Jakob Henkenhaf und Friedrich Ebert wählen als Baustil den Historismus: Außen im Stil der deutschen Renaissance erbaut, wurden im Innern zusätzlich Elemente des Jugendstils aufgegriffen. Das Gebäude ist 81 Meter lang, 56 Meter breit und hat eine überbaute Grundfläche von 2650 Quadratmetern. Die Kosten für den Sandsteinbau beliefen sich auf über eine Million Goldmark, eine damals immense Summe. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadthalle von der amerikanischen Armee beschlagnahmt und diente als "Special Service Center" für die Unterhaltung der hier stationierten Truppen. 1951 wurde die Halle an die Stadt zurückgegeben. In den 1970er Jahren wurde darüber diskutiert, die Stadthalle abzureißen, jedoch setzten sich 1979 die Befürworter einer Renovierung des Gebäudes durch. 1980 wurde die renovierte Stadthalle eingeweiht und in "Kongresshaus Stadthalle Heidelberg" umbenannt. if

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Es ist schon richtig, sich jetzt Gedanken zu machen, was in ein paar Jahren aus dem Jugendstilbau wird. Zwar werden hier noch Kongresse abgehalten, aber ein Kongresszentrum ist ja doch in greifbare Nähe gerückt, auch wenn die fünf ausgewählten Standorte noch überprüft werden. Dass im neuen Kongresszentrum ein Musiksaal integriert wird, ist wohl ausgeschlossen, ebenso wie der Bau eines eigenständigen Konzerthauses (zu aufwendig, zu teuer, nicht vermittelbar).

Dafür ist jetzt die Stadthalle in den Fokus gerückt, mit ihren "unglaublichen Möglichkeiten". Ein Schmuckstück soll sie werden, eines, wo internationale Orchester auf einer vergrößerten Bühne Triumphe feiern, wo die technische Ausstattung und die Akustik nichts zu wünschen übrig lassen, wo nicht ein Großteil der Plätze sichtbehindert ist, wo den Künstlern endlich adäquate Umkleideräume zur Verfügung stehen. Kurzum: Etwas Wunderschönes, Einmaliges soll aus der Stadthalle werden, die ja einst als Musikhaus geplant war, aber im Zuge von Umbauten doch arg litt und mittlerweile, was das Innenleben betrifft, wirklich in die Jahre gekommen ist.

"Wir sollten nicht zu weit nach den Sternen greifen", bremste OB Würzner den Enthusiasmus von Thorsten Schmidt. Für ihn hätten jetzt erst einmal die geplante Großsporthalle und das Kongresszentrum Priorität. Und alle drei Projekte ließen sich nun mal nicht realisieren, jedenfalls nicht ohne "finanzielle Unterstützung". Hier bräuchte die Stadt einen "deutlichen Partner", dann, ja dann könnte er sich auch die Stadthalle für eine rein kulturelle Nutzung vorstellen. Würzner: "Die Stadthalle ist ideal, hat aber doch auch Mängel, und sie bietet mehr Möglichkeiten, als genutzt werden." Bis Ende Herbst 2015 soll geprüft werden und ein grobes erstes Konzept auf dem Tisch liegen. Schmidt hörte die Worte wohl, aber ein bisschen fehlt ihm der Glaube: "In Heidelberg wird oft die kleinste Lösung bevorzugt." Mit der will er sich ganz und gar nicht zufriedengeben. Und da findet er in Manfred Lautenschläger, in dem Fall als Vorsitzender der Stiftung Heidelberger Frühling, einen streitbaren Unterstützer. "Wir sollten den Mut haben, das anzupacken." Für den Unternehmer ist die Rechnung ganz einfach. Es geht um Soll und Haben, um Kosten und Einnahmen und darum, wie viel mehr Besucher kommen würden, wenn die Bedingungen optimal wären, denn "die Stadthalle ist eine Zumutung für jedes Weltklasseorchester" und für Gäste, die international unterwegs sind. Enttäuscht ist der Mäzen, dass in der Stadt einfach "nichts vorangeht", dass die "Bedenkenträger" in der ersten Reihe sitzen. Seine Ansage: "Wir müssen uns Ziele setzen." Der Anfang wäre gemacht.

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