Von der Bleistiftzeichnung zum Comic am Haus am Wehrsteg
"Mawils" Banner über das Leben des Psychiatrie-Patienten Dallmayr seit Mai zu sehen.

Heidelberg. (bik) Wie ein klassischer Comic wirkt das Banner, das im Mai an der Ostseite des Hauses am Wehrsteg zu sehen ist. Markus "Mawil" Witzel hat sich die Lebensgeschichte von Alois Dallmayr vorgenommen – eines Psychiatrie-Patienten, der sich in Selbstporträts in ganz verschiedenen Rollen darstellte, männlich wie weiblich. Seine Bilder sind Teil der Heidelberger Sammlung Prinzhorn, eines Museums für historische Werke aus psychiatrischen Anstalten sowie von heutigen Psychiatriepatienten. Der Engel, der oft bleistiftdünn in Dallmayrs Bildern schwebt, blieb auch bei "Mawil" haften. Der Berliner Kommunikationsdesigner, einer der erfolgreichsten Akteure der deutschen Comic-Szene, wurde 2021 mit dem Wilhelm-Busch-Preis ausgezeichnet.
Sechs "Mawil"-Bilder zeigen die Lebensgeschichte Dallmayrs von der ersten Einlieferung in die psychiatrische Universitätsklinik München durch seine Mutter im Jahr 1911 über seine religiösen Anwandlungen und seine Kunst bis zur Darstellung der Tötungsanstalt Schloss Hartheim, wo Dallmayr 1940 von den Nationalsozialisten ermordet wurde.
Das neue Banner ist das vorletzte Werk der Ausstellung "Außenseiten – Die Sammlung Prinzhorn trifft auf Comic". Jeweils einen Monat lang bis Ende Juni konnten und können sich Passanten am Neuenheimer Neckarufer mit den ausdrucksstarken Bildern von sechs Künstlern auseinandersetzen. Per QR-Code am Gebäude oder im Podcast auf der Homepage des Künstlerhauses kann man sich zudem näher mit den Vorlagen und deren Bearbeitungen durch die Comic-Künstler befassen.
5000 Werke hatte Hans Prinzhorn bis zu seinem Weggang 1921 in Heidelberg gesammelt. "Von 30 Patientenkünstlern wissen wir, dass sie später Opfer der Euthanasie wurden", sagt Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn, die zur Uniklinik gehört. "Von vielen kennen wir das Ende nicht."
Im Podcast gibt Röske auch Einblick in die Ursprünge der "Bildnerei von Geisteskranken", wie sie der Heidelberger Psychiater Hans Prinzhorn einst nannte. Heute gilt das inzwischen um viele weitere Werke gewachsene Museum als die wichtigste Sammlung künstlerischer Werke von Psychiatrie-Erfahrenen.
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Info: Am 22. Mai um 15 Uhr findet eine "Midissage" zum Projekt "Außenseiten – Die Sammlung Prinzhorn trifft auf Comic" am Haus am Wehrsteg statt. Informationen online unter www.hausamwehrsteg.info sowie unter https://prinzhorn.ukl-hd.de.



