Völkerkundemuseum Heidelberg

Kulturbürgermeister Gerner will Völkerkundemuseum "zukunftsfähig machen"

Kulturbürgermeister Joachim Gerner weist Vorwürfe zurück - Stiftungsvermögen schmilzt zusammen

26.04.2017 UPDATE: 27.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

Das Heidelberger Völkerkundemuseum. Archiv-Foto: Rothe

Von Anica Edinger

Heidelberg. Kulturbürgermeister Joachim Gerner hat sein Schweigen gebrochen. Gegenüber der RNZ äußerte er sich nun erstmals persönlich zum Streit um das Völkerkundemuseum, der in den vergangenen Monaten immer mehr eskalierte. Gerner machte im Gespräch vor allem eines deutlich: "Mir liegt das Völkerkundemuseum am Herzen. Keiner hat vor, es zu schließen."

Dieser Vorwurf wurde in der Diskussion um die städtische Förderung des Museums mehrfach vorgebracht, zuletzt von Peter Koepff, dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Portheim-Stiftung, die das Museum trägt. Doch das Gegenteil sei der Fall, wie Gerner bekräftigte: "Wir wollen das Museum konzeptionell voranbringen und zukunftsfähig machen."

Der Kulturbürgermeister agiert in dem Streit in erster Linie als Mitglied im Kuratorium der Stiftung. Laut Satzung hat der Oberbürgermeister der Stadt - oder sein Vertreter - dort einen festen Sitz. Das Kuratorium allerdings ist quasi handlungsunfähig. "Die letzte inhaltliche Sitzung fand im September statt", erklärte Siegbert Moraw, neben Gerner und Koepff das letzte verbliebene Mitglied in dem Gremium.

Vor Gericht streiten Gerner und Moraw aktuell mit dem Kuratoriumsvorsitzenden um die Einberufung einer Sitzung. Denn: "Er weigert sich, form- und fristgerecht eine Sitzung mit entsprechenden Tagesordnungspunkten einzuberufen", sagt Gerner. Dabei sei in der Satzung geregelt, dass Sitzungen auch von einzelnen Kuratoriumsmitgliedern verlangt werden können, wie Rechtsanwalt Andreas Masuch erklärte, der in der Causa Völkerkundemuseum Gerner und Moraw vertritt. Das Verfahren, das aktuell beim Oberlandesgericht liegt, diene einzig der Klärung der Frage, ob Koepff sich über dieses Begehren der Kuratoriumsmitglieder hinwegsetzen könne.

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Auch dem Vorwurf Koepffs, Gerner "repräsentiere das totale Desinteresse" am Völkerkundemuseum, stellte sich der Kulturbürgermeister entgegen. Schon im Juni 2010 habe er einen Brief an den damaligen Kuratoriumsvorsitzenden mit Anregungen für eine konzeptionelle Neuausrichtung gerichtet - eine Reaktion darauf habe es nie gegeben.

Mit Blick auf das 100-jährige Bestehen der Portheim-Stiftung im Jahr 2019 habe er dann erneut im März 2015 an Koepff geschrieben. Gerner schwebt das Völkerkundemuseum als Start- oder Endpunkt einer "Museumsmeile" vor, außerdem würde er den Garten des denkmalgeschützten Palais Weimar gerne zum Neckarmünzplatz hin öffnen - "sodass auch Touristen vorbeikommen". In dem Schreiben ging es aber auch um Überlegungen zur Kommunikations- und Förderstrategie der Stiftung. Denn: "In den vergangenen drei Jahren hat sich das Stiftungsvermögen sehr verringert", so Moraw.

Grund dafür seien auch die umfangreichen Bauarbeiten, die 2016 am Palais Weimar anstanden. Außerdem sorgten auch die Personalkosten - zwischen 300.000 und 400.000 Euro im Jahr - für ein Defizit. Denn ihnen stehen, so Moraw, nur rund 11.000 Euro aus den Einnahmen des Museums gegenüber.

Nicht nur deshalb bräuchte man unbedingt ein neues Konzept, das das Museum aus dem "Dornröschenschlaf" (Moraw) holt. Im Juni 2016 habe es in diesem Zusammenhang zwar einen Zukunftsworkshop mit namhaften Wissenschaftlern gegeben - "aber nichts davon wurde von Museumsdirektorin Margareta Pavaloi umgesetzt", sagt Gerner - und bleibt hartnäckig: "Ich fordere weiterhin ein Zukunftskonzept ein." Das Papier, das Pavaloi zur Freigabe des erhöhten Zuschusses eingereicht habe und das heute im Ausschuss für Bildung und Kultur beraten wird, sei zwar brauchbar, um die Jahre 2017 und 2018 gestalten zu können, aber: "Ein langfristiges, tragfähiges Konzept ist es nicht."

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