Völkerkundemuseum Heidelberg

Kampf um Finanzierung des neuen Konzepts geht weiter

Kulturausschuss entscheidet am Donnerstag über die Freigabe des erhöhten Zuschusses - Direktorin sieht aber weiterhin Finanzlücke

24.04.2017 UPDATE: 25.04.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Das Heidelberger Völkerkundemuseum. Archiv-Foto: Rothe

Von Anica Edinger

Heidelberg. Margareta Pavaloi hat lange für ihr Völkerkundemuseum gekämpft - am Donnerstag fällt nun eine wegweisende Entscheidung. Denn erst, wenn die Mitglieder des Ausschusses für Bildung und Kultur (27. April, Neuer Sitzungssaal des Rathauses, 17 Uhr) grünes Licht für das von der Museumsdirektorin eingereichte Konzept geben, wird der erhöhte städtische Zuschuss - insgesamt 43.820 Euro für das Jahr 2017 - freigegeben. Im kommenden Jahr würde der Zuschuss dann noch einmal auf insgesamt 80.320 Euro erhöht.

Das Völkerkundemuseum in der hinteren Hauptstraße wird von der Stadt seit Jahren mit 7.320 Euro gefördert, während vergleichbare Einrichtungen finanziell viel besser ausgestattet sind - etwa der Kunstverein mit 311.000 Euro jährlich.

Deshalb beantragt Pavaloi schon viele Jahre lang beim Kulturamt, den städtischen Zuschuss zu erhöhen - stets vergebens. Pavaloi musste die Öffnungszeiten des Museums deutlich einschränken, nicht einmal die Putzfrau könne man bezahlen, sagte Pavaloi im vergangenen Jahr der RNZ. Auch eine Kuratoren- oder Restauratorenstelle könne man sich nicht leisten.

Abhilfe schaffen könnte nun die Erhöhung des Zuschusses, welche die Gemeinderatsfraktionen in den Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2017/2018 beschlossen haben - allerdings unter Vorbehalt: Die Mittel werden nur freigegeben, wenn Pavaloi ein "tragfähiges museumspädagogisches Konzeptes zur Steigerung der Attraktivität der Einrichtung" vorlegt.

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In ihrem dreiseitigen Konzept konkretisiert Pavaloi nun etwa die Zielsetzung des Völkerkundemuseums: "Den Besuchern (vor allem den Bürgern Heidelbergs!) soll gezeigt werden, welches weltweite Kulturgut in Heidelberg bewahrt und gepflegt wird."

Schließlich dokumentiere die Goldschmidt-Sammlung den Reichtum außereuropäischer Kulturen, die Teil des kulturellen Gedächtnisses der Menschheit seien. "Wir vermitteln Orientierungswissen, das, historisch gebettet, Tagesaktualitäten erst verständlich macht", heißt es weiter.

Das Völkerkundemuseum verfolge außerdem eine dreigliedrige Ausstellungsstruktur: längerfristige Dauerausstellungen, die bis zu sieben Jahre zu sehen sein können, mittelfristig länger stehende Sonderausstellungen (acht bis zwölf Monate) - und kurzfristige Sonderausstellungen, welche die Aufmerksamkeit für das Museum erhöhen sollen.

Für alle Ausstellungen gelte, dass sie komplexe Sachverhalte wissenschaftlich fundiert und allgemein verständlich aufbereite. In der Präsentation der Ausstellungsstücke setze man dabei etwa auch auf Karten- und Bildmaterial, der Einsatz audio-visueller Medien sei zwar gewünscht, aber nur eingeschränkt möglich - "da finanziell und personell nicht ausbaubar".

Zur Steigerung der Attraktivität des Hauses schlägt Pavaloi erst einmal vor, das Museum stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen. Doch auch hier schreibt sie: "Aufgrund der Personal- und Finanzausstattung sind unsere Möglichkeiten begrenzt."

Bedauerlich sei auch, dass im öffentlichen Raum keinerlei Hinweise, etwa eine Beschilderung, zu finden seien. Intensivieren wolle man allerdings die Plakatwerbung sowie das Auslegen von Flyern in Hotels oder auch in der Volkshochschule. Zudem geplant seien Schaufensterausstellungen, etwa in der Stadtbücherei.

Trotzdem macht Pavaloi in ihrem Anschreiben an die Stadträte deutlich: "Da mittelfristig der grundlegende Finanzierungsbedarf des Völkerkundemuseums deutlich über den jetzt in Aussicht gestellten Mitteln liegt, möchte ich vorsorglich einen erneuten Erhöhungsantrag für den kommenden Doppelhaushalt 2019/2020 ankündigen." Pavaloi hatte ursprünglich um eine Erhöhung auf insgesamt 372.000 Euro gebeten.

In der Beschlussvorlage der Verwaltung für den Kulturausschuss wird empfohlen, der Mittelfreigabe zuzustimmen. Doch im Hinblick auf den Rechtsstreit zwischen Stadt und Peter Koepff (RNZ vom 22./23. April), dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Portheim-Stiftung, lässt sich Kulturbürgermeister Joachim Gerner einen kleinen Seitenhieb nicht nehmen.

So heißt es in der Vorlage in Bezug auf Pavalois Konzept: "Die Ausführungen des Papiers sind im Kuratorium der Portheim-Stiftung, der Trägerin des Völkerkundemuseums, bisher nicht beraten und behandelt worden."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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