Unternehmer Epple kauft Firmensitz der Heidelberger Druckmaschinen

Der Immobilienentwickler Andreas Epple will das Areal, das als Konferenzzentrumsstandort im Gespräch ist, im Konsens mit der Stadt entwickeln.

20.09.2015 UPDATE: 21.09.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden

Die 1982 errichtete Firmenzentrale der Heidelberger Druckmaschinen am Hauptbahnhof ist jetzt verkauft. An dieser Stelle, so ergab im Frühjahr das Bürgerbeteiligungsverfahren, könnte das lange geplante Konferenzzentrum verwirklicht werden. Foto: Rothe

Von Micha Hörnle

Der Heidelberger Immobilienentwickler Andreas Epple hat den Firmensitz der Heidelberger Druckmaschinen in der Kurfürsten-Anlage gekauft. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Hintergrund

Als der Konzern 1955 den Bau einer fünfgeschossigen, 21 Meter hohen Fabrik direkt am frisch eingeweihten Bahnhof anging, gab es heftige Proteste: Der Blick aufs Schloss werde verdeckt, der Bahnhof wirke wie ein Zwerg gegenüber dem Neubau. Die Gerüste standen schon, der

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Als der Konzern 1955 den Bau einer fünfgeschossigen, 21 Meter hohen Fabrik direkt am frisch eingeweihten Bahnhof anging, gab es heftige Proteste: Der Blick aufs Schloss werde verdeckt, der Bahnhof wirke wie ein Zwerg gegenüber dem Neubau. Die Gerüste standen schon, der damalige OB Carl Neinhaus hatte die beiden Heidelberger Zeitungen um absolutes Stillschweigen gebeten, doch am Ende stellte sich der Bauausschuss der Stadt quer. Schließlich baute die damalige Schnellpresse ihr Werk in Wiesloch, das in Rekordzeit und ohne Widerstände binnen eines Jahres errichtet und im Juli 1957 eingeweiht wurde.

Damit war der Konzern, der seinen Sitz nominell zwar in Heidelberg behielt, quasi verloren: 5000 Arbeiter waren in Wiesloch, nur noch 1000 in Heidelberg. Auch deswegen setzte Mitte der 80er Jahre OB Reinhold Zundel alles daran, den alten Fehler nicht noch einmal zu machen, als die Stadt ein 10.500-Quadratmeter-Grundstück zwischen der Bergheimer und der Alten Eppelheimer Straße aufkaufte, damit dort die Druckmaschinen ihr Forschungs- und Entwicklungszentrum ansiedeln konnten. Immerhin hatte es Zundel einige Jahre vorher, 1982, als Erfolg verbucht, dass die Verwaltung wieder von Wiesloch in den 80 Millionen Mark teuren Neubau in die Kurfürstenanlage gezogen war – genau der, der nun an Andreas Epple verkauft wurde.

Als zum 150. Firmenjubiläum im Jahr 2000 Bundeskanzler Gerhard Schröder das neue Veranstaltungs- und Bildungszentrum Print Media Academy (PMA) mitsamt Sternerestaurant einweihte – immerhin mit 50 Metern deutlich höher als das Vorhaben 35 Jahre zuvor –, gab es im Vorfeld weniger Kritik an der Architektur als vielmehr am intransparenten Verfahren: Die damalige OB Beate Weber hatte mit dem Druckmaschinen-Chef Hartmut Mehdorn den Neubau quasi im Alleingang ausgehandelt; der Gemeinderat wurde kaum informiert.

Zum Deal gehörte nicht nur ein relativ geringer Kaufpreis von rund drei Millionen Mark, sondern auch die 7,5 Millionen Mark teure Verschwenkung der Kurfürstenanlage samt Straßenbahn, die der Stadt nur zur Hälfte erstattet wurden. Aus Mehdorns hochtrabendem Plan, auf dem PMA-Glasdach die RNZ drucken zu lassen, wurde nichts – und unter seinen Nachfolgern Bernhard Schreier und Gerold Linzbach galt fortan die Devise "Raus aus den Palästen, rein in die Hallen". hö.

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Der Immobiliendeal umfasst nur den unmittelbaren Firmensitz in der Kurfürstenanlage 52-58, die Print Media Academy ist davon nicht betroffen, für sie hatte der Konzern einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen.

Mitte Juni 2014 hatte der Vorstandsvorsitzende der Druckmaschinen, Gerold Linzbach, angekündigt, die alte, aus den 80er Jahren stammende Firmenzentrale zu verlassen und an den 1957 eröffneten Standort nach Wiesloch zu gehen.

In einer Mitteilung an die RNZ hieß es, dass für das 1,6 Hektar große Areal "über neue Perspektiven nachgedacht" werden solle. Die einstige Zentrale der Druckmaschinen gilt als potenzieller Standort für ein Konferenzzentrum - zumindest schälte sich die unmittelbare Bahnhofsgegend als einer der wahrscheinlichsten Areale für das Heidelberger Dauer- und Großprojekt heraus.

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Konkrete Pläne hat Epple offenbar noch nicht mit dem Komplex: "Natürlich wurde über den möglichen Standort eines Konferenzzentrums gesprochen. Wir haben das Grundstück nicht erworben in der Absicht, hier unbedingt so etwas zu bauen", sagte ein Unternehmenssprecher der RNZ.

Allerdings wird in der Pressemitteilung davon gesprochen, dass bei der weiteren Entwicklung des Filetgrundstücks "auch die städtebaulichen Interessen der Stadt in besonderer Weise konstruktiv berücksichtigt werden".

Gerade deswegen hat Epple dem Vernehmen nach auch OB Eckart Würzner über den Kauf informiert, den er übrigens einen Tag nach seinem 55. Geburtstag gegenüber der RNZ publik machte.

Epple ist ein bekanntes Gesicht in der Heidelberger Immobilienszene. Er gilt als "umgänglicher Entwickler", der gegenüber den Auflagen oder Anregungen der Stadt offen ist und sie in seine Planungen integriert.

Eines seiner Referenzprojekte ist das mehrfach ausgezeichnete "Quartier am Turm" in Rohrbach: Auf dem zehn Hektar großen Areal der ehemaligen Fuchs’schen Waggonfabrik entstanden von 2003 bis 2010 rund 600 neue Wohnungen und Häuser.

Vor fünf Jahren wurde auch sein Projekt "Cubus" mit 48 Einheiten auf dem Gelände des Altklinikums in Bergheim fertig.

Bekannt wurde Epple vor allem durch sein erstes Projekt, nicht weit entfernt: 1999 erwarb er mit seinem damaligen Kompagnon Henning Kalkmann das ehemalige Radium-Sol-Bad am Thermalbad: Hier entstanden etliche Neubauten, das renovierte ehemalige Bad wurde zum Firmensitz.

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