"Eine eigene Lösung für Heidelberg"

Im Gespräch mit Andreas Epple

15.10.2012 UPDATE: 15.10.2012 09:55 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Andreas Epple. Foto: heb
heb. Bima-Vorstand Axel Kunze will die Wohnungen im östlichen Mark Twain Village so, wie sie sind, direkt verkaufen oder vermieten. Demnach wären dort Baugenossenschaften, Wohnprojekte und Bauträger außen vor, eine Nachverdichtung und gewerbliche Nutzung ausgeschlossen. Der Heidelberger Bauträger und Investor Andreas Epple vertritt im Entwicklungsbeirat für die US-Flächen die Wohnungswirtschaft. Und ist gänzlich anderer Meinung.

Herr Epple, fühlen Sie sich als Bauträger ausgegrenzt?

Wenn die Baugenossenschaften kaufen dürften und wir nicht, wäre ich schon sauer. Aber so ist es ja nicht.

Was halten Sie von den Vorschlägen, die die Bima zusammen mit OB Eckart Würzner präsentiert hat?

Ich sehe es bereits als Erfolg, dass man offenbar einen Weg gefunden hat, dass nicht ausgeschrieben wird. Dadurch könnten die Grundstücke für die künftigen Nutzer günstiger werden. Eine solche Lösung auf dieser Teilfläche muss dem Gesamtkonzept nicht abträglich sein. Für wichtig halte ich, dass die Stadt in diesem Streifen östlich der Römerstraße die Möglichkeit erhält, auf die Zwischenbereiche zuzugreifen, um öffentliches Grün und Wegebeziehungen für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. Außerdem sollten die privaten Käufer mit den notwendigen Sanierungsinvestitionen nicht allein gelassen werden.

Was für ein Gesamtkonzept stellen Sie sich vor?

Mit der Entwicklung von Mark-Twain und Campbell-Barracks könnte aus dem einhüftigen Straßendorf "Südstadt" ein vollwertiger Stadtteil mit Stadtteilzentrum werden. Wichtig wird sein, die Trennwirkung der Römerstraße zu verringern. Doch die verschiedenen Kräfte in der Stadt müssten sich einig werden,

Wie kann die Stadt die Entwicklung steuern?

Sie sollte alle US-Flächen in der Südstadt kaufen.

Wie soll das gehen?

Die Stadt bekommt derzeit Geld zu sehr günstigen Konditionen. Sie kann die Flächen kaufen, mit Erbbaurecht belegen und zu drei oder vier Prozent Erbbauzins an Bauherren vergeben. Mit der Differenz ließe sich die öffentliche Infrastruktur finanzieren.

Was würde das für die künftigen Nutzer bedeuten, was für die Stadt?

Für viele wäre es eine Möglichkeit, trotz hoher Grundstückspreise in Heidelberg an Wohneigentum zu kommen. Die Stadt ihrerseits hat ein Mitspracherecht etwa bei baulichen Veränderungen, kann Einfluss auf die Bewohnerstruktur nehmen und den Erbbauzins nach sozialen Aspekten gestalten. Vor allem aber wäre sie nach hundert Jahren Alleineigentümerin aller Flächen und Gebäude und könnte damit zu Beginn des 22. Jahrhunderts neu gestalten. Denn wer weiß schon, welche Bedürfnisse die Stadtgesellschaft in hundert Jahren haben wird?

"Investor" ist ja für manche in Heidelberg inzwischen ein Reizwort. Wie kann die Wohnungswirtschaft in den Dialog mit der Bürgerschaft treten?

Heute gibt es viel mehr Unternehmen, die überregional agieren und für die Wohnungsbau eine Art Investmentbanking ist. Diese Entwicklung macht viele Menschen zu Recht misstrauisch. Wohnen ist etwas Existenzielles. Mit nachhaltig denkenden Wohnungsunternehmen, die dies im Blick haben, gibt es weniger Konflikte. Die Wohnungsunternehmen sollten über die Transaktionsphase hinaus und möglichst bis zum Jahr 2112 denken, wenn die Erbbauverträge auslaufen. In Heidelberg gibt es viel Nachhaltigkeitskompetenz bei verschiedenen lokalen Investoren.

Das klingt, als ob die Stadt am besten Andreas Epple die Konversion überlassen sollte?

Nein. Aber wir sollten versuchen, zu einer Heidelberger Lösung mit lokalen Partnern zu kommen. Und dafür müssen wir erst mal alle - Private, Genossenschaften, Stadt - gemeinsam in die gleiche Richtung ziehen. Erst wenn wir dieses Ziel erreicht haben, können wir miteinander eine Konversion gestalten, die zum Gewinn für Heidelberg wird.

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