Streit um Karlstorkino-Standort
Der Hauptausschuss diskutierte über die Filmvorführungen in der Altstadt. Oberbürgermeister Würzner setzte dem Schlagabtausch ein Ende.

Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Der Streit um den Altstandort des Karlstorkinos in der Altstadt hat am Mittwoch auch den Haupt- und Finanzausschuss erreicht – obwohl das Thema dort eigentlich nicht hingehört. Am Ende herrschte Verwirrung, Grüne und CDU warfen sich gegenseitig "Schaufensteranträge" vor, Grünen-Fraktionschef Derek Cofie-Nunoo schoss gegen Oberbürgermeister Eckart Würzner, Bürgermeister Wolfgang Erichson wurde emotional – und letztlich verwies der OB den Antrag zurück in den Kulturausschuss, um der Diskussion ein Ende zu bereiten.
Eigentlich hätte der Tagesordnungspunkt schnell abgehakt werden können: Die Grünen hatten einen Antrag gestellt, der im Kulturausschuss bereits besprochen worden war, Erichson stellte kurz den Sachstand vor und erklärte, im Januar gebe es eine Verwaltungsvorlage zur Frage eines möglichen zweiten Standorts des Kommunalen Kinos. Denn ab diesem Freitag ist der neue Standort des Karlstorkinos ganz offiziell das neue Gebäude des Karlstorbahnhofs in der Südstadt. CDU-Fraktionschef Jan Gradel hakte ein und erklärte, Claus Schmitt, der Vorsitzende des Medienforums, das das Karlstorkino betreibt, habe der CDU mitgeteilt, die Stadt habe verboten, im Altstandort weiter Filme zu zeigen. Zudem müsse man das Kino räumen.
"Er soll erstmal die Südstadt bespielen", sagte Erichson über Schmitt. "Aber er ist nicht aufgefordert worden, das Kino zu räumen." Stattdessen solle er dort die Tür abschließen. Es sei mit der jetzigen Personaldecke sowieso nicht möglich, beide Standorte zu bespielen: "Das Medienforum ist schon jetzt kaum in der Lage, diesen einen Standort zu betreiben." Auch Würzner pflichtete ihm bei: Es sei selbstverständlich, dass das Medienforum sich auf den neuen Standort zu konzentrieren habe. "Sonst hätten wir nicht Millionen investiert."
CDU und Judith Marggraf (GAL) sahen das anders. Gradel stellte den Antrag, dass es dem Medienforum erlaubt sein solle, Filme auch in der Altstadt vorzuführen, solange das die Stadt nicht mehr Geld kostet und keine Vorentscheidung für den Verbleib am alten Standort darstellt. Zudem dürfe der neue Standort nicht darunter leiden. Marggraf sagte, Schmitt habe ihr gegenüber erklärt, sich den Betrieb eines Zweitstandorts zuzutrauen. Wenn jetzt sowieso keine andere Nutzung im alten Gebäude geplant sei, "dann können sie die Chance von uns aus haben".
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"Ich mache mir allergrößte Sorgen", erklärte Erichson, als auch Hilde Stolz (Bunte Linke) ihre Zustimmung für den CDU-Antrag ausdrückte. "Schmitt muss irgendwann akzeptieren, dass es den politischen Beschluss gibt, das Kino am neuen Standort zu betreiben", sagte Erichson – und entschuldigte sich für seine Emotionalität.
Die Nachnutzung der Räumlichkeiten ist noch offen. Bis jetzt gilt, dass das alte Gebäude des Karlstorbahnhofs bis Jahresende komplett geräumt sein soll – also auch das Kino. Das empörte und verwirrte die Stadträte – denn erst im Januar soll ja über den zweiten Standort für das Medienforum diskutiert werden. "Dann sind doch schon Fakten geschaffen", sagte Marggraf. Erichson und Würzner versuchten zu beruhigen: Die Stadt werde das Kino nicht einfach zum Stichtag auf die Straße setzen.
Cofie-Nunoo nutzte die Diskussion um die Nachnutzung für eine Spitze gegen Würzner: Der Plan des Oberbürgermeisters, eine Feuerwache am alten Karlstorbahnhof einzurichten, verzögere sich ja. Dem widersprach Würzner sofort: "Es ist nicht der Plan des Oberbürgermeisters, sondern der Plan der Stadt. Heidelberg braucht eine zusätzliche Feuerwache." Als der Grüne der CDU dann auch noch vorwarf, sie stelle lediglich einen "Schaufensterantrag" und Gradel zurückschoss, darin sei die Grünen-Fraktion ja "Meister", brach Würzner die Diskussion ab, verwies den ursprünglichen Antrag – und ging zum nächsten Tagesordnungspunkt über.




