Städtereisen könnten eine Chance für die Hotels sein
Kommen ab 29. Mai Touristen nach Heidelberg? - Viele Hoteliers sehen die nahe Zukunft ziemlich düster

Das Schloss und die Heidelberger Altstadt. Archivfoto: dpa
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Im Gegensatz zu den Gaststätten hatten die Hotels nie geschlossen, doch Gäste kamen in den letzten Wochen praktisch keine nach Heidelberg. Denn touristische Reisen waren untersagt, Tagungen fanden wegen der Viren-Gefahr nicht statt. "Ich gehe davon aus, dass die Hotels bis Oktober, November keinen internationalen Gast sehen werden", sagte jetzt Oberbürgermeister Eckart Würzner vor der Presse.
Die Hoteliers wissen das. Im "Europäischen Hof" kommen gewöhnlich drei Viertel der Gäste aus dem Ausland. "Wann haben die wieder das Vertrauen, dass sie reisen können?", fragt sich Geschäftsführerin Caroline von Kretschmann. Und bei den Deutschen, so meint sie, zählten jetzt Urlaub an der Küste und in den Bergen, keine Städtetouren.
Noch wissen die Hotels nicht, welchen Vorgaben sie ab 29. Mai folgen müssen, wenn wieder gereist werden darf. Von Kretschmann schaut schon mal in andere Bundesländer, wo teilweise nur jedes zweite Zimmer belegt wird, lässt Dekorationen, Zeitungen und Minibar-Inhalte aus den Zimmern entfernen und plant Desinfektions-Zyklen und digitales Einchecken. Sie weiß auch: Das wird teuer. Denn im Restaurant wurde schon alles durchexerziert. Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel, Masken für Mitarbeiter – alles kostet neuerdings das Zehnfache. "Die Hotels sehen schweren Zeiten entgegen", fürchtet sie.
Tobias Apfel nimmt im "Rafaela" in Neuenheim erst ab 19. Juni wieder Reservierungen an. Für den Herbst, sagt er, habe er schon ein paar Interessenten, die "vielleicht für kleine Tagungen, Touristen, Familienfeiern" nach Heidelberg kommen wollen. Ansonsten weiß er, dessen Hotel erst vor eineinhalb Jahren öffnete: "Es ist hart für die Branche."
Auch interessant
In der NH-Hotelgruppe sieht man dagegen das touristische Potenzial Heidelbergs: Das Haus in Bergheim soll aus dem Notbetrieb zurückkehren. "Wir erwarten einen Trend hin zu inländischen Reisen und an Orte, in denen man auch in die Natur gehen kann, wo man Radfahren kann und nicht die U-Bahn benutzen muss", sagt Juliane Voss, die Sprecherin der Hotelgruppe. In einer neuen Sommer-Kampagne soll es zwar keine günstigeren Zimmer-Preise geben, aber dafür mehr Service für die Gäste wie Gratis-Frühstück, kostenlose Übernachtungen für Kinder oder Late-Check-Out. Rund 700 Abläufe im Hotel müssten jetzt an die neuen Hygiene- und Sicherheitsanforderungen angepasst werden.
Städtereisen? Ein Bergheimer Hotelier bleibt skeptisch: "Wir haben viel erwartet, aber da müssten wir doch jetzt schon Buchungen für den Sommer haben. Es kommt nichts rein. Wir wissen auch jetzt schon, dass die Pfingstferien total ins Wasser fallen." In normalen Jahren seien 35 Prozent der Hotelbuchungen in Heidelberg touristisch veranlasst, 65 Prozent gewerblich, rechnet er vor. "Wir hören aber von vielen Firmen, dass Mitarbeiter bis zum Jahresende nicht reisen sollen."
"Die Umsatzverluste sind schwindelerregend", sagt Thomas Weil im Hotel "Vier Jahreszeiten" in der Altstadt. Statt wie üblicherweise im Mai zu 80 Prozent, ist sein Haus diesmal nur zu fünf bis sechs Prozent ausgelastet. Anfang März war er an Pfingsten ausgebucht. Geblieben ist fast nichts, neue Buchungen kommen nur zögerlich. In den letzten Wochen konnte er nur Handwerker, die an der frischen Luft arbeiteten, beherbergen – oder "Anwälte, die auf Konkurs- und Insolvenzrecht spezialisiert sind". Die wirtschaftlichen Aussichten scheinen also auch in anderswo in der Stadt düster.
Die Stadt Heidelberg will ihren Unternehmen die Existenz jetzt erleichtern. Für Hotels bleiben da höchstens einfachere Genehmigungsverfahren, Beratung und Unterstützung bei Aushängen oder bei Werbung im öffentlichen Raum. Und vielleicht gute Marketing-Konzepte.



