Stadträte haben sich in die geplante Promenade am Neckarufer verliebt
Bauausschuss war begeistert von den Plänen für die Aufwertung des Neckarufers - Trotzdem gibt es noch viele offene Fragen

So könnte ein Teil der Neckaruferpromenade nach der Machbarkeitsstudie des Stadtplanungsamtes aussehen. Grafik: Stadt Heidelberg
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Es scheint so, als hätten sich die Stadträte in die Idee einer Neckaruferpromenade verliebt. Als das Thema jetzt im Bauausschuss das erste Mal in einem gemeinderätlichen Gremium behandelt wurde, gab es Lob von allen Seiten. Bei nur einer Enthaltung stimmten die Stadträte dementsprechend dafür, die Planungen aus der Machbarkeitsstudie weiter zu vertiefen. Der Bezirksbeirat Altstadt hatte sich bereits ebenfalls dafür ausgesprochen.
Noch sei die Idee einer durchgehenden Promenade vom Karlstor bis zum Wieblinger Wehrsteg nicht auf Herz und Nieren geprüft, bremste Baubürgermeister Jürgen Odszuck ein wenig die Euphorie. Ob es tatsächlich möglich sei, auf Wasserhöhe einen durchgehenden Weg zu führen, teilweise auf Stegen, teilweise an Land, bedürfe noch der finalen Abstimmung mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt und dem Denkmalschutz. Aber auch Odszuck findet: "Das wäre ein angemessenes Ufer für den Innenstadtbereich."
Stadtbalkone und Sitztreppen, all dies sei theoretisch entlang der 3,7 Kilometer langen Promenade möglich, verdeutlichte Alexander Krohn vom Stadtplanungsamt noch einmal die Ideen. Große Hoffnungen setzen er und Odszuck auf den mit dem Projekt verknüpften Radweg. Wenn mit der Fußgängerpromenade am direkten Ufer die Radler weiter oben entlang der Straße in beide Richtungen zügig vorankommen, könnte es wegen der verkehrlichen Verbesserung auch Fördergelder von Bund und Land geben.
"Das ist ein Projekt für viele Zielgruppen", betonte Krohn: "Für Radler, Autofahrer, Touristen und Anwohner." Ein Radweg in zwei Richtungen sei möglich, auch wenn die Bundesstraße B37 unterschiedlich breit sei. "Wir müssen nur die Mindestbreite von 6,50 Meter einhalten", sagte Odszuck.
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Grünen-Stadtrat Manuel Steinbrenner lobte das außergewöhnliche Engagement des Vereins Neckarorte. "Die ganze Stadt wird davon profitieren, von dieser ruhigen Oase am Neckarufer." Auch SPD-Stadtrat Andreas Grasser fand: "Alle sind begeistert. Das ist ein vielseitiges Konzept, das mehr Menschen an den Neckar ziehen wird."
Seiner Fraktionskollegin Monika Meißner würde sich insbesondere über die neue Radroute freuen: "Wenn ich heutzutage mit dem Fahrrad von Wieblingen zum Rathaus fahren muss, ist das kein Vergnügen." Gleichwohl hofft sie, dass das Projekt nicht aus wasserrechtlichen Gründen abgelehnt wird. Denn auch der Betreiber des Marriott-Hotels wollte einst einen Stadtbalkon am Neckar schaffen, was ihm jedoch verboten worden sei.
"Beim Marriott ging es um den Uferrandstreifen. Zu dessen Bebauung hat sich das Regierungspräsidium als obere Wasserbehörde kritisch geäußert", bestätigte Odszuck. Das sei aber noch kein endgültiger Bescheid, derzeit ruhe an diesem Ort nur die Aktivität des Bauherrn. Und während GAL-Stadtrat Hans-Martin Mumm gerne die Kosten des Projekts gewusst hätte, sah Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) genau in der Finanzfrage den größten Vorteil: "Ein Neckarufertunnel hätte um die 200 Millionen Euro gekostet. Wenn wir für die Promenade nur ein Minimum einsetzen, werden wir sehr weit kommen."



