So lief die ARD-Übertragung aus der Christuskirche
Der ARD-Pfingstgottesdienst wurde am Sonntag aus Heidelberg übertragen.

Von Joris Ufer
Heidelberg. Online-Gottesdienste sind in Zeiten der Pandemie längst nichts Ungewöhnliches mehr für Pfarrer und Gemeinden. Ein ganzes Fernsehteam in der Kirche zu haben, ist aber noch einmal etwas anderes. Am Sonntag wurde der ARD-Fernsehgottesdienst zwischen 10 und 11 Uhr live aus der Heidelberger Christuskirche übertragen, die aus diesem Anlass in der liturgischen Farbe des Tages ausgeleuchtet wurde, nämlich in Pfingstrot.
Wer am Sonntagmorgen an der Christuskirche in der Weststadt vorbeikam, konnte schnell an eine Belagerung denken. Rund um den Eingangsbereich standen die Absperrungen und weißen Autos mit dem Logo des SWR, der die Dreharbeiten im Auftrag der ARD übernommen hat. Wer teilnehmen wollte, musste sich schon zuvor angemeldet haben und konnte das Gotteshaus einmal ganz anders erleben.
Eine Fernsehübertragung, das ist wesentlich aufwendiger als die gewohnten Livestreams. Dabei gab es noch weit mehr zu tun, als für die Besucher der Christuskirche sichtbar war, wie Ralf Nowak berichtet. Als erster Kameramann war er nicht nur für die Bildaufnahme, sondern auch für die Lichtinszenierung verantwortlich. "Große Räume wie Kirchen sind lichttechnisch immer eine Herausforderung", erzählt er. "Dabei gibt es feste und bewegliche Scheinwerfer, die wir komplett von außerhalb der Kirche steuern können." Die Vorbereitungen für die aufwendige Übertragung hätten schon am Donnerstag begonnen. Indem man die Arbeiten gestaffelt habe, habe man das Infektionsrisiko senken wollen, erklärt der Kameramann.
Mit prüfendem Blick streiften die Mitarbeiter des SWR noch kurz vor Beginn immer wieder durch den Raum, um sicherzustellen, dass alles und jeder am richtigen Platz war. Statt besinnlicher Atmosphäre bot sich den Besuchern ein Bild professioneller Geschäftigkeit. Ein mehrere Meter großer Kameraarm stand in der Mitte des Kirchenschiffs, während die Techniker von den Emporen alles beobachteten und gelegentlich in ihre Funkgeräte sprachen. Dann der Beginn: Um 10 Uhr kehrte völlige Stille ein, die plötzlich von der Stimme der Sängerin Tine Wiechmann durchbrochen wurde. Mit ihrer Band, der Schola von Studierenden der Hochschule für Kirchenmusik, und gleich zwei Orgeln bot sich den Zuschauern ein abwechslungsreiches musikalisches Programm.
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"Aufbrechen" war das Thema, das Pfarrerin Sigrid Zweygart-Pérez an diesem Tag behandelte. Dazu ließ sie auch drei Menschen zu Wort kommen, die auf die ein oder andere Weise selbst lebensverändernde Aufbrüche erlebt hatten. Darunter war auch Khaled Mohammadbek, der aus Syrien geflohen war, als man ihn dort als minderjährigen Kämpfer zwangsrekrutieren wollte. Das Scheinwerferlicht und die großen Kameras waren für die meisten Redner eine ungewohnte Herausforderung, die Bilanz fiel am Ende aber positiv aus. "Es lief fast so wie geplant", resümierte die Pfarrerin hinterher.
Info: Der Gottesdienst ist ein Jahr lang in der ARD-Mediathek abrufbar.



