Neues Konferenzzentrum in der Heidelberger Bahnstadt soll "herausragen"
Beteiligungsveranstaltung in der Stadthalle: Bürger wünschen sich eine besondere Architektur. Die Raumplanung ist fast fertig.

Direkt am geplanten Südausgang des Bahnhofs soll das neue Konferenzzentrum ab 2019 gebaut werden (gelb hervorgehobene Fläche) - links davon die Halle 02 und das Laborgebäude "Sky Labs". Grafik: Kay Sommer/RNZ-Repro
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Langsam aber sicher nehmen die Pläne für das neue Konferenzzentrum in der Bahnstadt Formen an. Nachdem ein Expertengremium unter Leitung der Heidelberg Marketing GmbH die Eckpunkte herausgearbeitet hat, welche Anforderungen der Neubau auf dem Baufeld T1 (Ecke Czernyring/Max-Jarecki-Straße) erfüllen muss, wird in der nächsten Stufe die Aufgabenstellung für den Architektenwettbewerb geklärt.
Bei einer Beteiligungsveranstaltung am Montagabend konnten die Bürger in der Stadthalle dazu Anregungen geben (siehe Hintergrund). Jetzt steht auch fest, dass es - entgegen der ursprünglichen Idee - direkt auf T1 kein Hotel geben wird. Stattdessen wird die Gustav-Zech-Stiftung auf dem gegenüberliegenden Grundstück, dem Baufeld B1, direkt am Bahnhofsplatz Süd, ein Vier-Sterne-Hotel mit 250 Betten errichten.
Hintergrund
Der Architektenwettbewerb für das neue Konferenzzentrum wird vom Büro "Albert Speer und Partner" aus Frankfurt organisiert. Er ist für das erste Halbjahr 2017 geplant. Zunächst wird aber die Aufgabenstellung geklärt, mit denen sich die Büros auseinandersetzen
Der Architektenwettbewerb für das neue Konferenzzentrum wird vom Büro "Albert Speer und Partner" aus Frankfurt organisiert. Er ist für das erste Halbjahr 2017 geplant. Zunächst wird aber die Aufgabenstellung geklärt, mit denen sich die Büros auseinandersetzen müssen.
In der Phase der "Präqualifikation" können mehr als 100 Büros teilnehmen. Dabei geht es noch nicht um konkrete Planungen, sondern die Bewerber sollen darlegen, mit welchen finanziellen und personellen Mitteln sie dieses Großprojekt stemmen wollen - und welche Referenzen sie vorweisen können. 30 Büros werden anschließend herausgefiltert. Sie werden aufgefordert, erste Planungen zur Anmutung des Gebäudes und zur Einbindung in das Umfeld vorzulegen. Im nächsten Schritt geht es für die Top Zehn an die konkrete Ausarbeitung der Pläne. Hinzu kommen fünf international renommierte Büros, die gesetzt sind.
Ziel ist, dass sich das Preisgericht bis September 2017 auf einen Sieger einigen kann. Fünf Vertreter der Bürgerschaft, die allerdings nicht stimmberechtigt sind, werden die Fachjury beraten. Jeweils einen Vertreter entsenden der Stadtteilverein Bahnstadt und der Koordinationsbeirat Neues Konferenzzentrum. Zudem dürfen die Bürger im Rahmen eines Rückfragekolloquiums den Architekten auf den Zahn fühlen. Die Wettbewerbsarbeiten werden veröffentlicht. Sie und die Anregungen aus der Bürgerschaft werden dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt. hob
Während nebenan die CDU ihre Regionalkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel abhielt, ging es im Sebastian-Münster-Saal der Stadthalle ruhiger zu. Rund 60 Personen waren gekommen, mehr als die Hälfte waren Funktionsträger - aus der Stadtverwaltung, von Heidelberg Marketing oder dem Koordinationsbeirat. Die wenigen "echten Bürger" diskutierten aber angeregt über das neue Tagungsgebäude. Teilweise erinnerte der Abend jedoch eher an eine Informations- als an eine Beteiligungsveranstaltung. Die meisten Anregungen gab es zum Verkehr und zur Wechselbeziehung des Konferenzzentrums mit dem Bahnhofsplatz Süd.
Die Raumplanung für das Konferenzzentrum ist laut Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Marketing, fast fertig: "Es gibt aber noch Dinge, die wir in den Architektenwettbewerb einarbeiten können." Neben einem Großen Saal mit 1800 Quadratmetern müssen auf dem kleinen Baufeld auch ein Hauptfoyer mit 1400, ein kleiner Saal mit 800 Quadratmetern, aber auch Tagungsräume mit zusammen 1500, ein Nebenfoyer mit 1300 und ein Lager mit 1000 Quadratmetern untergebracht werden. Technik und Verwaltung schlagen mit je 500, die Gastronomie und das Catering mit 800 Quadratmetern zu Buche. "Das füllt dieses Baufeld relativ gut aus", weiß Schiemer. Trotzdem soll der Neubau oberirdisch maximal vier Geschosse haben. Das entspricht einer Höhe von 22 Metern. Dabei sind die Kosten gedeckelt: Maximal 65 Millionen Euro netto darf das neue Konferenzzentrum kosten.
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Ein kleiner Vorplatz hin zur Max-Jarecki-Straße und zum Zollhofgarten ist ebenfalls fest vorgesehen. Laut Verkehrsmanager Alexander Thewalt müssen dort vielfältige Nutzungen untergebracht werden - von Taxi-Halteplätzen über eine VRN-Nextbike-Station bis hin zu Platz für Shuttlebusse.
Die Anlieferung läuft über die Einsteinstraße. Die Lastwagen werden zunächst über den Max-Planck-Ring rund um das Baufeld B1/B2 geschickt, überqueren den Czernyring und können dann direkt ins Gebäude fahren. Dort sollen zwei Sattelschlepper hintereinander warten können, die Anwohner sollen durch die Anlieferung möglichst wenig gestört werden.
An den Nahverkehr ist das Konferenzzentrum optimal angebunden. Direkt vor dem Gebäude wird am Czernyring künftig die Straßenbahn halten. Einige Bürger regten an, von dort einen Durchbruch vorzusehen, damit die Kongressbesucher nicht um das Gebäude herum laufen müssen, um zum Haupteingang an der Max-Jarecki-Straße zu kommen.
Parkplätze: Unterirdisch werden auf dem Baufeld T1 300 bis 500 Parkplätze entstehen. Den Vorschlägen, die Tiefgaragen unter den Baufeldern B1/B2 und T1 unter dem Czernyring hindurch miteinander zu verbinden, erteilte Thewalt jedoch eine Absage, weil es mehrere Grundstückseigentümer geben wird. Mit drei oder vier Partnern zusammen eine Tiefgarage zu betreiben, sei schwierig, warnte er.
Im Passivhausstandard soll auch das Konferenzzentrum gebaut werden. Eine Dachbegrünung ist vorgesehen. "Wahrscheinlich kann ein Konferenzzentrum aber nicht zu 100 Prozent Passivhaus sein", prophezeit Schiemer. Es sollten aber möglichst wenige Abstriche gemacht werden.
"Modern tagen, romantisch feiern", ist die Losung, die Mathias Schiemer für die Zukunft von Heidelberg Marketing ausgegeben hat. Die Kongressgäste könnten in der Bahnstadt unter guten Voraussetzungen arbeiten, doch Musik- und Abendveranstaltungen seien nach wie vor in der Stadthalle in der Altstadt vorgesehen.
Die Nachbarschaft: Auf dem Bahnhofsplatz Süd plant die Gustav-Zech-Stiftung Büros, Einzelhandelsflächen, Wohnungen, aber auch das für das Konferenzzentrum benötigte Hotel. Geschäftsführer Wolfrat Voigt verfolgte entsprechend interessiert die Diskussion. Eines ist aber jetzt schon klar: Der Architektenwettbewerb für den Bahnhofsplatz wird vor dem des Konferenzzentrums beendet sein und ihn somit stark beeinflussen. Annette Friedrich, die Leiterin des Stadtplanungsamtes, wies aber darauf hin, dass keines der Projekte das andere dominiere. Sie seien ineinander "verzahnt".
Eine "herausragende Architektur" wünschten sich die Besucher zum Abschluss für das neue Konferenzzentrum. Der Kontrast zur Halle 02 in den ehemaligen Güterhallen solle erfahrbar sein. Der Neubau sollte auch noch vom Königstuhl sichtbar sein.