"LernZeitRäume" sitzen jetzt in der Südstadt
Reformschule ist endlich angekommen - Kooperation mit dem Privatschulcentrum ist in trockenen Tüchern

Nach langer Suche endlich am Ziel: Die Freie Schule "LernZeitRäume" hat mittlerweile ein hoffentlich dauerhaftes Zuhause in der Slevogtstraße in der Südstadt gefunden. Foto: Hoene
Von Anica Edinger
Heidelberg. Mehrere Wasserschäden, ein übergetretener Bach und ein Vermieter, der Eigenbedarf anmeldete: Jahrelang wurde die freie Schule "LernZeitRäume" förmlich vom Pech verfolgt. Das hat jetzt ein Ende. Denn die Reformschule hat nach langer Suche nun wieder feste Räumlichkeiten in Heidelberg, ihrem Gründungsort, gefunden - und zudem einen neuen Kooperationspartner: Sie gehört nun ganz offiziell zum Heidelberger Privatschulcentrum (HPC), das in der Stadt mehrere Schulen betreibt, und wiederum ein Teil der F+U Unternehmensgruppe ist.
Hintergrund
Die "Lern Zeit Räume" sehen sich selbst als sogenannte Jenaplanschule. Mit ihrer Gründung im Jahr 2006 entstand die erste Schule dieser Art in der Region, in der heute alle Abschlüsse es Landes Baden-Württemberg erworben werden können. 110 Schüler besuchen
Die "Lern Zeit Räume" sehen sich selbst als sogenannte Jenaplanschule. Mit ihrer Gründung im Jahr 2006 entstand die erste Schule dieser Art in der Region, in der heute alle Abschlüsse es Landes Baden-Württemberg erworben werden können. 110 Schüler besuchen derzeit die integrative Ganztagesschule. Sie sollen dort ihre eigenen Fähigkeiten, Talente und Grenzen kennen und schätzen lernen können - in ihrem Tempo, kreativ und selbstbestimmt. Die Schule gehört nun zum Heidelberger Privatschulcentrum (HPC), wo als ein neues Profil die Reformpädagogik der "Lern Zeit Räume" angeboten werden.
Das Heidelberger Privatschulcentrum betreibt in der Stadt verschiedene Schulen - etwa eine bilinguale Grundschule und ein bilinguales Gymnasium, aber auch Berufliche Gymnasien und ein Berufskolleg. Es ist Teil der F+U Unternehmensgruppe - ein privater Bildungsanbieter, der 1980 in Heidelberg gegründet wurde. Aus dem kleinen Familienunternehmen haben sich bis heute 22 Standorte, Schulungsorte und Studienorte in Deutschland entwickelt. (ani)
Dort haben Jugendliche nun drei mögliche Wege, zum Abschluss zu kommen: den beruflichen, internationalen - oder eben den reformpädagogischen bei den "LernZeitRäumen", die ihr hoffentlich permanentes Domizil nun in der Slevogtstraße in der Südstadt gefunden haben. "Das ist eine hervorragende Ergänzung zu unserem bestehenden Angebot", erklärt Oliver Sauer, Geschäftsführer des HPC. Was ihn an den "Lern Zeit Räumen" besonders begeistert hat? "Dass die Eltern so stark mit einbezogen werden."
Tatsächlich hat sich die Reformschule aus einer Elterninitiative heraus gegründet, im September 2006 wurden die ersten Kinder im Pfaffengrund eingeschult. Das Konzept orientiert sich am in den Niederlanden entwickelten Jenaplan-21, wurde aber von der Schule selbst weiterentwickelt.
Vier Begriffe spielen dabei eine bedeutende Rolle: Arbeit, Spiel, Gespräch und Feier. "Im Mittelpunkt stehen dabei immer Demokratieerziehung und praktische Erziehung", erklärt Markus Lotzenburger vom Schulleitungsteam der "LernZeitRäume". Soll heißen: "Wir reden nicht nur über Bäume, sondern gehen auch raus und schauen uns welche an", so Lotzenburger.
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Lehrer werden an der Schule zudem nicht als Lehrer gesehen: "Sie sind Pädagogen", so Lotzenburger. Die Schüler sollen so in ihrer Charakterbildung begleitet, nicht aber bevormundet werden. "Erziehung im positiven Sinne" nennt das Lotzenburger. Ein Stichwort außerdem: leistungsdifferenziertes Arbeiten.

Immer freitags heißt es in der Reformschule "LernZeitRäume": den Wochenabschluss feiern. Dann können die Schüler in Gruppen präsentieren, was sie in der letzten Woche besonderes erarbeitet haben. Foto: Hoene
"Jeder kann in seinem eigenen Tempo lernen", so Lotzenburger. Dabei orientiert sich die Reformschule am Konzept der Gemeinschaftsschule: Man kann dort den Haupt- oder Realschulabschluss, aber seit Kurzem auch das Abitur machen. Die ersten Abiturienten werden im kommenden Schuljahr ihre Prüfung ablegen.
In der Kooperation mit dem HPC sieht Lotzenburger vor allem eines: die Chance zur Weiterentwicklung. Schließlich sei seine Schule mittlerweile auf eine Größe gewachsen, die ausschließlich ehrenamtlich nicht mehr zu führen sei. Dazu kam das ständige Raumproblem: Erst musste die Schule aus ihrem Gründungsdomizil im Pfaffengrund ausziehen, weil der Besitzer den Komplex abreißen und neu bauen wollte.
Im Mai 2009 waren schließlich neue Räume gefunden - nicht in Heidelberg, sondern in der Nachbargemeinde Dossenheim. Doch dort machte dann das Wasser des nahe gelegenen Mühlbachs Probleme - bis es im Mai 2016 zum Supergau kam: Ein Damm des Baches brach, Wasser, Schlamm und Dreck kamen durch die Fenster.
In der größten Not ergab sich schließlich schon 2017 in ersten Gesprächen die Chance zur Kooperation mit dem HPC - die man nun ergriffen hat. Ihre Unabhängigkeit sieht die Reformschule durch die Fusion nicht gefährdet - im Gegenteil: "Es ist eine Kooperation auf Augenhöhe", sagt Lotzenburger. Und überhaupt: "Wir profitieren auch etwa von dem breiten Austausch mit den Kollegen des HPC, die ja auch Schule machen."
Andersherum würden auch die Lehrer an den Schulen des HPC von den Kollegen aus den "LernZeitRäumen" für ihr reformpädagogisches Konzept geschult. Geschäftsführer Oliver Sauer ist daher sicher: "Es bereichert die Schulen insgesamt."
Info: Tag der offenen Tür in der Freien Schule "LernZeitRäume" ist am Samstag, 2. Februar, 11 bis 16 Uhr, Slevogtstraße 3-5.



