Kultur fast vor der eigenen Haustür
Mobile Bühne bringt bei "Lust4Live" Musik, Lesungen und Comedy in die Stadtteile. Theater gastiert am Samstag im Pfaffengrund.

Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Es ist so weit: Nach nur etwas mehr als vier Wochen intensiver Vorbereitung startet am Freitagabend das größte Gratis-Festival, das es je in der Stadt gegeben hat. "Lust4Live", organisiert von Heidelberg Marketing, städtischem Theater und Stadt, bietet rund 90 Programmpunkte in nur zehn Tagen. Das Besondere: Konzerte, Theater, Tanz, Lesungen und vieles mehr gibt es in dieser Zeit nicht nur auf den beiden großen Bühnen im Tiergartenbad und auf dem Universitätsplatz, sondern auch fast unmittelbar vor der eigenen Haustür.
Möglich macht das ein Kultur-Truck, der im Laufe des Festivals verschiedene Stadtteile besucht und sich vor Ort jeweils in eine mobile Pop-up-Bühne verwandelt. Der Truck, ein 8,5-Tonner der Marke Mercedes, Baujahr 1991, gehört Dirk Lamarc. Der Veranstaltungstechniker der "Heidelberger Dienste" hat ihn vor vier Jahren gekauft und anschließend zum Show-Truck umfunktioniert. Den früheren Laderaum hat Lamarc in eine ausfahrbare Bühne verwandelt. Heute verfügt der Lkw über eine Bühnenstellfläche von insgesamt 24 Quadratmetern.
Theater-Intendant Holger Schultze freut sich über die Möglichkeit, Kultur mit dem Truck in die Stadtteile bringen zu können. "Ich hoffe, dass wir damit auch viele Menschen erreichen, die sonst vielleicht nicht ins Theater gehen oder keine Kultur konsumieren." Es sei schön, direkt zu den Menschen zu kommen, sagt auch Hendrik Richter. "Ich bin sehr gespannt darauf, wie das Angebot angenommen wird." Richter ist seit 2014 festes Ensemblemitglied in Heidelberg. Am Samstag wird er die mobile Bühne im Pfaffengrund betreten, wo er gemeinsam mit seiner Kollegin Esra Schreier "Songs aus dem Neckartal", einen Auszug des Liederabends "Der Mond braust durch das Neckartal", präsentiert.
Als Sänger tritt auf dem Schulhof der Albert-Schweitzer-Schule auch Theater-Ensemblemitglied Raphael Gehrmann auf, der aktuell in der Rolle des Dracula in dem gleichnamigen Stück bei den Schlossfestspielen zu sehen ist. Er singt sein ganz eigenes Lieder-Repertoire, das er so teilweise bereits im letzten Jahr im Rahmen des Programms "Truck’n’Play" aufführte und das von Liedern wie "Veronika, der Lenz ist da" bis zu "Mein kleiner grüner Kaktus" reicht – "Zeitlose Klassiker aus dem letzten Jahrhundert", wie Gehrmann sagt.
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Am Klavier begleitet werden die Schauspieler des Theaters von Johannes Zimmermann. Auch bei ihm ist die Vorfreude groß. Der Auftritt im Kultur-Truck – das habe etwas von Rockkonzert-Gefühl, sagt Zimmermann. Nach der langen Zeit des Eingeschlossenseins sei die mobile Bühne auch ein Symbol für eine wiedergewonnene Freiheit. "Wir freuen uns, dass wir endlich mal wieder etwas machen können."
Aber nicht nur Angestellte des Theaters, auch freie Künstlerinnen und Künstler haben auf dem Kultur-Truck in den nächsten Tagen die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Das, sagt Intendant Schultze, sei auch die Chance, "Schranken abzubauen" zwischen freien und fest angestellten Künstlern. Sie alle hätten während der Pandemie "viel zu lange schweigen" müssen.
Info: Der Eintritt zu allen Veranstaltungen des Kultur-Trucks ist kostenlos, eine Reservierung nicht erforderlich. Vor der Bühne kann man mit der Luca-App einchecken. Nähere Programminfos online auf: www.heidelberg.de/lust4live.



