Kult-Bar "Medocs" zieht vom Bismarckplatz in die Bahnstadt
Die Bar in der Altstadt hat seit Ende Januar geschlossen. Doch sie bleibt der Stadt an anderer Stelle erhalten.

Von Julia Schulte
Heidelberg. Noch eben auf einen Drink ins "Medocs", das ist jetzt nicht mehr so einfach – zumindest von der Altstadt aus. Denn die Kult-Bar am Bismarckplatz um Inhaber Tayfur Özkan und sein Team ist Geschichte, am 28. Januar gingen dort ein letztes Mal die Lichter aus. Allerdings kann Özkan Entwarnung geben: Das "Medocs" wird schon bald wieder seine Türen öffnen – dann jedoch in der Bahnstadt.
Zu dem Termin mit der RNZ, bei dem Özkan über das neue Kapitel des "Medocs" sprechen möchte, kommt er nicht etwa allein – sondern mit sechs seiner Team-Mitglieder. "Uns gibt es nur zusammen", begründet das der Inhaber. Das Gespräch findet in der Bahnstadt statt – wo genau das neue "Medocs" wiedereröffnen wird, verrät Özkan jedoch noch nicht, und auch ein genauer Termin steht noch nicht fest.
Von der Altstadt in die Bahnstadt – ganz freiwillig erfolgte dieser Schritt nicht. Özkans Mietvertrag lief nämlich aus, und er wurde nach einigem Hin und Her nicht verlängert. In das ehemalige Lokal geht jetzt wohl Özkans früherer Geschäftspartner, mit dem er einst das "Medocs" führte. Was genau hineinkommt, weiß Özkan nicht.
Für Özkan geht mit dem Umzug des "Medocs" eine Episode zu Ende, die für ihn im Oktober 2005 begann, als er dort neben seinem VWL-Studium zu arbeiten anfing. Als er dann nach seinem Studium einen Job suchte und nicht direkt fündig wurde, bekam er das Angebot, im "Medocs" mit einzusteigen – und nahm an. Eine Entscheidung, die er nie bereut hat. "Man lernt so viele Menschen kennen, mit denen man dann jeden Tag verbringt – das ist wie eine Familie", schwärmt der 45-Jährige.
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So gut wie jeden Tag war Özkan in seiner Bar. Die Zeit bis zur Wiedereröffnung nutzt er jetzt, um etwas Urlaub zu machen und sich von den letzten Wochen zu erholen, die sehr anstrengend gewesen seien. Sorgen bereitet ihm die Tatsache, dass das "Medocs" künftig nicht mehr in der Innenstadt, sondern in der Bahnstadt sein wird, nicht.
"Im ,Medocs’ ging es immer sehr locker zu, das müssen wir zwar eventuell ein Stück weit anpassen – aber das Team ist so offen, das wird kein Problem", sagt Özkan. Mit einer anderen Klientel rechnet er schon: mehr Familien, mehr Geschäftsmänner. Özkan glaubt: "Das ,Medocs’ war so viele Jahre eine feste Größe in Heidelberg – das wird schon." Und Mitarbeiterin Aliza Shragina ergänzt: "Wir sind dann schließlich in der Nähe vom Hauptbahnhof, und auch von der Halle 02".
In jedem Fall soll das "Medocs" das "Medocs" bleiben, sowohl vom Namen her als auch vom Stil. Allerdings werde es schon auch Neuerungen geben, vor allem bei den Speisen und Getränken. "Man kann das Niveau noch erhöhen", kündigt Özkan an.
Auch das Team wird wohl größtenteils das gleiche bleiben. Insgesamt 35 Leute umfasst es, inklusive Küchenpersonal. Mit vielen habe er schon neue Verträge abgeschlossen, sagt der Inhaber. Tatsächlich ist das "Medocs" vom Fachkräftemangel in der Gastronomie bislang verschont geblieben. Özkan glaubt, dass das vor allem daran liegt, dass seine Mitarbeiter Spaß an ihrer Arbeit haben. "Das müssen sie auch, denn die Gastronomie ist ein harter Job", so der Inhaber.
Die Strategie geht wohl auf: "Ich habe schon in vielen Betrieben gearbeitet – und im "Medocs" ist es mit Abstand am besten, auch wegen der familiären Stimmung", sagt etwas Miriam Dewan. Marco Rave, Özkans rechte Hand, wie er sagt, ist schon seit sieben Jahren mit dabei, und auch er betont die tolle Stimmung im Team.
Mitarbeiterin Aliza Shragina sagt: "Ich merke jetzt, wo das Lokal geschlossen ist, was für ein großer Teil meines Lebens es war." Wenn man in der Stadt war und reingeschaut hat: Irgendwer sei immer da gewesen. "Es war wie ein zweites Zuhause."
Genau das soll es auch in Zukunft wieder sein. Ihre Wünsche für die Zukunft? "Dass wir nach der Pause mit neuer Energie, neuen Ideen und neuem Elan wiederkommen", sagt Rave. Und Özkan wünscht sich, "dass sich das Team und ich nicht ändern – und dass es weiterhin viel Spaß macht."




