Körperwelten-Ausstellung in Heidelberg

Plastinator von Hagens erwartet keine Widerstände von der Stadt (Update)

Es soll Gespräche mit dem Hallenbad-Eigentümer Kraus geben

09.06.2017 UPDATE: 09.06.2017 11:30 Uhr 1 Minute, 28 Sekunden

Mit diesem Plakat (Ausschnitt) soll für die Körperwelten-Ausstellung im Alten Hallenbad in Heidelberg geworben werden. Foto: RNZ

Heidelberg. (dpa-lsw) Nach mehr als zwei Jahrzehnten mit weltweiten Wanderausstellungen soll ein Teil der umstrittenen "Körperwelten"-Exponate ab September im Alten Halldenbad Heidelberg eine feste Bleibe bekommen. Am Donnerstag hatte die RNZ darübere exklusiv vorabberichtet. Widerstände wie bei seinem vor zwei Jahren in Berlin errichteten "Menschen Museum" erwartet der Plastinator Gunther von Hagens in seiner Heimatstadt nicht. Kritiker des Leichenpräparators sehen in dem Konservierungsverfahren die Menschenwürde verletzt.

Bei der Stadtverwaltung gab man sich am Freitag zurückhaltend. Gegenüber der RNZ betonte eine Rathaussprecherin, man wolle zu dem Projekt keine Wertung abgeben. "Beim Alten Hallenbad handelt es sich um eine Immobilie im Privatbesitz." In den kommenden Wochen würden dazu Gespräche mit dem Eigentümer Hans-Jörg Kraus geführt. "Dabei ist zu prüfen, welche bau- und veranstaltungsrechtlichen Schritte unternommen werden müssen", hieß es dazu lediglich. Die Kuratorin der Ausstellung und Frau des Plastinators, Angelina Whalley, wurde konkreter: "Am 22. Juni ist ein Gespräch geplant."

Bei der nach Amsterdam (seit Anfang 2014) und Berlin (Anfang 2015) geplanten dritten Dauerausstellung in dem historischen Jugendstilgebäude im Stadtteil Bergheim soll auf rund 1000 Quadratmetern der Anatomie des Menschen und auch Fragen des Glücks nachgespürt werden. Zu sehen sein werden bis zu 20 Ganzkörper-Plastinate und rund 150 Einzelpräparate wie Organe.

"Damit geht mein langgehegter Wunsch in Erfüllung, die Plastination wieder an ihre Geburtsstätte zurückzubringen", sagte der Plastinator. "Unser Ziel ist es, dem Besucher die wunderbare Komplexität des menschlichen Körpers lebensnah aufzuzeigen und somit seine Achtsamkeit für den eigenen Körper in allen Lebenslagen und -phasen zu sensibilisieren."

Sei es als Basketballspieler, Skateboarder, Denker oder auch beim Sex - seit der ersten Präsentation der "Körperwelten" 1995 in Japan haben von Hagens' zufolge weltweit mehr als 44 Millionen Menschen die insgesamt rund 200 präparierten Toten in wechselnder Besetzung in Wanderausstellungen gesehen, davon 10 Millionen in Deutschland.

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Bei den Plastinaten ist die Haut abgezogen, Muskeln und Nervenstränge sind gut sichtbar. Diese Art der Zurschaustellung fasziniert viele, stößt aber auch auf Kritik, etwa bei den großen Kirchen.

Um die Totenwürde sorgt sich auch der frühere Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie der Universität Heidelberg, Rolf Verres. Er appelliere "an alle zuständigen Entscheidungsträger, ein Kuratorium einzurichten, das über die möglichen Bedeutungen der kommerziellen Benutzung von Leichen für die Atmosphäre in Heidelberg-Bergheim nachdenkt und daraus Konsequenzen zieht."

Update: 9. Juni 2017, 15.15 Uhr

 

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