"Wir bleiben hier"
Rund 6300 Unterschriften sind seit 2015 für den Verbleib am Standort zusammengekommen - Altstadt bietet zu viele Vorteile

Eigentlich soll das Karlstorkino mit dem Kulturhaus in die Südstadt ziehen - doch Stefan Friedel (l.) und Claus Schmitt vom Vorstand des Medienforums haben andere Pläne. Foto: Alex
Von Anica Edinger
Heidelberg. Die Botschaft ist unmissverständlich: "Wir bleiben hier", steht groß auf der Unterschriftenliste, die am Eingang des Karlstorkinos ausliegt. Seit die Diskussion um den Umzug des Karlstorbahnhofs in die Campbell Barracks in der Südstadt losgetreten wurde, kämpft der Verein Medienforum, die Macher des Kinos, um den Erhalt seiner Spielstätte in der Altstadt. Rund 6300 Unterschriften seien seither - also seit 2015 - für den Verbleib am Standort zusammengekommen, berichtet der erste Vorsitzende des Vereins, Claus Schmitt. Für ihn steht nach wie vor fest: "Es macht mehr Sinn für uns, in der Altstadt zu bleiben."
Seit die Stadtverwaltung ihre eigenen Pläne zum Umzug des Karlstorbahnhofs in die Südstadt vorgelegt hat, schöpfen Schmitt und die Mitglieder des Medienforums wohl neue Hoffnung. Denn die Verwaltung schlug kurz vor der Sommerpause nun selbst vor, dass das Kulturhaus ohne Kino in die Südstadt zieht - um Kosten zu sparen. Zwar bestätigten die Stadträte in einer gemeinsamen Sitzung des Kultur- und Konversionsausschusses ihre Entscheidung vom Juni 2015 - demnach solle der Karlstorbahnhof mit all seinen integralen Bestandteilen in die Campbell Barracks verlagert werden. Doch Schmitt meint: "Es sind viele neue Gedanken und Ideen in die Diskussion gebracht worden. Das Medienforum wird jetzt auch von der Verwaltung als eigenständige kultur- und bildungspolitische Kraft in Heidelberg wahrgenommen", so Schmitt. Für ihn ist das Kino viel mehr als nur "integraler Bestandteil" des Karlstorbahnhofs. "Wir sind ein Verein mit Mitarbeitern, die wir bezahlen, und einer Leinwand, die wir an 365 Tagen im Jahr bespielen."
Zwar arbeite man auch mit dem Karls-torbahnhof zusammen - "dieses Jahr bei den Afrika-Tagen und beim Queerfestival", meint Schmitt. Doch die Kooperation mit vielen anderen Einrichtungen in der Altstadt sei viel intensiver. Erst kürzlich seien die Sinologen der Universität zu Gast gewesen, mit den Romanisten, den Slawisten und auch dem Historischen Seminar gebe es einen regelmäßigen Austausch. "Es ist wichtig, dass man auf engem Raum ist, wenn man auch eng zusammenarbeitet", sagt Schmitt. Überhaupt: "Es geht uns auch um eine Solidität, darum, dass wir weiterhin eine qualitativ hochwertige Arbeit machen können", sagt der Vorsitzende.
Ob das am neuen Standort, wo der Platz und der finanzielle Rahmen beschränkt seien, tatsächlich funktioniert, bezweifelt Schmitt ebenso wie Stefan Friedel, Beisitzer im Vorstand. Schließlich müsse es im neuen Haus auch eine merkliche Verbesserung für das Medienforum geben - "beispielsweise die Schallisolierung", sagt Friedel. Täglich müsse man das Kino-Programm auf das des Tikk-Theaters und des Saals abstimmen. "Das klappt in der Regel", meint Friedel. Aber: "Es wäre für uns eine Erleichterung, wenn das wegfallen würde", so Schmitt.
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Für das Medienforum sind damit noch lange nicht alle Standortvorteile in der Altstadt erschöpft: "Hier halten S-Bahnen und Busse direkt vor der Tür", sagt Schmitt. In der Südstadt müssten erst die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen werden. Außerdem sei nun einmal die Altstadt das Herz Heidelbergs. Und: "Ich glaube nicht, dass das Neue in der Südstadt in den nächsten drei Generationen von den Leuten angenommen wird", so Schmitt. Der Vorsitzende griff zudem die Idee einer Altstadt-Kulturmeile von Bürgermeister Joachim Gerner auf. "Das Karlstorkino könnte der Startpunkt sein." Mit all diesen Argumenten werde man sich nun in der Arbeitsgruppe, die Alternativen zu den bisherigen Umzugsplänen erarbeiten soll, engagieren. "Wir verschließen uns nicht vor einem Umzug", sagt Schmitt, aber: "Wir werden weiter für unseren Standort kämpfen."